Dinge nicht ungesehen machen können - und der Preis

  • Geht es euch auch so, dass ihr, seitdem ihr euch mit Mode/Kleidung/Materialien beschäftigt, überall Dinge/Fehler seht, die euch vorher nicht aufgefallen sind?

    Der Hotelmanager im Urlaub hat die Gäste jeden Tag im Anzug begrüßt. Es war offensichtlich, dass sowohl Hosenbeine, als auch Ärmel des Sakkos zu lang waren, früher wäre mir das nicht aufgefallen, da hätte ich einen Anzug gesehen.

    In der Stadt kam mir neulich ein dicklicher Mann im Anzug entgegen. Dass sein Sakkokragen im Nacken über seinen Hemdkragen ging und man diesen nicht mehr sehen konnte, hat er nicht gemerkt. Furchtbar.

    Vor Kurzem zeigt mir jemand stolz seine ganz tollen neuen Schuhe, echte Qualität, Paul Green...

    Mir fielen/fallen auch immer mehr Kleinigkeiten an meiner eigenen Kleidung auf, die ich noch vor einem Jahr ganz prima fand. Der Hemdrücken passt dann doch nicht, das Sakko auch nicht so richtig, usw.

    Das ist sicher in vielen Bereichen so, der Musiker erkennt am Instrument andere Dinge als der Anfänger und ist mit anderer Qualität zufrieden. Ebenso der Handwerker und seine Werkzeuge.

    Ich frage mich, ob das vielleicht auch Nachteile hat. Zum Beispiel ist meine Kleidung jetzt teurer als früher. Bei Schuhen kann man noch mit Haltbarkeit argumentieren, das geht für mich rechnerisch sogar auf. Auch die Bequemlichkeit ist wichtig. Aber z.B. Hemden sind irgendwann zu häufig getragen und müssen ausgetauscht werden. Und wenn das Hemd dann 90 Euro und nicht 20 gekostet hat, macht das schon einen Unterschied.

    Und... ich war doch vorher auch zufrieden.

  • Das ging mir auch so, aber das merke ich auch z.B. wenn Leute ein Blick auf die Schuhe werfen. Mache ich auch andauernd. Die Kleidung kann sehr viel Preis geben, Konsumverhalten, Identifikation, Selbstverständnis, sozialer Status. Gerade wenn die Leute der Meinung sind, dass sich bewusst Kleiden narzisstischer, oberflächlicher Unsinn ist und alle sich "praktisch" kleiden sollten, wobei ich auf diese Haltung in den letzten Jahren immer seltener gestoßen bin.

    Mir fielen die oftmals viel zu weit auseinanderliegenden Schulternähte auf, bei Pullovern, Jacken, Sakkos. Das kann man auch durch Kraftsport und Zuwachs in Masse nicht unbedingt ausgleichen. Dann waren es die Schuhe, die zu langen Ärmel...

    Bzgl Haltbarkeit: Schuhe neu besohlen zu lassen kostet auch. Am billigsten wäre es, bei Alibaba eine Fuhre Laufschuhe zu kaufen für so 5€/Stück und die das ganze Leben lang nacheinander durchtragen.
    Bei mir ist es da die Optik und der Wohlfühlfaktor. Wenn man darauf achtet wird man sehr empfindlich, wie bei anderen beschriebenen Sachen. Ich mag es gar nicht mehr, typische Sneaker zu tragen, liegt aber sicherlich auch daran, dass ich mich an Absätze gewöhnt habe.


    In meinem Fall hat sich das Ganze ausgeweitet und dann achtest du auf die Architektur, die Inneneinrichtung, das Layout, die Werbung wie Dinge aussehen und auch wie sie sind und gemacht werden. Mich macht das meistens total depressiv weil soviel eine Verschwendung von Zeit und Ressourcen ist und den Status quo gar verschlechtert.

    Dagegen hilft bei mir nur ein Ausflug in die Natur, raus aus der Stadthölle Berlins.


    Ich denke nicht, dass du gute Hemden aufgrund von zu häufigen Tragen auswecheln musst, bei Cashmeresocken wird das eher der Fall sein.

    Eine hochwertigen Garderobe wird dich bei der Anschaffung und auch beim Unterhalt mehr kosten als beim konzentrierten Kauf vom Billigsten.
    Aber wie viele kaufen schon bewusst ausnahmslos das Billigste?
    Die Meisten kaufen bei H&M, Uniqlo, TK Maxx, Karstadt, Peek & Cloppenburg, Suitsupply sowie und ab und zu dem Herrenausstatter oder Steilforem-beworbenen Onlineshops.
    Vieles wird dann doch gekauft weil es irgendwie passt und im Angebot ist, aber das ist meist ein schlechter Kompromiss.

