Ratschläge für Anfänger - Mein erstes Paar gute Schuhe


  • Connaught Black Calf von Crockett & Jones - http://www.crockettandjones.com/

    Ein glatter, schwarzer Oxford mit Vorderkappenbesatz wäre mein Ratschlag für das erste Paar guter Schuhe.

    Er ist leicht zu pflegen, da ohne Brogueing, er passt hervorragend zu allen Hosen und Anzügen von Grau über Anthrazit bis hin zu Schwarz.
    Absolut schnörkellos ist dies ein sehr dezenter Schuh, der sich komplett unterordnet - man ist sehr dezent gekleidet, denn die Schuhe fallen nicht auf.
    Zur Not ist dieser schwarze Schuh auch unter einer dunkelblauen Hose bzw. Anzug zu tragen - es ist ja auch der erste hochwertige im Bestand.
    Nur eins tue bitte niemand bei einer hell- oder mittelgrauen Hose:
    Niemals einen schwarzen Gürtel tragen, denn der schneidet den Mann in zwei Hälften, und das ist optisch an Grausamkeit leicht zu übertreffen!
    Graue Hose + Hellrot, + Kanariengelb, + Burntorange, + Giftgrün...

    Erfolgt der Einstieg über Blue Jeans, dann würde ich zu einem Derby raten, der ist etwas sportlicher, passt recht gut unter eine Jeans oder Chino,
    kann aber auch unter einer (dunkel-) blauen Anzughose getragen werden.
    Sehr sportlich wäre z.B. der Swansea von C&J:

    Etwas eleganter, und schon eher in Richtung Tuchhose oder Anzug tendierend, ein dunkelbrauner Derby Fullbrogue in Kalbsleder:

    oder der Pembroke in ganz dunklem Bordeauy, auch als Dark Oxblood bezeichnet:

    Er macht sich sehr gut unter dunkelblauem Stoff.

    Der Pembroke in einem helleren Braun und Scotchgrain-Leder erfordert doch schon etwas mehr Mut, da dieser Schuh unter einer Tuchhose doch schon sehr in's Auge fällt,
    und je nach Anlass doch schon etwas zu sportlich wirkt, unter einer Tuchhose wohlgemerkt - in Kombination mit einer Blue Jeans vollkommen OK, Chino auch,
    aber richtig aufleben tut er unter einer Kordhose, egal ob British Racing Green, Navy oder in einem Braunton (ohne Rotstich).

    Dass alle gezeigten Schuhe von Crockett & Jones sind ist nur ein Zeichen meiner Bequemlichkeit, da deren Portfolio nun einmal sehr umfassend ist.

    Die Farbe der dazu jeweils getragenen Strümpfe richtig sich bekanntlich nach der Hose und ordnet sich ihr unter,
    kann aber zwischen der Hosenfarbe und den Schuhen vermitteln, in dem ihre Basisfarbe in etwa der der Hose entspricht, die aber von einem feinen Muster
    wie beispielsweise Bird's Eye optisch so aufgelockert wird, dass sich die Strumpffarbe sich nicht mit der Hosenfarbe stösst.
    Bei sportlichen Hosen wie Jeans, Chino oder Kord kann das Strumpfmuster auch grobkörniger sein wie z.B. Hound's Tooth (Hahnentritt) oder ähnlich.

    Dies sind meine Ratschläge für einen dezenten Auftritt eines Mannes im "gehobenen" geschäftlichen Bereich - bei Behördengängen würde ich nicht unbedingt
    zu einem solch strengen Auftritt als Bittsteller raten sondern das Ensemble eher etwas sportlicher auflockern.
    Aber bitte - das Ensemble sollte farblich immer noch harmonieren und kein Teil farblich bzw. optisch dominieren, denn es kommt immer noch auf die Person selbst an.

    Tritt dagegen die Kleidung in den Vordergrund wie bei Uniformen, Talaren, Kostümen usw. dann tritt die Funktion in den Vordergrund, der Mensch darin ist unbedeutend:
    Ein Richter hat entschieden, Name und Person spielen keine Rolle....

    Wenn jetzt auch grellbunte Socken und Strümpfe en vogue sind und als jugendlich gelten - im Gegensatz zu den dezenteren Altherrenstrümpfen - so
    ist doch schon etwas zur Vorsicht zu raten wenn sich die ganze Aufmerksamkeit des Betrachters auf die in's Auge stechenden Socken richtet.

