Preisausschreiben Boot Black Shop


    1. Warum liegt die Laufsohle im Bereich des Sohlenschnitts, gelbe Raute, der meisterlich gemachten Schuhe von Emiko Matsuda, Maßschuhe aus London,
      nicht auf der Unterlage auf? Was verbirgt sich dahinter bzw. wozu ist das gut?
      Für die Erklärung gibt es 1 Fl. RICH MOISTURE oder SUEDE RICH MOISTURE
    2. Woraus resultiert die Rundung der Laufsohle in der roten Raute?
      Für die Erklärung gibt es 1 Artist Palette No 1 in der gewünschten Farbe.
      GELÖST!
    3. Wie nennt man die Höcker auf dem Sohlenschnitt, wie werden sie gemacht und wann, vor oder nach dem Doppeln der Sohlennaht?
      Defacto der Trostpreis: 1 Packung Boot Black Polish Cloth
    4. BONUSFRAGE: Auf dem Tisch stehen Schuhe mit (stark) unterschiedlich hoch stehenden Spitzen - wie heißt der Begriff für diese Schuhspitzenhöhe und wie begründen sich die verschieden hohen Ausführungen? Als Belohnung winkt 1 Artist Palette Starter Set.
      GELÖST!

    Schuhmacher sind ausgeschlossen von der Beantwortung.
    Laufzeit des Preisausschreibens: Bis alle 3 Fragen richtig beantwortet sind und längstens 1 Woche = 26.10.2023


    5 Mal editiert, zuletzt von urban (24. Oktober 2023 um 19:05)

  • Dann fange ich mal mit Nr. 1 an: Die Sohle ist nach außen hin gewölbt, um die Sohlen-Naht zusätzlich zu schützen. Dadurch hat der Schuh auf dem Bild im Sohlen-Aussenbereich keinen Bodenkontakt, dafür halt aber im Innenbereich der Sohle. Der Innenbereich nutz sich also beim Gehen eher ab als der Aussenbereuch und die Naht bleibt somit eher geschont.


    Den Fachbegriff kann ich bei mehr Zeit wahrscheinlich auch raussuchen.

  • Die Sohle ist konkav-konvex quer zur Längsachse des Schuhs gewölbt, ebenso in seiner Längsachse,
    aber das hat mit der Laufsohlenschonung nichts zu tun sondern einen anderen Grund.:wink:

  • urban 19. Oktober 2023 um 13:11

    Hat den Titel des Themas von „Preisausschreiben“ zu „Preisausschreiben Boot Black Shop“ geändert.

    1. Why does the outsole in the area of the sole cut, yellow diamond, of the masterfully made shoes by Emiko Matsuda, custom shoes from London,
      does not rest on the sole? What is behind this or what is it good for?
      For the explanation there is 1 fl. RICH MOISTURE or SUEDE RICH MOISTURE
    2. What is the result of the rounding of the outsole in the red diamond?
      For the explanation you get 1 Artist Palette No 1 in the desired colour.
    3. What are the bumps on the sole cut called, how are they made and when, before or after doubling the sole seam?
      Defacto the consolation prize: 1 pack of Boot Black Polish Cloth.
    4. BONUS QUESTION: On the table are shoes with (very) different toe heights - what is the term for this toe height and what is the reason for the different heights? The reward is 1 Artist Palette Starter Set.

    Shoemakers are excluded from answering.
    Duration of the competition: Until all 4 questions have been answered correctly and no longer than 1 week = 26.10.2023

  • Nächster Versuch, diesmal für Nr. 2:


    Die Rundung im mittleren (roten) Bereich resultiert von der Laufsohle: Die wird am Anfang für die Sohlennaht außen quasi ein bisschen gespalten, allerdings ohne etwas abzutrennen. Später wird der gespaltene, schmalere Teil hochgeklappt, nachdem der dickere im Mittelteil überwiegend - aber nicht vollständig - abgeschnitten wurde. Dieser schmalere Mittelteil der Laufsohle wird also hochgeklappt und zwischen Schaft und dem dickeren Mittelteil der Laufsohle per Werkzeug reingesteckt bzw. eingeklemmt.


    Damit das ganze funktioniert muss die Laufsohle im Mittelteil breiter ausgeschnitten werden. Siehe z.B. hier ab 18:30 etwa:




    die eigentlich Rundung kann man sich dann bei etwa 24:30 anschauen.

