Schuhsohlen - Ledersohlen - Sohlenarten & Pflege

  • Hallo Urban,

    könntest du die Bearbeitung des Sohlenrandes mal erklären? Ich habe den Wachsstift von Boot Black, werde aber überhaupt nicht damit warm.

    Viele Grüße, Sven

  • Aber gerne!

    Zuerst besorgst Du irgendwo im Haushalt einen dicken Radiergummi oder einen anderen Gegenstand, der sich als Schleifklotz eignet.
    Dann nimmst das mitgelieferte Sandpapier, legst ein Lineal drauf und reißt einen Streifen in der Breite ab wie Dein Schleifklotz ist und legst den Schleifklotz an dessen Ende,
    damit Du das Schmirgelpapier drum wickeln kannst.
    Du machst das aber nicht (komplett) sondern nur drei Lagen, ein Fähnchen steht hoch in die Luft, und greifst den Klotz mitsamt dem Schmirgelpapier mit Deiner Arbeitshand,
    Daumen + Zeigefinger.
    Nun legst Du den Schuh auf die Seite und beginnst - am einfachsten an der Längsseite - den Sohlenschnitt (-kante) in Kreisen zu beschleifen - Schleifebene und Schuhsohle
    stehen dabei im rechten Winkel zueinander.
    Du kannst am Anfang auch in derselben Richtung, also längs (Längsrichtung) der Schuhsohle schleifen, später dann diagonal (X-Richtungen).

    Dabei achtest Du darauf, dass Du mit dem Schleifpapier nicht in den Schaft rein rennst...an den Seiten ist das eine leichte Übung, am Absatz wird es schon etwas kniffliger,
    daher den zum Schluss wenn Du etwas firmer im Umgang mit dem Schleifpapier bist.

    Wenn eine Lage des Schleifpapiers zu ist, d.h. die Schleifwirkung nachlässt, weil das Sandpapier sich mit Lederstaub zugesetzt hat, dann einfach den Schleifklotz weiter wickeln
    bzw. eigentlich das Sandpapier.
    Einmal rundum - Du siehst ob noch dunklere Vertiefungen in dem hellen beschliffenen Sohlenschnitt sind.

    Sobald Du mit dem Schleifen anfängst wird natürlich die Lederfarbe, meist hellbraun/beige, sichtbar, also nicht erschrecken!

    Dann kannst Du noch einmal dasselbe Procedere mit einem feiner Sandpapier wiederholen.

    Keine Angst - das Beschleifen muss man nur einmal pro Schuh machen.

    Wenn Du mit Deiner Schliff zufrieden bist, dann nimmst Du idealerweise die Two Face Plus Lotion und reibst mit einem damit befeuchteten Lappen den beschliffenen Sohlenschnitt
    mitsamt dem Absatz ab. So wird der Lederstaub entfernt und gleichzeitig der Sohlenschnitt geölt und geglättet.
    Ein feuchter Lappen geht auch.

    Abschließend nimmst Du den Wachsstift und malst damit den Schliff zu. :smile:

    Wie zu Beginn:
    Den Schuh mit der linken Hand festhalten und mit dem Wachsstift in Längsrichtung der Sohlenschnitts/-rands reiben sowie diagonal, die X-Richtungen,
    womit wir wieder bei "+ X" wären.
    Sinn und Zweck - wenn der Stift neu ist, dann gibt es wenig Wachsabrieb auf dem Leder, später dann wenn der Stift angerieben ist geht's leichter - der Übung ist
    die beschliffene Fläche mit einer Wachsschicht abzudecken.
    Zum finalen Glätten fährst Du einfach kurz mit der Daumenkuppe drüber - glänzt!

    Die Behandlung dient in erster Linie der Optik und es wird vermieden, dass seitlich Feuchtigkeit zwischen den Sohlen eindringen kann.

    Wenn Du den Schuh dann getragen hast und mit der Spitze angestoßen bist, dann an diesen Stellen kurz mit dem Wachsstift drüber, Daumenkuppe -> glänzt = erledigt!
    Heftige Anstöße mit möglichst feinem Sandpapier beschleifen und glätten.