  • Bei mir ist es eindeutig so, dass ich meine Kleidung nicht kaufe, damit andere einen guten oder weniger guten Eindruck von mir haben, sondern damit ich mir selbst damit gefalle. Natürlich ärgere ich mich über "Macken" mehr, wenn das Kleidungsstück teuer war. Deshalb wähle ich meist das Mittelmaß. Schuhe müssen meines Erachtens beispielsweise nicht teurer sein als 100 Euro. Damit meine ich keine preisgesenkten Modelle, denn für die Preissenkung gibt es meist einen Grund, sondern was den normalen Verkaufspreis betrifft.

  • Das habe ich nicht bezweifelt. Ich meinte nur, dass es Schwankungen bzw. der Preiskategorien gibt, in denen die Meisten einkaufen. Mal die billigen Socken im 3er Pack von H&M, dann ein MTM Anzug von SuSu für den neuen Job. Oder eben ein stark reduziertes Kleidungsstück bei TK Maxx, dafür u.U. mehr Geld ausgeben.

  • Sorry, das hatte ich mißverstanden. Ich stimme Dir völlig zu. Es gab vor Jahren mal einen Bericht in dem Journalisten feststellten das Besserverdiener in einer breiten Spanne einkaufen. Dort verglich man diejenigen welche bei Aldi und im Feinkostbereich zugleich einkaufen. Heute "Standard" das (fast) jeder auch im Discounter einkauft.

    Zu SuSu würde ich sagen das zwar die Qualität für den Preis gut ist aber das ist für mich noch kein gehobenes Segment im Preis. Meine MTM Anzüge haben seinerzeit alle um die 1.300€ gekostet. Da gab es SuSu noch nicht - probieren würde ich sie aber auch. Ich habe viel positives gehört... und die Spanne ist nach oben auch deutlich offen.

  • Absolut. SuSu als gehobenes MTM meinte ich nur relativ, aus der Sicht des Ottonormalverbrauchers, der sonst für seine Anzüge von Strellson oder Boss 250-350€ kauft.
    Ich kenne die Preise für MTM bei SuSu nicht, ich tippe auf 100-200€ Aufpreis.

  • Kommt gut hin, mit Deiner Einschätzung. Sowohl was die Sicht des O-N-V betrifft als auch den Preis. Bei SuSu geht die Spanne eben auch weiter nach oben je nachdem welche Stoffqualität man wählt. Kurios ist es aber schon wie Markengläubig viele noch immer sind, Hugo Boss ist ja der Klassiker dafür :loud laugher:

    Das viele sich nicht an unbekannte Hersteller herantrauen verstehe ich schon aber ich habe mich davon befreit bekannten Brands nachzulaufen, außer ich weiß worauf ich mich einlasse. Unbekannte Manufakturen sind Gold wert. Insbesondere dafür ist das Forum hier eine Goldgrube. Gut einkaufen bedeutet ja nicht immer teuer einzukaufen! Aber wenn Du ein Produkt richtig positionierst kannst Du dafür (manchmal) auch unverhältnismässig hohe Preise fordern. Urban liegt schon mit vielen Aussagen richtig... wenn man genauer hinschaut erkennt man schnell die aufgebauten bulbs in denen dem Kunden Exklusivität verkauft wird aber bei genauer Betrachtung bekommst Du die gleiche Leistung deutlich günstiger.

    Ich versuche nach dem klassischen ökonomischen Prinzip für den geringsten Aufwand den größtmöglichen Nutzen zu erhalten. Auch immer abhängig davon wie lange es halten soll bzw. für welchen Zweck es ist. Wichtig ist aber sich aus den Influencer Abhängigkeiten zu befreien.

  • Bei mir schwankt das. Allgemein gilt: Je mehr Zeit ich mit etwas verbringe und je mehr Einfluss es auf mein Wohlbefinden hat, desto besser muss es sein.
    Schlafen, Essen, Kleidung und leider Elektronik (Studium- und Arbeitsbedingt).

    Kissen und Matratze, Kleidung, vor allem die Sachen mit Hautkontakt, Schuhe. Größenbedingt kann ich die meisten Produkte von der Stange ignorieren und schon einen schlechten Kompromiss in der Freizeit zu suchen ist mir zu teuer. Stunden in der Innenstadt verbringen um einen passenenden Pullover zu finden - nein danke. Das habe ich als Jugendlicher oft genug gemacht und die Preis+investierte Zeit in Stunden umgerechnet in Nettolohn lohnt sich meistens nicht mehr.

    Essen kaufe ich meistens bei Supermarkt-Eigenmarken und selten Markenprodukte. Ich warte auf Ergebnisse von Stiftung Warentest und orientiere mich an den Ergebnissen. "Bio" ist mir keinen Aufpreis wert. Schadstoffreiheit und Freilauf/Platz für das Tier dagegen schon. Letzteres ist aber nur bei Hühnereiern einfach und günstig.