  • Für die Bonusfrage mit den unterschiedlich hohen Spitzen: Der Fachbegriff heißt Spitzensprengung. Und höhere Spitzen sind - glaube ich - geschickter zum Laufen/Gehen während tiefere Spitzen quasi zum Sitzen im Büro geschickter sind. Genauere Begründung müsste ich nachliefern.

  • Ok, also ich habe mal das Forum hier für die Spitzensprengung und die Bonusfrage ein bisschen konsultiert 😅:

    Durch eine höhere Spitze fällt das Abrollen beim Gehen leichter, weil der Schuh in diesem Bereich durch die Spitzensprengung quasi vorgewölbt ist. Das Leder muss sich dadurch etwas weniger dehnen - von der Ausgangslage eines ruhenden Schuhs mit hoher Spitze aus gesehen.

    Für den stehenden Schuh macht das ja aber keinen Sinn, solange kein Abrollen stattfindet. Der ruhende Fuß zieht die Spitze eher nach unten. Da macht dann also eine niedrigere Höhe in der Spitze mehr Sinn, die am Ende etwas weniger Druck auf den ruhenden Fuß ausübt (im Zehenbereich).

  • Du hast die BONUSFRAGE fast komplett beantwortet - jetzt sag mir nur noch womit sich die unterschiedlich hohen Spitzensprengungen begründen.
    (Es hat etwas mit Geometrie zu tun...)

  • Ok, das Ergebnis meiner tiefergehenden Forumsrecherche und eigener Gedanken dazu:


    Von der Seite betrachtet geschieht das Abrollen des Schuhs entlang eines Bogens, also eines Kreissegments. Die Spitzensprengung wird zusammen mit der Fersensprengung (quasi die Absatzhöhe grob gesprochen) so gewählt , dass der Schuh entlang seiner Brandsohle zu der Gehbewegung, also zum genannten Bogen, passt. Deshalb muss die Spitzensprengung höher sein, wenn der Absatz niedrig ist und umgekehrt muss die Spitzensprengung niedriger sein, wenn der Absatz höher ist - sonst wird der genannte Bogen der Gehbewegung nicht getroffen. Ansonsten orientiert sich das ganze an der Schrittweite und anderen Maßen des Trägers.


    Also all das, um möglichst mit dem Gehprozess konform zu sein bzw. daran angelehnt zu sein, damit sich das Leder nur minimal biegen muss. Denn physikalisch wissen wir, dass Bewegung Verschleiß bedeutet, wodurch wir diese reduzieren möchten. Und wahrscheinlich ist kein anderes Lederprodukt einer derartigen kontinuierlichen Bewegung ausgesetzt wie ein Paar Lederschuhe.

  • Zu Nr. 2: Anscheinend sagt man dazu, dass die Schuhe in diesen Gelenkbereich gegurtet sind. Und ich habe da viele Worte gemacht. Aber man kann auch einfacher schreiben, dass der Rand der Sohle auf den ausgeschärften Rahmen umgebogen wird. - Quasi ein Forumszitat von Urban aus einem Endlos-Thread.

  • Äh, ich glaube nicht, dass die Frage Nr. 1 vollständig gelöst ist. Ich habe ja gemeint, das wäre dafür da, um die Sohlennaht zu schützen, aber das war es nicht.

    Nun würde ich vermuten, dass der wahre Sinn analog zur Antwort auf die Bonusfrage ist: Da bei der Gehbewegung die Füße zentral auf der Sohle drücken, hat die Laufsohle im Randbereich weniger Bodenkontakt. Oder anders formuliert: Es entsteht eine Wölbung quer zur Längsachse. Demnach findet bei den obigen Schuhen eine Vor-Wölbung statt, damit die Laufsohle beim Gehen weniger strapaziert wird.

  • Nächster Versuch zu Nr. 1: Die Wölbung der Laufsohle zum Rand hin orientiert sich an der Brandsohle: Die wiederum ist wie eine „Obstschale“ gewölbt, damit der Fuß zum Beispiel nicht zur Seite hin rutscht.

