Ist das wirklich so?

  • P.S.
    Natürlich interessiert das die, die ihre Markensocken im Outlet kaufen und selbst wenn sie Krümmel aufweisen tragen und fotografieren, kein Jota.
    Die Fans der Private Label auch nicht, denn sie wissen ja schließlich nicht wer die Socken/Strümpfe strickt und das Hausmarkenlogo daran befestigt.
    Aber echte Strumpffans, ja, ich habe auch ein Faible für feine Strümpfe, schon.
    Teuer sind die Japansocken, wie sie wohl in Kürze von den Billigheimern genannt werden, sind sie auch nicht, aber viel feiner,
    sowohl beim Material als auch in der Verarbeitung!

    Der Grund warum ich dies schreibe ist ganz einfach die Leichtgläubigkeit der I-Net-Nutzer:
    Qualität interessiert nicht, davon haben sie keine Ahnung, wäre auch zu viel Arbeit bei all dem Stress, sich etwas mit Garnen zu beschäftigen,
    was für alle Stricksachen und Stoffe von Bedeutung ist, mit deren Verarbeitung - siehe Artikel Qualitätsmerkmale - oder/und Produktdesign.
    Da ist es für die allermeisten Stil- und Gentleman-Interessierten doch viel einfacher Hausmarken oder bereits bekannte Marken aus heimischen Gefilden,
    womöglich auch noch superbillig in Outletcentern, zu kaufen oder beim Shoppen einem Blog-/Foren-/Shophype zu folgen. :Tröster:

  • Alle Foren, die ich kenne, werden mit zunehmender Anhängerschaft und Lebensdauer immer contentloser und oberflächlicher. Die Foristen, die sich für Details interessieren und damit ja auch eine gewisse Sensibilität offenbaren, werden naturgemäß platt gemacht. Durchsetzen tut sich immer der Mainstream der es schafft, eine breite Meinungspalette abzubilden, bei der die meisten Forumuser einfach "abnicken" können.

    Dieses Forum ist eine absolute Ausnahme, das liegt aber wahrscheinlich daran, dass es hier so wenig Teilnehmer gibt.

    Ich bin aber nicht der Meinung, dass Teilnehmer keine offenen Ohren für Qualität haben, dass haben sie sehr wohl, aber sie sind sich teilweise darüber gar nicht bewusst, dass sie keine Meinung oder Ahnung haben. Ich erlebe das immer wieder bei meiner Kundschaft.

    Aber ich muss das schon sehr griffig formulieren und häufig auch mit Metaphern durchsetzen, damit mir da gefolgt wird. Sonst hört keiner zu, oder es wird abgeschaltet.

    Ich hatte vor Kurzem eine Dame im Geschäft die probierte ein Kostüm aus einem absolut hervorragendem Jaquard - Stoff, dessen Qualität man eigentlich sofort, wenn nicht optisch, dann doch wenigstens taktil begreifen kann und sie meinte " dass das ja eine Oma-Modell sei" weil es in einem klassischen Stil verarbeitet wurde, also ein Kleid mit einem passenden Bolero (kurzes Jäckchen)dazu. Das stand ihr alles sehr gut, aber es war eben eher klassisch und jetzt nicht das, was es bei Mango zu kaufen gibt.

    Ich sagte zu ihr, "ja schauen Sie, das ist ein qualitativ sehr aufwändig hergestellter Stoff und der eignet sich nicht für Allerweltsmode, dafür ist er einfach nicht gemacht. Wenn er Ihnen nicht gefällt ist das ja auch in Ordnung, aber Sie können das so sehen: Wenn Sie in einem Mercedes sitzen und er gefällt ihnen nicht, dann müssen den ja auch nicht nehmen, aber es bleibt trotzdem ein Mercedes."

    Der Vergleich hinkt natürlich und Mercedes hat mir persönlich noch nie wirklich gefallen, aber mir fiel das so spontan ein und die Dame schaute etwas verblüfft. Wir unterhielten uns dann noch etwas weiter und ich konnte ihr das erklären, was es mit Jaquard-Stoffen auf sich hat. Sie verstand dann was ich meinte war noch einige Zeit unschlüssig, aber kaufte schließlich das Kostüm.

