Qualitäts- und Verarbeitungsmerkmale von Lederartikeln

  • 1. Die Kante

    Nach dem Ausstanzen der Lederteile und dem Zusammenfügen, dem Kleben der Kanten und dem Vernähen,
    wird die offene Kante fein beschliffen und mit Kunsstoff versiegelt:

    Umgebugte - umgelegte Kante:
    Das Oberleder wird, siehe letztes Fotos, rundum entlang der späteren "Kante" ausgeschäft, das Leder abgetragen, so das es rundum dünner ist,
    dieser "Überlappungsbereich" wird um das Innenteil der Börse umgeschlagen und angeklebt, um so die beiden Teile zu fixieren.
    Anschließend werden sie miteinander vernäht.
    An den Winkeln erkennt man wie gut das Oberleder dort die Kurve, den rechten Winkel, in kleinen Falten gelegt wurde:
    Hier sieht man, dass das umgebugte Oberleder keinerlei Wellen schlägt sondern vom Meister fein säuberlich von Hand in Falten gelegt wurde.
    Zusätzlich wurde eine Zierprägung angebracht - die dünne entlang der Kante, des umgeschlagenen/umgebugten Oberleders eingeprägte Linie.

    Diese Ausführung verlangt natürlich wesentlich mehr Arbeitsschritte wie das Ausschärfen des Oberleders und
    weit mehr Können des Feintäschners beim Umbugen und der Faltung in den Ecken.

    Es gibt noch eine weitere Ausführung, ohne Fotos, bei der das Oberleder sehr wohl umgelegt wurde aber nur gerade soweit über
    das zweite Leder drüber kragt, dass die Nähmaschinennaht das Außenleder gerade so erfassen kann.
    In den Ecken wird diese recht simple Ausführung natürlich Wellen - das sieht nicht besonders gut aus...

    Die umgebugte Kante bietet natürlich ästhetuische Vorteile zur mit Kunststoff versiegelten Kante und sie hält bedeutend länger.
    Das setzt allerdings voraus, dass man seine neue Geldbörse VOR dem ersten Gebrauch mit einer farblosen Creme einreibt,
    um sie wiederstandsfähiger gegen Kratzer und Handschweiß zu machen.

    Bei Sattelleder kommt allerdings nur die offene Kante infrage, da es schlicht und einfach zu dick ist, um es ausscherfen und umbugen zu können.
    Dabei erkennt man aber Qualitätsunterscheide ebenfalls:
    Gut verarbeitete Sattelellederteile haben eine fein beschliffene und transparent versiegelte Kante - die weniger gut verarbeiteten
    die oben gezeigte Kunststoffbeschichtung, da man damit Ungenauigkeiten kaschieren kann.

    Fotos folgen...

    Man sollte sich also nicht von großen bunten Fotos täuschen lassen - sie sehen wohl sehr lecker aus -
    sondern auf die kleinen Details achten, selbst wenn die Fotos, wie oben gezeigt, nicht so picturesque & colorful erscheinen!

    Fotos sind das Eine - das reale Produkt in den Händen zu halten das Andere, auf das es letztendlich ankommt!

  • Was ich nicht so recht verstehe: warum wird so ein Produkt nicht vor dem Verkauf mit einer Creme behandelt? Ich verstehe wohl, dass das Leder für die Bearbeitung nicht zu geschmeidig und dehnbar sein sollte und dabei auch mal gerne im Wasser eingeweicht wird. Aber nach der Verarbeitung, wenn ein Kunde nach dem Kauf sowieso eine Creme auftragen sollte?! Oder werden die Sachen so lange gelagert, dass eine Creme ihre Wirkung schon verloren hat, wenn das Produkt beim Kunden landet?

  • Die Idee mit der Creme ist an sich gut, aber die Kunden sind "trockenes Leder" gewöhnt!

    Ich hatte einmal einen Lederartikel aus reinem Übermut, so würde ich das heute nennen, eingecremt verschickt und musste mir anhören,
    dass es nicht echt weil aus Kunstleder wäre, denn days original Leder - der Herr war bei einem Händler, um um Rat zu fragen - würde sich anders anfassen.

    Was glaubst Du wie viele Damen und Herren ihre Ledersachen (Taschen, Gürtel usw. ) tatsächlich pflegen?
    Die meisten Händler haben keinen blassen Schimmer von lederpflege, kennen sich bei den Produkten nicht aus und,
    sie haben absolut kein Interesse daran, dass die verkauften Sachen auch tatsächlich gepflegt werden.

    Ein simples Beispiel:

    Arganöl ins Gesicht - ganz bestimmt!
    Arganöl auf die Taschenhenkel? Ich mache mir doch nicht die Finger schmutzig!

    Und dann auch noch der hohe Preis! :rolleyes2:  
    WENN schon, dann muss das der beste Ehemann von allen machen....

    Meine speziellen Lederpflegecremes sind Ladenhüter - wahrscheinlich zu kompliziert die richtige Creme auszuwählen, oder einfach zu teuer!

    Edited once, last by urban (August 13, 2023 at 7:12 PM).

  • Kannst du mehr dazu sagen, was für Kunststoffe verwendet werden? Das klingt nach einer günstigen Variante, während z. B. Kreis bei der Erläuterung der offenkantigen Verarbeitung vom Schleifen, Beizen, Wachsen und Polieren spricht. Das klingt nach einem ganz anderen Aufwand.

  • Für die Versiegelung der Lederkante (-schnitt) benutzen manche Firmen Gummi, das aushärtet.

    Andere versiegeln offene Kanten mit einem transparenten Lack, was etwas aufwändiger ist.

    Beizen, wachsen und polieren ist so viel Mehraufwand nicht, da dies an Maschinen mit (Sohlenrand-) Wachs gemacht wird.

    Einen Keder einzunähen wäre eine dritte Möglichkeit.

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