    Etwas weniger Mühe gegeben:

    Hier etwas mehr - bitte immer darauf achten, den Ausputz am Absatz - hier die Riffelung (Rändelung im Schuhmacherdeutsch) - nicht weg zu schleifen!
    Man sieht deutlich den Unterschied zwischen beschliffenem und unbeschliffenem Absatz - ungefärbt!

    Wenn Dir der hellen Sohlenschnitt nicht gefällt, dann kannst Du den Sohlenschnitt mit der Sohlenrandfarbe, Edge Color, leicht einfärben.
    Behelfsweise funktioniert auch eine farbige Schuhcreme - ich habe noch nicht ausprobiert wie gut diese deckt.

    Der Farbunterschied - ich hatte aber bei diesen Schuhen weniger an das Aufpolieren des Sohlenschnitts denn an die MIRROR GLOSS gedacht

    Sollten Fragen auftauchen oder etwas unklar bzw. schwer verständlich beschrieben sein, dann einfach stellen.

  • Vielleicht ging es auch um das Problem...

    Uujii, den hab ich ja...
    Wieso nimmt bei mir die Sohle den Wachs nicht an? Haben neue BB Wachsstifte eine Schutzschicht, die man entfernen muss, um an den Wachs zu kommen?
    Danke und Gruss

  • Es gibt in Deutschland mind. 3 verschiedene Schuhmachergesellen :
    Schuhmacher, die keine Schuhe machen können
    Orthopädieschuhmacher mit 3 1/2 Jahren Lehrzeit und
    Maßschuhmacher, die Leisten machen können und nie auslernen.

    Der Beruf heißt Leistenmacher, nicht Leistenbauer, denn da wird nichts gebaut sondern aus einem Stück abgelagertem Buchenholz geschnitzt.
    Es heißt auch "der Leisten", Plural "die Leisten", und nicht die Leiste, was ein schmales, langes Werkstück oft aus Holz, Metall oder Kunststoff ist, oder das Leiste(n).

    Eigentlich alles gar nicht mal so wichtig, nur gibt es halt eben einen Unterschied ob man seine Schuhe zu einem Schuhmacher gibt, der gerade mal so...
    oder zu einem Meister seines Fachs.
    Meiner einer zahlt lieber bedeutend mehr für eine gute Arbeit als vermurkste Schuhe in die Mülltonne zu werfen, einmal passiert, die anderen versauten habe ich in der Bucht entsorgt,
    waren schließlich ALDEN aus Shell Cordovan! :confusion:
    Einfach ausgedrückt:
    Was nützt es 10 € oder 20 € weniger auszugeben, von "sparen" kann gar nicht erst die Rede sein, wenn anschließend die Schuhe ruiniert sind?
    Abgesehen davon, dass der eingekaufte Ärger noch dazu kommt.
    Dann doch lieber gleich auf Nummer sicher, und ich habe meine Ruhe, keinen Ärger und keinen Stress!
    So etwas nennt sich übrigens Lebensqualität.

    Insofern machen Reparaturpreisvergleiche, wie man sie leider oft im Internet findet, so viel Sinn wie einen schönen, reifen Apfel mit einer zermatschten Birne zu vergleichen.
    Ist eher was für tumbe Menschen, die etwas schlecht sehen, die blinden Aficionados, denen man so gut wie alles andrehen und unterjubeln kann.