    Da war ich dann wieder etwas verblüfft.....ich wollte ihr nichts aufschwatzen, aber irgendwie habe ich sie überzeugt. Ausserdem stand es ihr sehr gut, also es war sicherlich kein Fehlkauf, sie wird dafür genügend Kompliment erhalten, da bin ich mir sicher.

    Also, das kann schon helfen nach knackigen Vergleichen zu suchen, die erstmal für mehr Aufmerksamkeit sorgen.

    Klar, sind Socken und deren Garne und Strickverfahren nicht die spannendsten Geschichten.:)

  • Hier in Saarlouis spielt Qualität überhaupt keine Rolle, denn sie schauen nur auf das Preisschild, oder höchstens noch auf das Brand.

    In Foren und Blogs ist es mit dem Qualitätsbewusstsein auch nicht von weit her - dort reichen Begriffe wie Cashmere, Gentleman oder Markennamen aus.
    Dass es beim Garn noch auf das Spinnen des Fadens und Garnes ankommt und wie das Garn gestrickt wurde oder ob es Beimischungen von Kunstfasern aufweist,
    geschenkt solange der Preis stimmt. Ob erst die fertige Socke ins Farbfass geworfen wird oder, und das ist normalerweise so, bereits das Garn gefärbt ist:
    Solange die Socken billig genug sind... und überhaupt:
    Weder das Garn spielt eine Rolle noch die Verarbeitung - denn da beschweren sich Männer darüber, dass in Jacquard gestrickte Socken nicht blickdicht sind! :Tröster:

    Dann gibt es Verkaufsblogs, dort wo alles über den grünen Klee gelobt wird, was den Betreibern über den angeschlossenen Shop Geld einbringt.

    Es gibt heutzutage - so kommt es mir oft vor - nur noch zwei Hauptkategorien von Käufern und Käuferinnen:
    1. preisgünstig
    2. bereits bekanntes Brand

    Einmal editiert, zuletzt von urban (2. April 2024 um 13:27)

  • Die Frage aller Fragen ist nun die:
    Warum interessieren sich die Leute nicht weiter für die Klamotten, die sie tragen und wohl oder übel auch bezahlen müssen;
    Ist es ihnen egal welchen Gegenwert sie für ihr Geld bekommen?
    Glauben sie wirklich, dass Outlet-Preise supergünstig sind?
    Vertrauen sie den ihnen bereits bekannten Markensachen blind, ohne Kritik wenn in manchen Strümpfen 20% oder 30% Kunstfasern beigemengt sind
    oder Anzüge teilweise komplett aus Kunstfasern bestehen (Kein Aprilscherz!)?

    Manche Artikel/Produkte/Sachen bekommt man gar nicht mehr hier in Saarlouis, Saarbrücken, Saarland = eigene Erfahrung als ich nach einer simplen Strickmütze gesucht hatte. Beispiele: Unterwäsche von Hanro, Zimmerli, Novila, Oscalito - stellvertretend für alles, was hochwertiger ist als "Baumwolle".

    Oder scheuen sie das Risiko im Ausland zu bestellen?
    Können sie etwa nicht rechnen?
    4400 Yen = 27,50 € plus Fracht, Zollpauschale und zzgl. 19% Mehrwertsteuer (EFUSt) für Kniestrümpfe aus 100% GIZA45
    oder $24 = 22,25 € für ein Paar feine Merinostrümpfe plus o.g. Nebenkosten
    oder 13.- € pro Paar aus 100 % Merinowolle NM 60/2