    Ein Gürtel richtet sich nie nach den Schuhen sondern immer nach der Hose - sonst gibt es den Mann in 2 Hälften.
    Es trägt ja auch niemand sein Einstecktuch in derselben Farbe wie seine Krawatte, d.h. einige Männer schon.

    Selbstverständlich gibt es bei der Schuhauswahl noch ein paar Punkte mehr zu beachten wie zum Beispiel das Verhältnis von Statur zur Sohlenstärke
    oder zur Schuhform usw..
    Stellen Sie sich dazu bitte einen älteren Herrn mit untersetzter Statur in langen, spitzen, hellbraunen Schuhen mit einer dünnen Sohle vor oder
    einen jungen, schmalen Mann von 1.90 m Größe in schweren 3-sohligen Budapestern.


    Dazu später eventuell mehr.

  • Man sollte den Schuh von hinten nach vorne prüfen oder besser: seinen Sitz prüfen lassen.

    Wie sitzt die Ferse? Passt Deine Fersenform zu der vom Schuh?
    Wie sieht es am Einschlupf aus - links und rechts vom Fuß liegen die Quartiere press an oder ist dort Luft? Wie viel?
    Wie ist der Sitz über dem Fußrist/-rücken?
    Wie schließt die Schnürung?
    Wie liegen Innen- und Außenspann am Schuh an? Press, oder kannst Du den Fuß im Schuh hin und her bewegen?
    Wie viel Platz ist zwischen Deinem längsten Zeh und der Schuhspitze?
    Wird der kleine Zeh gedrückt?
    Stell Dich aufrecht hin und lass den Schuh und Deinen Fuß von einer zweiten Person abtasten;
    verlagere dabei Dein Körpergewicht auf den Fuß, den diese Person gerade abtastet.
    Ein Schuh sollte anliegen, straff/press, aber nicht unangenehm drücken.

    Und das Thema Einlaufen und Weiten des Leders.... na ja, ein Thema für sich.

    Woher kennst Du Deine Schuhgröße?
    Hast Du Deine beiden Fußlängen vermessen?

    Der Fersensitz ist besonders wichtig, damit dort gerade keine Blasen entstehen;
    zugegeben ist das etwas schwierig zu prüfen wenn man nicht genau weiß wie man es am besten anstellt.
    Dort weitet sich im Prinzip nichts, da die Fersenkappe, eingebaut zw. Ober- und Futterleder recht starr ist,
    da sie dem Fuß den nötigen Halt bieten muss.
    Am Einschlupf links und rechts jeweils 5 mm Luft:
    Im normal fest geschnürten Zustand?

    Warten wir mal das Ergebnis des Abtastens ab.
    Es ist schwer den Sitz eines Schuhes zu beurteilen wenn man in nicht am Fuß sieht und abtasten kann.
    Nach vorne sollten ungefähr 1,50 cm Platz zwischen längstem Zeh und Schuhspitze innen sein, damit sich der Fuß
    beim Gehen/Abrollen darin bewegen kann und die Zehen genug Platz haben.

    Leder gibt, je nach Konstruktion wie Derby oder Oxford und besonders der Steppung des Schaftes wenig bis kaum nach,
    es sei denn Futter- und Schaftleder wären komplett vegetabil gegerbt...usw..
    Gemeint ist damit vielmehr dass der Schuhschaft, gefertigt auf einem Serienleisten mit entsprechend steil stehenden Seitenteilen/Quartieren,
    und ohne besonders ausgearbeitete Unterstützung des Fußgewölbes, sich in seiner Form dem Fuß anpasst.
    Dennoch sollte ein Schuh von Anfang gut am Fuß sitzen!
    Ein Tipp:
    Trage beim Anprobieren möglichst dünne Socken, und am besten die, die Du später auch in diesen Schuhen tragen möchtest.
    Das kann beim Anprobieren schon so einiges ausmachen.
    Trägst Du am Anfang sehr dünne Socken und der Schuh weitet sich im Laufe der Tragezeit stärker als eigentlich erwartet,
    dann kannst Du immer noch dickere darin tragen, um dies wieder auszugleichen.