    Die labern selbst von "großem Kino" bei einem Schuh, den man besser im Regal stehen lassen sollte - glaubt aber keiner wenn ich schreibe:
    Die Marke macht's! :loud laugher:

  • Genau das ist das Problem, sollte aber im Lederqualitätsthead stehen.
    Wer kann am fertigen Schuh gut von schlecht unterscheiden. Gerade die von mir vorgestellten Schuhe mit Beschichtung lassen wenig vom Leder erkennen, und dürften den überwiegenden Anteil an verkauften Schuhen darstellen. Die Maßanfertigung wird die Artist Palette bleiben und niemals massenfähig.
    Die Zielgruppe sollten also die Schuhkäufer sein, die mehrere viele Hundert Euro im Laden liegen lassen und mit einer Maßanfertigung besser gefahren wären (so verstehe ich Deine Beiträge).
    Gruss

  • Nein, nein - es gibt durchaus Schuhe für recht kleines Geld sofern man sie im Urlaub irgendwo günstig in Italien oder auf Mallorca oder
    sonst wo für 100 €, 150 € oder 200 € oder so in dem Dreh einkauft, deren Leder nicht oder so gut wie nicht mittels Farbauftrag korrigiert wurde.

    In Deutschland, seien es Schuhgeschäfte, Outletcenter oder Versandhändler sind Schuhe mit wirklich erstklassigem Leder, sogenanntem Anilinleder,
    auf dem Weg hin zur Mangelware, aber trotzdem noch relativ häufig zu finden - konkret kann ich Dir nur leider nicht sagen wo, denn ich kaufe meine Schuhe nicht hier.

    Ich könnte jetzt eine Riesenabhandlung über Schuhe, Macharten, Ausführungen, Qualität insgesamt und Lederqualität im besonderen schreiben, habe nur leider keine Zeit dafür.
    (Bin schon seit 8 Uhr am PC und habe noch jede Menge Arbeit vor mir - alle, die nicht dringend ist, hoffe ich am Dienstag erledigen zu können..)
    Nur so viel:
    Ein gutes Paar handgemachter Schuhe - handeingestochen und von Hand gedoppelt - kostet beim Schuhmacher direkt so 500 € oder 600 €;
    dessen Leder ist nicht oder kaum mit dem vergleichbar mit dem, was so manches bekannte Brand hier anbietet.
    Wer auf's Geld achten will, der bekommt diese Schuhe in Blake Rapid für 300/400 € und günstiger.

    Natürlich zu diesen Preisen nicht in Deutschland, denn hier kauft man ja schließlich nur MARKENschuhe,
    weil man sich auf das Markenimage felsenfest verlassen kann,
    in Forum X und Y darüber psoitiv berichtet wurde,
    die Marke auch in Büchern für ihre erstklassige Sachkompetenz berühmten Autoren nur lobend..."je teurer der Schuh desto besser seine Qualität" oder so ähnlich
    und weil ...
    und da...
    und weswegen...
    man ja schließlich bei so einem Hype dabei sein will - Zeige wer Du bist mit Deiner Marke!

    Unbekannte Marken, Brands und Logos sind minderwertiger, da sie dem eigenen PRESTIGE abträglich sind - KLEIDER machen LEUTE!
    Der kann sich noch nicht mal ein anständiges ....leisten! :diablo:

    Wer die Artist Palette No. 1 wie und auf welches Leder resp. Schuhe, Stiefeletten oder Stiefel aufträgt, ist mir grundsätzlich fast egal, aber nur fast.

    Wer welches Produkt - die Marke macht's! - auf seine mehrere hundert teuren Schuhpaare oder seine mehrere tausend €uro teure Schuhsammlung aufträgt,
    verwundert mich dagegen immer wieder auf's Neue, die erstklassigen Begründungen dafür verursachen auch nach vielen Jahren deren Studiums
    immer noch täglich neu ein ungläubiges Kopfschütteln, so interessant, phantasie- und erfindungsreich wie diese sind.
    Die mit Abstand beste Begründung lautete:
    Schuhe da gekauft, um Versandkosten zu sparen!
    Dann muss man halt eben alle 14 Tage wieder auf's Neue ran an die Rahmengenähten! :welcome:


    P.S. Alle Preisangaben mache ich mit Vorsicht, denn ad 1 bin ich weder deren Anbieter und ad 2 habe ich keinen Bock auf Nachfragen "du hast aber doch geschrieben..."

  • Mann, da hatte ich aber mal wieder viel geschrieben...

