Bestandteile eines Schuhs

  • Ein Schuh besteht aus folgenden Baugruppen:

    • dem Schaft -> Oberleder, Innenfutter und falls vorhanden: Vorderkappenbesatz, Fersenkappenbesatz
    • der Brandsohle (Boden)
    • der Ausballung zwischen Brandsohle und Zwischen-/Laufsohle
    • der Zwischensohle, falls vorhanden
    • der Laufsohle
    • dem Absatz inkl. Gummistopper

    bestofbest-mode.com/index.php?attachment/37/

    Das Plastron (frz. le plastron) wird auch als Schnürschild bezeichnet.
    Vorder- und Fersenkappe: das ist die Verstärkung aus Leder zwischen Ober- und Futterleder;
    den umgangssprachlich gebrauchten Ausdruck "Vorderkappe" bezeichnet man korrekt als Vorderkappenbesatz

    Zur Verstärkung wird vorne zwischen Oberleder und Futter die Vorderkappe eingeklebt; diese kann aus Kunststoff, Lederfaser (LeFa) oder aus Leder bestehen, in der Reihenfolge der Wertigkeit.
    Im Fersenbereich wird die Fersenkappe eingeklebt, damit die Ferse einen guten Halt findet.
    Im Bereich des Außenspanns wird ebenfalls eine Verstärkung eingebaut, die man Überstemme nennt. Es gibt auch Schuhmacher die beidseitig, also auch am Innenspann, eine Verstärkung einbauen;
    dabei benutzen sie dann in der Regel einen Streifen des Oberleders.

    Auf die Brandsohle wird i.d.R. die Deckbrandsohle aufgeklebt; dies kann eine halbe (kurze) oder eine ganze Decksohle sein.
    Insbesondere bei billigen Schuhen findet man gepolsterte Einlegesohlen - diese sollen wohl ein sogenanntes Fußbett vortäuschen. Sie machen aber keinerlei Sinn, weil sie den Fuß nicht tatsächlich unterstützen,
    da die Polsterung zu weich ist.
    Als Futterleder wird grundsätzlich ein ungefärbtes Kalbleder verwendet; im Bereich der Ferse wird dessen rauhe Seite (Fleisch-/Aasseite), die Unterseite eingenäht, um ein Herausrutschen der Ferse aus dem Schuh
    zu erschweren.

    Zur Ausballung zwischen Brand- und Zwischen- bzw. Laufsohle wird normalerweise ein mit Kleister angerührter Korkschrot verwendet, oft auch Korkplatten eingeklebt.
    Manche Schuhhersteller verwenden aber auch synthetische Materialien, um einen weicheren Auftritt zu garantieren.

    Die Schuhsohlen bestehen oft aus Leder, chrom- oder vegetabil gegerbt, auf die je nach Erfordernis eine halbe Gummisohle aufgeklebt oder aufgenäht werden kann.
    Gummisohlen, Vibram, Dainite oder andere, erfordern normalerweise eine Zwischen-/Mittelsohle aus Leder bei rahmengenähten Schuhen, ebenso bei den Macharten Norvegese und Stagno.

    Da der Riemen/Rahmen grundsätzlich nur von Absatzvorderkante bis Absatzvorderkante verläuft, muss ein Keder (sogenannter oberer Keder) im Absatzbereich als dessen Forsetzung auf die Brandsohle genagelt werden.
    Dieser Keder hat die Form eines Hufeisens, besteht aus Leder und verjüngt sich von der Außenkante zur Absatzmitte hin (Trapezform). Die Zwischen-/Laufsohle wird nicht mit diesem Keder vernäht sondern genagelt.

    Bei Maßschuhen wird der Absatz aus einzelnen Absatzschichten beginnend mit dem sogenannten unteren Keder [= 2. Keder!] direkt auf der Laufsohle aufgenagelt und plangeschliffen, aufgebaut.
    Etwas preiswerter ist die Verwendung eines vorgefertigten Absatzblocks; die Gerberei liefert bereits mehrere Absatzflecken zu einem Block nach den Maßvorgaben des Schuhherstellers fertig an,
    so dass nur noch die Gummischicht und der Abschlußfleck aufgeklebt und vernagelt werden müssen.
    Leider benutzen die Schuhhersteller/-macher oft zu dicke Absatzblöcke und dann wird der Absatz (-aufbau) gemessen an der Fersensprengung des Leistens zu hoch.
    Einfacher ausgedrückt:
    Jeder Leisten berücksichtigt bereits eine Absatzhöhe von 18 mm, 20 mm oder ähnlich - also darf auch der montierte Absatz in seiner Gesamthöhe dieses jeweilige Maß nicht überschreiten.
    Ist der Absatz zu hoch, dann kippelt der Schuh beim Gehen - man sagt auch: der Schuh hat keinen Stand.
    [Kippeln: der Fuß setzt zuerst auf der Absatzhinterkante auf, kippt dann nach vorne bis der Absatz plan aufliegt und erst danach setzt der Vorderfuß auf: man hört 3 mal das 'Klacken', das Aufsetzgeräusch.
    Test: Stellen Sie den Schuh auf eine plane Unterlage und drücken sie mit dem Zeigefinger auf die Mitte des Absatzes im Schuh - dann darf sich der Schuh vorne nicht anheben, ansonsten hat er keinen Stand,
    sprich der Absatz ist zu hoch.]
    Sehr wichtig:
    Brandsohle, Zwischen- und Laufsohle müssen oberhalb des Absatzes waagerecht verlaufen - sind sie dort schräg in Richtung Schuhspitze abfallend, dann rutscht der Fuß im Schuh nach vorne,
    weitet dabei den Schaft auf und die Ferse verliert ihren Halt und der Fuß rutscht dann irgendwann beim Gehen aus dem Schuh heraus: "Der Schuh schlappt".