    Ob die breitere Variante bei derselben Schuhgröße (Schuhlänge) im Fersenbereich breiter ist,
    musst Du beim Anbieter nachfragen, da nur er weiß wie seine Leisten graduiert sind.
    In der Regel aber schon...

  • Ein Gürtel richtet sich nie nach den Schuhen sondern immer nach der Hose - sonst gibt es den Mann in 2 Hälften.


    Ich dachte auch, dass Schuhe und Gürtel die gleiche Farbe haben sollten.
    Wie findet man die passende Gürtelfarbe zur Hose?

  • Zuerst einmal muss man den von Design und Ausführungen passenden Gürtel oder Riemen zu einer Hose finden.

    Niemand käme wohl auf die Idee zu einer feinen Flanellhose einen womöglich auch noch naturfarbenen, hellbraunen breiten Riemen zu tragen,
    ebenso wenig einen Gürtel ohne sichtbare Nähte mit einer sehr dezenten Schließe in 25 mm Breite auf einer Selfe Edge Jeans mit breiten Schlaufen.
    Der Gürtel bzw. Riemen muss also zuerst einmal mit dem Charakter der Hose und deren Stoff harmonieren,
    es macht bei einem Anzug einen Unterschied ob er aus grobem Tweed oder aus feiner Merinowolle gewebt ist.

    Den zweiten Bogen kann man von einem eleganten, feinen Anzug zu einer Freizeithose für den Sommer, z.B. einer leichten Leinenhose mit sehr sportlichem Charakter ziehen.
    Der Anzug verlangt nach einem ebensolchen Gürtel, ein bunter Flechtgürtel dagegen wird eher zur sportlichen Chino oder der zitierten Leinenhose passen.
    Ein schwerer Riemen, 40 mm breit und 3 oder 4 mm dick wird auch kaum zur luftigen Leinenhose passen, oder?

    Charakter der Hose <-> Charakter des Gürtels

    Danach erst stellt sich die Frage nach der Farbkombination, die nicht nur die Farbe selbst umfasst sondern auch die Oberfläche des Gürtelleders
    wie vollgenarbt (sichtbare Poren/Haarauslasskanäle), glatt aus dem Mittel- oder Unterspalt des Leders, leicht angeschliffen gleich Nubuck,
    oder stärker aufgeraut aus Rauleder oder mit starker, erhabener Oberflächenstruktur aus schrumpfgegerbtem oder erhaben geprägtem Leder.
    Zugegeben dass diese Attribute auch wesentlich den Charakter des Gürtels bestimmen ebenso wie die Gürtelnähte und Schnalle, Schließe, Koppel, Plakete.
    Man denke an die sehr aufwendigen Plaketten der Western Gürtel aus feinem Silber mit Gold- und Edelsteineinlagen.

    Nachdem man den vom Charakter, also der Optik/Design, passende Gürtelkategorie ausgewählt hat, macht man sich seine Gedanken welche Farbe die Hose hat.

    Was passt zu Blau, zu Braun, zu Grün zu Schwarz?
    Dabei gibt es zwei Möglichkeiten:
    a) Ton-in-Ton, wenn die Kombination möglichst dezent-elegant wirken soll
    b) Kontrast - für einen eher sportlichen Touch

    Beim Kontrast, also kontrastierenden Farben - sei es nur im Gürtel, wie einem Flechtgürtel, sollten die Farben eine ähnliche Helligkeit/Intensität haben und ohne Farbstich sein,
    dann kann man durchaus Blau, Grün, Rot und Weiß zusammenflechten.

    Bei Ton-in-Ton hat die Gürtelfarbe dieselbe Grundfarbe entweder in derselben Helligkeit oder heller oder dunkler - je nach Gusto, Hosenfarbe und angestrebter Eleganz.
    Dazu passen auch verwandte Farben: Siehe Farblehre, additives Verfahren, Primär- und Sekundärfarben, also Farben die sehr eng miteinander verwandt sind,
    durch Mischung entstanden wie Braun oder Violett oder die Ausgangsfarben der Mischfarbe(n).

    Am wichtigsten ist, dass der Gürtel zur Hose passt, beide Charaktere miteinander harmonieren.
    Danach kommt erst die Farbe zum Schluss bei der Betrachtung.