    Jetzt könnte man die Laufsohle durch das Anbrigen eines Keders (oder eines angepassten Rahmens) dennoch flach machen, auch wenn die Brandsohle gewölbt ist. Doch warum sollte man sich diese Extra-Arbeit machen, wenn die Wölbung der Laufsohle keine Nachteile und sogar leichte Vorteile bringt: Vor-Wölbung entsprechend der Gehbewegung und zusätzlicher Schutz der Sohlennaht.

  • Nr 3: Die „Höcker“ auf dem Sohlenschnitt nennt man auch einfach Ausputz. Die werden mit einem Zierrädchen (oder auch Rändelrädchen) gemacht. Dies geschieht vor dem Doppeln der Sohlennaht, damit die Gruben bzw. die Täler der „Höcker“ als Zielpunkte für die Naht dienen. Damit kann man leichter eine Gleichmäßigkeit beim Doppeln erreichen.

  • Frage 1 - warum die Laufsohle nicht auf der Unterlage aufliegt:
    Dies dient der besseren Passform der Schuhe und zur Vermeidung von Gehfalten:
    Beim Hineinschlüpfen hat der Fuß etwas Spielraum im Schuh und das geht leicht; sobald der Fuß im Schuh ist und die Sohle belastet wird,
    wenn zum Beispiel der Schuhträger aufsteht und sich hinstellt, dann wird die Sohle durch das Körpergewicht nach unten auf den Boden gedrückt
    und der Schaft legt sich press auf den Fußrücken.
    Dadurch erhält der Maßschuh eine leicht verbesserte Passform und beim Gehen werden Gehfalten soweit möglich vermieden bzw. stark reduziert.

    Zu Frage 2:
    Dabei handelt es sich um den Bevelled Waist (w/o fiddle), bei dem der Rahmen zuvor ausgeschärft und die Laufsohle auf ihn gebogen wird
    wie Gawan bereits erklärte. Gegurtet ist ein anderer Begriff dafür.

    Zu Frage 3 - den Höckern auf dem Rahmen:
    Dies nennt man den gestuppten Rahmen, bei dem mit Hilfe eines Rändelrädchens und je nach Einstichabstand der Rahmen am Einstichloch verdichtet wird
    und das Leder dazwischen ganz minimal nach oben gegen den gepechten Faden = Draht gedrückt wird.
    Es gibt verschiedene Rändelrädchen mit unterschiedlichen Durchmessern, um die verschiedenen Einstichabstände stuppen zu können.
    Der gestuppte Rahmen gehört zum Ausputz der Schuhe falls dies vom Auftraggeber gewünscht ist.

    Zu Frage 5, die Bonusfrage nach den verschiedenen Spitzensprengungen:

    Die Füße des kleinen Mannes beschreiben beim Gehen einen Kreisbogen wie ein Pendel, das an der Hüfte sein Zentrum hat.
    Je kürzer die Beine desto stärker die Steigung wenn man es geometrisch interpretiert = lange Beine haben einen größeren Radius, beschreiben einen größeren Kreis,
    der, wenn man ihn in ein Koordinatensystem mit X und Y-Achse einzeichnen würde, weniger Steigung hat.
    Stellt man die verschiedenen Schuhe auf den Nullpunkt, dann steigt die Kurve (= Kreisbogen) bei kurzen Beinen = kleiner Radius viel steiler an
    als bei langen Beinen mit einem größerer Radius.
    Die Spitzensprengung nimmt in Zusammenarbeit mit der Absatzhöhe diese Steigung vorweg, der Schuh muss - um bei den kurzen Beinen zu bleiben -
    sich nicht mehr so stark durchbiegen, die Gehfalten prägen sich weit weniger stark aus.
    Insofern richtet sich die Spitzensprengung und die Absatzhöhe nach der Beinlänge des jeweiligen Schuhträgers.


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    Summa summarum hat Emiko Matsuda sehr viel Fachwissen von ihrem Lehrmeister TERRY MOORE, dem Großmeister der Leistenmacher, einer Legende,
    übernommen und umgesetzt.

    Man muss es nur erkennen, sehen und interpretieren können. :thanks you:

    Interview mit KEIKARI.COM:
    https://www.keikari.com/english/interv…from-fosterson/

    The art of shoemaking, Victoria & Albert Museum, London

    3 Mal editiert, zuletzt von urban (26. Oktober 2023 um 18:48)

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