    Das Gelenkstück, auch Gelenkfeder genannt, ist entweder aus verzinktem und geprägtem Blech oder etwas billiger aus Holz - manche Schuhe weisen sogar kein Gelenkstück auf!
    Es hat die Aufgabe das Gelenk des Schuhes im Bereich des Stegs auszusteifen, damit der Fuß einen guten Halt im Schuh findet.
    Aufgrund der Bezeichnung als Gelenkfeder behaupten nun spezielle Schuhmachermeister aus Österreich, das Gelenkstück würde federn - ein Schmarrn hoch 3! - und bauen Schuhe mit hochstehender Absatzvorderkante!!!
    Ich verzichte an dieser Stelle auf den absolut simpel zu führenden Gegenbeweis - wir können diesen Punkt aber gerne diskutieren.:)

    Hat der Schuh keine Fersenkappe, so wird der Schaft dort - von hinten betrachtet genau über der Absatzmitte zusammengenäht.
    Bei hochwertigen Schuhen weisen dort einen sogenannten Riegel auf. Foto folgt.

  • bestofbest-mode.com/index.php?attachment/26102/

    360 Grad rahmengenähter Schuh, Fausto Ripani

    bestofbest-mode.com/index.php?attachment/26100/

    2 Spitzenkappen + 2 Überstemmen, Fausto Ripani

    bestofbest-mode.com/index.php?attachment/26101/

    Die Spitzenkappe ist das Lederteil, das man auf dem Foto sieht - an/auf dem fertigen Schuh bezeichnet man den Schaftteil als Spitzenkappenbesatz.
    Die Spitzenkappe wird zwischen Ober- und Futterleder eingeklebt.

    Die Überstemmen, zwischen Ober- und Futterleder eingeklebt, liegen seitlich und verstärken den Schuhschaft, um dem Fuß seitlichen Halt zu gewähren.

  • Aus welchem Holz werden Gelenkfedern hergestellt? Zitronenholz wie bei den Holzstiften?
    Kann man wirklich sagen, dass Holz auf minderwertigere Gelenke hinweist?
    Ich hätte jetzt sogar fast vermutet, dass Metallfedern ein Massenprodukt sind und der ein oder andere Schuhmacher eine eigene detailverliebt passend zum Bodenaufbau anpasst.
    Die meisten Metallgelenke erscheinen immer sehr schmal. Die Kräfte werden nicht gerade optimal verteilt - kurz gesagt es ist eine enorme Punktbelastung. Wenn man mal den Aufbau um den Steg im inneren anschaut erkennt man das die Feder schon ordentlich arbeitet . Metal auf leder. (klar - hängt auch von der Qualität des Schuhs ab) Bei minderwertigeren Schuhen sieht man sogar die Form des Gelenks durch die Brandsohle durch.
    Aber eine "Maßfeder" aus gutem Holz würde hier vielleicht einen besseren Job machen - wegen der Materialunterschiede muss diese so oder so breiter und dicker sein um eine ähnliche Steifigkeit zu gewährleisten. So ist es zumindest aus der Ingenieurssicht.

  • Welches Holz?
    Das ist von Hersteller zu Hersteller verschieden, gut wäre wahrscheinlich Buchen- oder Eichenholz.
    Das Problem bei den Gelenkstücken aus Holz (Holzspateln) ist, dass sie einfach nur in die klebrige Korkmasse eingelegt werden und, obwohl sie wesentlich breiter sind
    als eine Gelenkfeder aus Stahl, leichter brechen.
    Die Gelenkfeder wird dagegen direkt auf (eigentlich unter) der Brandsohle befestigt, entweder genagelt oder die Enden in kleine Ledertaschen eingelegt und so fixiert.
    Eine resp. zwei Punktlasten entstehen daher nicht, in der Theorie, wenn die Gelenkfeder natürlich ebenfalls lediglich in die Korkmasse eingedrückt wurde, dann...:
    Rosten kann sie obendrein, je nachdem wie gut sie lackiert wurde.
    Grundsätzlich sind Gelenkfedern aus Stahl, ordnungsgemäß eingebaut, länger haltbarer als Spatel aus Holz in der Korkmasse.

  • Zur Verstärkung wird vorne zwischen Oberleder und Futter die Vorderkappe eingeklebt; diese kann aus Kunststoff, Lederfaser (LeFa) oder aus Leder bestehen, in der Reihenfolge der Wertigkeit.


    Ich hielt letztens Stiefel der Marke Tricker's in den Händen, die aufgrund schlechter Lagerung, Gedankenlosigkeit beim Anprobieren o. ä. wenige, aber deutlich sichtbare Beschädigungen aufwiesen. Im vorderen Bereich schien etwas sehr Helles durch ein Loch im schwarzen Leder. Ich fragte mich: Wird dort in dieser Preisklasse tatsächlich Kunststoff verbaut? Sicher bin ich mir immer noch nicht, bei Tricker's selbst bin ich nicht schlauer geworden, aber es hilft mir auch schon, diese Frage beim Schuhkauf im Hinterkopf zu haben.

  • Das muss nicht zwingend Kunststoff sein, es könnte auch chromgegerbtes Leder sein.
    Du kannst es aber ausprobieren indem Du mit dem Daumen kurz darauf drückst und wieder los lässt...

  • Danke, bei der nächsten Gelegenheit werde ich das machen. Zu dem Zeitpunkt kam mir das nicht in den Sinn; auch, weil die Stiefel für mich aufgrund der Beschädigungen sowieso nicht in Frage kamen.

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