    Das hat auch gewisse Vorteile für Männer, denn haben sie aus ihrem Fundus den am besten zur dieser Hose passenden Gürtel gefunden, dann können sie ihn immer drin lassen.

    Es gibt natürlich Männer, die viel Wert darauf legen, dass der Gürtel aus demselben Leder und in derselben Farbe ist wie die Schuhe;
    diese Idee ein Set zu tragen stammt aus den sechziger oder siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts:
    Damals gab es Geldbörse, Briefmappe und Gürtel schön verpackt in einer Geschenkverpackung zu Weihnachten oder zum Geburtstag.

    Für die Einen gibt es nix schöneres als diese Schuh-Gürtel-Sets - für die Anderen ist so etwas stinklangweilig.
    Die Geschmäcker sind halt eben verschieden!
    Die Ansprüche, die Männer an Gürtel stellen aber auch!

    Die Einen machen es sich immer sehr einfach, sind dankbar für jede Bekleidungsregel oder Gebrauchsanleitung und ziehen sich entsprechend an.

    Die Anderen legen viel Wert auf einen Gürtel, womöglich nach ihren Vorgaben handgemachte Einzelstücke, wählen Schließe, Leder und Farbe aus,
    um ein Unikat komplett nach ihren Wünschen und Geschmack zu haben, das sie je nach Lust und Laune in die dazu passende Hose eingurten.
    Denen ist dabei die Farbe und das Leder der Schuhe egal.
    Der Gürtel ist für sie ein komplett eigenständiges Kleidungsstück wie die Krawatte auch - Hausfrauen z.B. kaufen für ihren am liebsten die Krawatte passend zum Hemd.
    Allein daran merkt man schon, dass es Männer gibt, die sich für Kleidung und ihren persönlichen Stil kaum interessieren, da es ihnen nur darauf ankommt
    entsprechend ihrem sozialen Status (teuer?) gekleidet zu sein - diese benötigen Einkäuferinnen und personal consultants...
    Ich nenne diese Spezies des Spaßes halber: Biedermänner.

    Andere Männer mit ausgeprägtem Charakter, Stil und Manieren kämen niemals auf die Idee sich von irgendjemanden ein Ensemble zusammenstellen zu lassen,
    da sie ihren eigenen Geschmack als Ausdruck ihrer Persönlichkeit ausdrücken wollen, und meistens auch sehr gut können!

    Solche Könner gibt es bei Gürteln, Krawatten Einstecktüchern usw. - die mit Farben, Formen spielerisch ihren persönlichen (Kleidungs-) Stil kreieren und umsetzen.

    Leuten, die sich mit dem Thema Gürtel + Riemen noch nie näher befasst haben, mag das anfangs sehr kompliziert vorkommen, ist es aber nicht.
    Einfach mal morgens sich die Zeit nehmen und vor dem Spiegel etwas herum experimentieren und wenn man nicht weiter weiß,
    dann die beste Ehefrau von allen um ihre Meinung und ihren Eindruck fragen.

    Das Gefühl was zu was passt und angemessen ist, stellt sich nach sehr kurzer Zeit von ganz allein ein, da MANN bewußt darauf achtet,
    was vorher eventuell nicht der Fall war, da Gürtel = Riemen= Gürtel = egal...Hauptsache die Hose rutscht nicht!
    :wink:

  • Schuhe - Preisklassen - Komfort
    bis 750.- €:
    Goodyear Welted, Ausführung: geklebt + genäht = primestitched: recht hart und unflexibel - Leder: Qualität je nach Preisklasse
    Man sollte sich nicht von den bekannten Gerberei-Namen beeindrucken lassen, denn eine Gerberei bietet nicht nur eine Leder-Qualität an, => oft Augenwischerei!
    Blake und Blake Rapid: besser meiner bescheidenen Meinung nach, aber sehr verpönt, da man innen im Schuh eine Naht sieht: Quel GRAND Malheur!
    Das Leder ist umso besser je unbekannter der Schuhmacher, die Schuhmarke oder der Schuhhersteller ist.

    ab 750.- €:
    Handgenähte Schuhe in den diversen Ausführungen, oft ist der gesamte Schuh ausschließlich aus vegetabil gegerbtem Leder gemacht: Prüfen!
    Solche Schuhe sollten nur nach vorheriger Anprobe gekauft werden.
    Dabei werden demjenigen, der solche handgenähten Schuhe zum ersten Mal an seinen Füßen hat, die Augen aufgehen - versprochen!