    Den größten Hebel sehe ich beim Schlaf. Der Lattenrost hat keinen EInfluss auf die Schlafqualität und man bekommt schon ab 200€ recht gute Matratzen, ab 50€ gute Kissen.

    Wenn ich etwas selten oder fast nie benutze neige ich dazu, daran zu sparen. Das kann sich rächen, wenn man dann ein Produkt kauft, dessen Aufbau z.B. ein oder zwei Stunden länger dauert, weil die Bedienungsanleitung unzureichend ist. Oder die mitgelieferten Dübel sind Schrott und müssen noch im Baumarkt einkaufen werden, etc. .
    Im Zweifelsfall neige ich zum höherwertigen Produkt, aber auf alle Bereiche ausgeweitet artet so schnell in einen Manufactum-Hipster-Konsumfetischismus aus.
    Richtig Konsumieren ist schwierig.

  • Kami

    ist bei mir / uns ähnlich. Ich finde es ist abhgängig wofür das Produkt gebraucht wird. Wer die finanziellen Möglichkeiten hat in allen Bereichen auf eine Top-Qualität auszuweichen kann es gerne machen, wobei ich dennoch der Meinung bin das man kein Geld verschwenden muss. Ich habe mal einen großen Matratzenhändler beraten, dort hatte ich erfahren das laut Schlaflaboren der Lattenrost tatsächlich 30% der Schlafqualität ausmacht. Bei den Matraten bin ich voll bei Dir, vieles ist dort eine Gefühlssache.

    Bei Hosen (Chinos) habe ich recht große Bandbreite von Ralph Lauren bis hin zu den italienischen Herstellern wie PT01 usw. gibt es viele die für mich interessant sind. Mir geht es weniger bzw. gar nicht um Prestige sondern darum mich wohlzufühlen und mich dem Anlass entsprechend zu kleiden. Ich bin bereit in Dinge zu investieren bei denen es sich lohnt. TV`s hatten wir früher immer von Loewe aber mittlerweile Samsung, Sony o.ä. der vergleichbare Loewe kostet das 3 1/2 fache aber hält nur knapp 2x solange und die Technik ist dann veraltet. Unsere alten Loewe hatten je 10 Jahre gehalten, zu wenig für den Preis. Auch Soundbars müssen nicht hunderte von € kosten... dafür hält es heutzutage alles nicht mehr lange genug.

    Bei meinen Schuhen ist noch nie ein Paar in den Müll gewandert. Bei meinen MTM-Sakkos und Anzügen ebenfalls nicht, Hemden verschleißen schonmal.

  • Bei dem Lattenrost habe ich noch nie Unterschiede festgestellt, hatte aber bisher nur deutsche Markenprodukte. Das mittig verlaufende Band ist nutzlos, nicht mal zum Tragen ist das wirklich gut. Haben auch nicht alle Matratzen. Diese Schieberegel in den meistens mittleren Zonen, die angeblich die Zonen härter bzw. weicher zu stellen können ich noch nie effektiv nutzen können. Ich habe O-Regler und währen des Beitragsschreibens gerade danach gesucht. Nach einer Onlineanleitung habe ich sie nun für Seitenschläfer ausgerichtet, mal sehen ob das was bringt.
    Bei Aufpreis kann man auch ein winkel/höhenverstellbares Kopf-und Fußteilkaufen.
    Ersteres finde ich bei Erkältungen praktisch, da fließt das ganze besser aus der Nase/dem Rachen nach unten.
    Letzteres kann bei Bein-/Knie-/Fußverletzungen was bringen, aber mMn. eigentlich nicht notwendig.

    Obwohl das ganze Thema sehr wichtig ist war ich noch nie richtig zufrieden mit dem Schlaf und ich drücke mich meistens davor. Das einzige was ich diesbezüglich gerne lese ist die Stiftung Warentest. Ob alles darin stimmt, weiß ich natürlich nicht, aber die Empfehlungen von der waren bis jetzt besser als die der Verkäufer des "Fach"handels.
    Im Oktober diesen Jahres haben sie auch Kissen mitgetestet, ich habe mir am Dienstag eines der mit "gut"-ausgezeichneten Kissen gekauft, Diaomona Climatic, und bin sehr zufrieden. Ausgehend von dem Test hätte iegentlich ein anderes von Galleria Kaufhof (sogar in Deutschland hergestellt, hat mich sehr verwundert) für mich etwas attraktivere Werte, aber das ist nicht mehr erhältlich und wird nicht mehr produziert.
    Mal sehen ob das in ein paar Wochen immer noch so ist, aber das vorherige war mir viel zu flach und das Unterfüttern mit Handtüchern hat es nur noch schlimmer gemacht.

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