    Ich plädiere einfach nur dafür, dass sich die Leute möglichst gute Schuhe für ihr Geld kaufen.
    Welche das sind hängt von ihrem Geldbeutel ab.

    Wenn möglich, dann sollte Mann und Frau auf ein Paar tatsächlich handeingestochene und handgedoppelte = echte handgemachte Schuhe sparen
    statt zig Schuhe aus Sonderangeboten, Sales usw. anzuhäufen.
    Handgemachte Serienschuhe sind keine Maßschuhe selbst wenn der Leisten, ihre Form, vom Schuhmacher angepasst wird.

    Es sind nur 2 Sachen, auf die ich hinweisen möchte mit all meinen Beiträgen, da dies nicht nur den eigenen Füßen gut tut sondern den Menschen insgesamt,
    da in den Fußsohlen sehr viele Nervenbahnen enden: das Wohlfühlen insgesamt und die Gesundheit.

    Ich hatte einmal zu meiner Nichte gesagt: "Du kannst meine Fehler wiederholen oder so klug sein auf meine Ratschläge zu hören!"

    Nerven tun mich über alle Maßen die Schuhhypes im Internet - Schönreden von oft sogar fehlerhaften und minderguten Schuhen rein des Kommerzes wegen und gesteuert.:big_boss:

  • Schuhe mit aufwendig ausgearbeiteten Ledersohlen auf den Markt zu bringen scheint schwer in Mode gekommen zu sein.
    Es gibt Schuhe mit eingezogenem Gelenk, Fiddle Waist und Fiddle Bevelled Waist, was nicht dasselbe ist.

    Eingezogenes Gelenk (Steg):

    Fiddle Waist

    Der Bevelled Waist, das gegurtete Gelenk, unterscheidet sich von den anderen Ausführungen dadurch, dass der Rahmen im Gelenkbereich
    verschmälert und nach außen abfallend ausgeschärft wurde (wie ein Keil: hohe Seite am Schuhschaft, Spitze zeigt nach außen)
    und die Laufsohle in dieser Zone etwas breiter zugeschnitten und ebenfalls ausgeschärft wurde,
    damit der Schuhmacher sie in mühevoller, zeitraubender Handarbeit auf den Rahmen um-/hochbiegen kann.
    Dieses Stück der Laufsohle umfasst dann den Rahmen auf beiden Seiten des Schuhes wie eine Klammer.

    Ein Foto dieser Arbeit findet man hier: http://carreducker.blogspot.com/2009/01/phew-t…oes-fitted.html

    Bei Shoes & Craft findet man eine Fotoserie, die die Arbeit des Fiddle Waist sehr gut erklärt,
    man sieht dort aber nicht den Bevelled Waist, den nur sehr wenige Schuhmacher beherrschen und der solche Schuhe
    richtig teuer macht, sowohl bei der Anschaffung als auch bei einer eventuell fällig werden Neubesohlung.

    Um den Bevelled Waist zu immitieren, wird die Laufsohle kur vor der Absatzvorderkante verjüngt, eingeschnitten,
    schmäler als der Absatz ist ausgeführt.
    Manchmal findet man auch den holzgenagelten Fiddle Waist: entlang der Gelenkmittellinie, dem Grat, sieht man 2 Reihen
    von Holznägeln.

    Ob die oben gezeigten Fotos einen Bevelled Waist zeigen, kann ich wegen der Perspektive nicht zweifelsfrei sagen;
    es sieht jedoch danach aus, dass der dunkelbraune Schuh ein solches Bevelled Waist Gelenk hat,
    der grüne jedoch wahrscheinlich nicht.

    Fakt ist, dass solche Schuhe unglaublich elegant aussehen und ein schon fast zierliches Gelenk aufweisen,
    so dass man schon beinahe Angst haben muss es würde brechen.
    Der Nachteil solcher überaus aufwendiger Ledersohlen sind jedoch die Kosten der Neubesohlung, denn die sind hoch!
    Denn es ist nur schwer vorstellbar, dass jemand sich Halbsohlen auf diese Schuhe aufkleben lässt.

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