    Exotische Leder mit horrenden Aufpreisen:
    Wer's mag!
    Sie bieten qualitativ keinerlei Mehrwert, auch nicht beim Gehen sondern sind oft, nicht immer, in Goodyear Welted Primestitched ausgeführt.
    Also im Prinzip ein simpel gemachter Schuh aufgepeppt mit teurem Leder.

  • Vor ein paar Tagen riet ich einem Bekannten davon ab sich auf einen Schlag 3 oder 4 Paar Maßschuhe anfertigen zu lassen, da er Schuhe trägt, die das Fußgewölbe nicht stützen.
    Ich erklärte ihm, dass besser wäre zuerst 2, 3 Paar mit Unterstützung eine Zeit lang zu tragen bevor er zum Maßschuhmacher geht damit seine Füße entsprechend anpassen können.

  • Von einem Anfänger:

    Vor längerer Zeit kaufte ich einige Produkte im Boot Black Shop und stieß dabei auf dieses Forum. Jetzt möchte ich mir endlich schöne und passende Schuhe zulegen, was mich wieder hierher führte. Bisher habe ich im deutschsprachigen Internet nirgendwo so viele Informationen über Schuhe und deren Passform gefunden wie hier. Nach meinen leidvollen Erfahrungen mit dem Schuhkauf und dem intensiven Einlesen auf verschiedenen Seiten, besonders in diesem Forum, wundert es mich nicht mehr, warum kaum jemand schöne und gut passende Schuhe trägt. Schöne und passende Schuhe sind mittlerweile etwas für Menschen mit entsprechendem Geldbeutel oder viel Zeit geworden. Man muss es fast schon als exzessives Hobby betreiben, um fündig zu werden. Denn selbst wenn man bereit ist, bis zu 1000 Euro für ein Paar auszugeben, erfordert dies heutzutage einen erheblichen zeitlichen Aufwand. Und mit „erheblich“ meine ich „sehr viel“.

    Es hilft auch wenig, wenn man für eine gute Beratung zu einem Schuhmacher geht, der dann nicht die Serienschuhe hat, die einem gefallen, und man auch nicht 2000 Euro und mehr für Maßschuhe ausgeben möchte. Mein letztes Paar Schuhe für den Alltag waren Balmoral-Stiefel von Carmina, die ich bei einem scheinbar erfahrenen Verkäufer in Stuttgart kaufte, der auch allerlei Reparaturen durchführt (ich weiß nicht, ob er Schuhmacher oder Schuster ist). Diese Schuhe musste ich nach einigen Wochen Tragezeit wieder verkaufen. Dabei hatte ich bewusst nicht direkt bei Carmina bestellt, um Hilfe bei der Auswahl der Passform zu erhalten und dafür einen Mehrpreis bezahlt. Der Schuh davor, ein Dinkelacker gekauft in Bietigheim-Bissingen, der Hauptniederlassung, war im Prinzip ein Fehlkauf, auch wenn ich den Schuh heute noch tragen kann. Die zwei Schuhe, die ich davor im Internet kaufte – ein Santoni (mein erster halbwegs vernünftiger Schuh) und ein Scarosso – passen/passten wesentlich besser. Seither meide ich Läden wie der Teufel das Weihwasser.

    Ich weiß nicht, ob es schon immer so schwer war, passende Schuhe zu finden, oder ob das erst mit dem Internetzeitalter begann, wo man etliche Schuhe bestellen und wieder zurückschicken muss, bis man etwas Passendes findet. Aber die Ursache liegt sicher nicht nur beim scheinbar knausrigen Käufer, auch die Schuhbranche, sprich Hersteller und Verkäufer, tragen dafür Verantwortung. Jeder hier kennt vermutlich die unzähligen schlechten Verkäufer, die schon vielen zu einem besonders schlecht passenden Schuh verholfen haben. Kein Wunder also, dass viele zu Sneakern greifen. Die verursachen wenigstens keine Blasen. Vielleicht hätte man auch besseres Marketing betreiben müssen. Hinz und Kunz geben schließlich auch mehrere tausend Euro für ein Elektrofahrrad aus, obwohl ein vernünftiger Schuh vermutlich viel länger hält als ein E-Bike.
    Seit meinem letzten Fehlkauf habe ich den Schuhkauf gemieden, weil ich keine Zeit und Muße mehr hatte, mich mit Schuhen zu beschäftigen. Dennoch mein Dank an den Betreiber des Forums, der hier seine wertvollen Informationen bereitstellt, die man sonst nirgendwo bekommt.