    25 € p.P. bei 70% Merinoanteil = 25/0,7 = 35.- € pro Paar umgerechnet

  • Der durchschnittliche User bewertet alles aus einer Kosten-Nutzen-Position heraus. Ist guter Strick toll? Ja, aber März tut es auch. Sind hochwertige Schuhe toll? Ja, aber Shoepassion reicht. Sind Maßanzüge toll? Ja, aber SuSu von der Stange reicht. Sieht man trotzdem wie von italienischen Nobelschneider angekleidet? Nein, nichtmal wie die Sparvariante davon, aber ist ja auch egal, man redet es sich schön und es sieht ja eh keiner, die anderen sind zum Glück noch blinder. Von weniger sichbaren Dingen wie Socken, Unterwäsche und anderen Dingen würde ich nichmal anfangen, da tut es H&M. Man ist zwar gerne gut gekleidet und möchte etwas aus der grauen Masser herausstechen, aber Kleidung ist in der Regel Verbauchsware mit geringem Widerverkaufswert und der jährliche Familienurlaub am Gardasee will ja auch finanziert werdem. Das ist ja auch der Grund warum du in einem Forum mehr 5000€ Uhren als 5000€ Anzüge findest, die redet man sich als "investment pieces" schön. Hinzu kommt, dass viele keinen Stil und Anspruch mehr haben, egal in welchem Bereich. Schön gekleidet zu sein ohne Anspruch und Niveau ist aber eine Verkleidung und nicht autentisch. Die Geschmäcker sind heute nicht mehr von Vorbildern anerzogen, sondern werden trainiert und angeeignet, egal ob es zu einem passt oder nicht. Eine meiner unterhaltsamsten Begenungen war hier mit einem sehr bekannten Herren des Stilnetzes, der sich sehr gut auf die eigene Vermarktung, Urban würde wohl Inszenierung sagen, versteht. Als er den Mund aufmachte, war ich doch ein wenig überrascht, denn da kam sehr wenig mit Substanz. Kurz gesagt, ich kenne Feldwegspfützen mit mehr Tiefgang, aber hey, die Bilder sind immer sehr schön. Das gilt ja auch für alle Influencer der deutschen Stilnetzes wie Justus Hansen oder Ben Bernschneider, mittelmäßig verkleidete Dünnbrettbohrer die anderen ahnungslosen Milchbubis meinen zeigen zu müssen, wo der Frosch die Locken hat. Sieht leider dermaßen bescheiden aus, dass selbst SuSu sich davon distanzieren würde, wenn sie es müssten.

  • Lustig bis makaber finde ich die Private Labels, früher Hausmarken genannt:
    Da stürzen sich (nicht) nur die Fans drauf und zahlen Mondpreise für die gebotene Qualität,
    aber immerhin, das FAN-LOGO ist deutlich sichtbar.:diablo:

    Alleine das FAN-LOGO kostet soviel wie der Einkaufspreis

  • Und dann gibt es noch die Supermarktkäufer, die im Vorbeigehen Socken und Unterwäsche in den Korb werfen.
    Ob die einen Blick auf die Banderole des Dreier- oder Fünferpacks werfen?
    Ich glaub's ja weniger, und selbst wenn, dann können sie mit den Bezeichnern wie Polyamid, Elasthan, Viskose usw. eher wenig bis rein gar nichts anfangen.
    Aber, Hauptsache billig, oder preisgünstig - je nach Sprachverständnis.

    Wenn aber die Menschen sich mit ihren getragenen Sachen wohlfühlen, warum nicht?
    Ist halt nur die Frage der Neugier ob sich vielleicht noch was besseres findet und was wichtiger ist, das Auto oder .... :whistle:

    Einmal editiert, zuletzt von urban (4. April 2024 um 17:50)

  • Es ist ja schließlich so, dass Mann keine Komplimente für seine Socken oder andere unsichtbare Teile bekommt.
    Diese Artikel verschaffen ihm nur eine gewisse Selbstbefriedigung.
    Anerkennung erfährt der Herr nur durch seine Logos auf Hemd, Jacke, Gürtel und Armbanduhr. :read:

  • Es ist ja schließlich so, dass Mann keine Komplimente für seine Socken oder andere unsichtbare Teile bekommt.
    Diese Artikel verschaffen ihm nur eine gewisse Selbstbefriedigung.
    Anerkennung erfährt der Herr nur durch seine Logos auf Hemd, Jacke, Gürtel und Armbanduhr. :read:

    Ich darf mich in aller Bescheidenheit als lebendes Gegenbeispiel für diese These aufnötigen. Von meiner Orthopädin bekam ich vor einem knappen Jahr ein Kompliment für meine Strümpfe, welches sich zugegebenermaßen nicht auf Material oder Verarbeitung bezog, sondern auf das Dessin. Über durchaus erhaltene Komplimente (wiederum für das Dessin) anderer unsichtbarer Bekleidungsstücke schweigt des Sängers Höflichkeit.

    Auch der im letzten Satz geäußerten Ansicht kann ich aus eigener erfreulicher Erfahrung nicht beipflichten.

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