  • Ich glaube, dass du vor allem einen passenden Laden finden musst. Ich nehme an, dass du im südwestdeutschen Raum wohnst? Meines Erachtens wirst du anfangs vor allem Zeit, weniger Geld aufwenden müssen. Dieser "erhebliche zeitliche Aufwand" relativiert sich aber dadurch, dass du im besten Fall Schuhe findest, die du viele Jahre tragen wirst. Carmina bietet für ein "erstes Paar gute Schuhe" ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Weißt du, auf welchem Leisten dein Balmoral gefertigt wurde? Wo drückt denn der Schuh?

  • Ich schließe mich an: Ein immens großer Zeitaufwand und viel Glück!

    Die Schuld für diese desolate Situation liegt garantiert nicht bei den Schuhherstellern sondern eher am ausgedünnten Händlernetz.
    Die Frage ob das Internet dafür verantwortlich ist: Ja!
    Der Hauptgrund dafür liegt aber im Feld der Kunden, die ewige Schnäppchenjagd bei der günstige Preis im Sale oder beim Sonderangebot
    schon gar so manchen Schuh "passend" gemacht hat. Und natürlich an den Hypes, eifrig geschürt im Stilmagazin, im Style Forum,
    von Modehändlern in Instagram, Ollywood Videos und vielen anderen Reels.
    Oberhalb der 500 €-Preisklasse zählt halt eben das Brand mitsamt dem Brand-Abzeichen auf der Sohle usw..
    Das wird sich so schnell nicht mehr ändern.... und als Händler braucht man schon einen langem Atem, um dauerhaft auf dem Schuh-Markt bestehen zu können.
    Wer will sich das noch antun und in erstklassiger Lage auf Kunden warten, die eh "alles besser wissen", sich stundenlang beraten lassen,
    um erst bei den Sonderangeboten im SALE "zuzuschlagen".

    Was war zuerst weg, die guten Händler oder die guten Kunden?:big_boss:

  • Ich glaube, dass du vor allem einen passenden Laden finden musst. Ich nehme an, dass du im südwestdeutschen Raum wohnst? Meines Erachtens wirst du anfangs vor allem Zeit, weniger Geld aufwenden müssen. Dieser "erhebliche zeitliche Aufwand" relativiert sich aber dadurch, dass du im besten Fall Schuhe findest, die du viele Jahre tragen wirst. Carmina bietet für ein "erstes Paar gute Schuhe" ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Weißt du, auf welchem Leisten dein Balmoral gefertigt wurde? Wo drückt denn der Schuh?

    Ja, komme aus der Nähe von Stuttgart.
    Der Balmoral wird auf dem Leisten Forest gefertigt. Der Schuh war am Vorderfuß zu schmal, zwar keine Schmerzen am äußersten Zeh, jedoch eine Art Taubheitsgefühl nach gewisser Tragezeit.

  • Carmina fertigt auch auf Leisten, die mehr Platz bieten, etwa dem Detroit-Leisten. Schuhläden im Raum Stuttgart kenne ich allerdings nicht. Hier im Forum bin ich vor einiger Zeit mal auf Davor Krivak und Kathrin Hartmann aus Stuttgart gestoßen, wobei ich nicht weiß, ob die auch Konfektionsschuhe anbieten. Für die Suche nach einem passenden Schuh könnte für dich auch Classic Shoes Staufen interessant sein, da du vor Ort verschiedenste Modelle verschiedenster Hersteller anprobieren kannst. Die allermeisten Schuhe sind gebraucht, wobei das auch bedeuten kann, dass ein Paar Schuhe kaum getragen worden ist. Von Schnellschüssen ist, wie immer, abzuraten. Nach Staufen müsstest du natürlich auch erst mal kommen, aber solche Fahrten lohnen sich – selbst, wenn du nichts kaufst. Ich war gerne dort, habe mich mit dem Inhaber gut unterhalten, und freue mich, dass sich dieser spezialisierte Laden hält.

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