• Heute werden beide (leider) oft in einen Topf geworfen obwohl es gravierende Unterschiede gibt:
    Der Riemen ist immer nur aus einem (dicken) Stück Leder geschnitten und daher grundsätzlich ohne Futterleder,
    der Ledergürtel besteht mindestens aus dem Deck- und einem Futterleder und kann bei einem weichen Außenleder, oder besser: sollte, eine Verstärkung (Einlage) dazwischen haben.
    Während beim Riemen die eventuell parallel zum Rand verlaufenden Nähte eine reine Zierde sind, sind sie bei einem Gürtel dazu erforderlich Außen- und Futterleder zusammenzuhalten.

    Es gibt auch geklebte Gürtel, die wenn sie gut verarbeitet sind, nicht schlechter sein müssen als genähte Ausführungen und die durchaus ihre Berechtigung haben.
    Man kann in der Klebetechnik (speziell durch den Entfall der Nähte) sehr elegante Gürtel, speziell aus Echsenleder (Kroko, Schlange usw) herstellen:
    Es gibt bombierte Gürtel (mit "rund gebogenem" Außenleder), die erst durch den Entfall der Nähte das Leder voll zur Wirkung bringen.

    Die Nennlänge eines Gürtels/Riemens wird immer gemessen von der Schnalle(nende) bis zum mittleren Loch.
    Ein Gürtel von 95 cm hat natürlich über alles gemessen eine größere Gesamtlänge.
    Diese Gesamtlänge, gemessen vom (Ende) der Schnalle bis zur Gürtelspitze, dies wird leider oft mit der Nennlänge verwechselt!
    Die Breite wird angegeben in cm.
    Angaben in Zoll oder Inches lassen sich ganz leicht umrechnen: 1" = 2,54 cm

    Der Riemen:

    Bilder von Tanner Goods, USA: http://www.tannergoods.com

    Der Riemen ist die Urform des Gürtels und wird heute in erster Linie bei der Arbeit verwendet, um z.B. Werkzeugtaschen anzuhängen - ansonsten wird er typischerweise zu Denim bzw. Jeans getragen.
    Hergestellt werden Riemen aus Blank, Sattler- und Geschirrleder (engl.: bridle leather), das stärker geölt (gelickert) ist, um das Leder vor den sauren Bestandteilen des Pferdeschweißes zu schützen,
    damit kein Narbenbruch entsteht - die Oberfläche des Leders kann je nach Gerberei bzw. Herkunft gewachst sein.
    Die Lederfarben reichen dabei von Hellbraun/Natur, wie bei den Riemen von Tanner Goods, bis zu einem ganz dunklen Braun bei einem stark geöltem Geschirrleder.

    Die Lederstärke beträgt bei Riemen in der Regel 3 - 5 mm, wesentlich seltener bis zu 8/9 mm für Denim-Aficionados.

    Bei Riemen sollte man darauf achten, dass die Lederkanten beschliffen und versiegelt ("lackiert") sind und die Rückseite geglättet. Bei einer sehr guten Verarbeitung wird der Vorgang
    des Schleifens und Versiegelns mehrfach (bis zu 5 mal) wiederholt, um so eine glatte und gleichmäßige Oberfläche der Gürtelkanten zu erhalten.
    Überaus selten sind Riemen mit Futterleder, da es eigentlich nicht zum Charakter eines Riemens passt.

    Um an einen breiten Riemen von beispielsweise 50 mm eine schmale Schnalle oder ein schmaleres Koppelschloss anbringen zu können wird entweder die Riemenspitze verjüngt
    oder auf den Hauptkorpus wird ein schmalerer Schnallriemen aufgenäht.
    Beispiele


    Speziell in den USA und in Japan sind punzierte und von Hand gravierte Riemen ein gern benutztes, wenn auch unter Umständen ein sehr teures, Accessoir.
    Der typische Westerngürtel, sei er graviert (engraved) oder punziert (tooled oder carved), ist auch ein Riemen und wird sehr gerne mit aufwendig hergestellten Gürtelschnallen aus Silber, ggf.
    mit Gold- und Edelsteineinlagen, getragen.
    Beim Gravieren wird mit Hilfe eines kleinen Beitels Leder abgetragen - beim Punzieren wird das Leder von Hand mit dem Punziereisen verdichtet - beim maschinellen Prägen wird das Leder
    vergleichbar mit dem Punzieren verdichtet.
    Graviertes und punziertes Leder sind auf Bildern nicht leicht zu unterscheiden - man muss darauf achten ob die Oberfläche des bearbeiteten Leders glatt ist, dann ist sie punziert (verdichtet)
    oder ob man die Lederfasern sieht.
    Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist die Tiefe des Reliefs, das bei graviertem Leder da Material abgehoben wird, grundsätzlich tiefer ist als bei punziertem Leder, dessen Masse erhalten bleibt
    und nur die Oberfläche verdichtet wird.
    Natürlich sind auch Kombinationen beider Ausführungen möglich.


    Punzieren - Bilder von 7HEUTE http://www.7heute.de/1-0-home.html

    Graviertes Leder von Meister Yukinobu Okuma, Japan: http://www5.ocn.ne.jp/~k-yamato/


    Der Gürtel:

    Bilder von Bertrand Montillet: http://www.abzaroke.fr





    Es gibt Gürtel in vielen verschiedenen Materialien, aus Leder, aus Stoff bzw. Garnen, aus Metall oder aus Materialkombinationen - farben, Materialien und Formen sind kaum Grenzen gesetzt.
    Ich beschränke mich in diesem Artikel auf Ledergürtel, um das Thema begrenzen zu können.

    Geflochtene Gürtel:
    Die Gürtelspitze sollte geflochten sein und nicht mit einem Lederabnäher versehen sein; läuft sie konisch zu, dann wurde er von Hand geflochten – schließt dagegen der Gürtel mit einem (Leder-)Abnäher ab, dann wurde er mit großer Wahrscheinlichkeit maschinell geflochten.

    Bombiert:
    Darunter versteht man einen erhabenen Gürtelquerschnitt zwischen den Nähten.


    Bugen – einfach & doppelt gebugte Kanten – mit/ohne Keder:
    Bugen heißt umbiegen, das Außenleder wird dabei entlang der Kanten ausgeschärft (schräg zugeschnitten oder gefräst), so dass man es leichter umlegen kann.
    Dann wird der ausgeschärfte (verjüngte) Teil (des Lederstreifens) umgebogen, so dass er unter dem Hauptteil liegt. So verschwindet die offene Lederkante unter dem sichtbaren Teil,
    da man nur noch die Faltenkante sieht.
    -> Zeichnungen unten

    Doppelt gebugte Kanten:
    Dabei wird das Leder zweimal umgefaltet.
    Wird in die so entstehende Falte ein runder Lederriemen eingelegt, so nennt man diesen Keder.

    mit/ohne Bordüre – runde Bordüre, französische Bordüre:

    Offene Kanten – geschliffen und versiegelt – rund oder gerade gefast:
    Sind bei einem Gürtel die Kanten des Außenleders (oder Futterleders) nicht gebugt ("umgelegt", gefaltet) sondern die Kanten sichtbar, so spricht man von offenen Kanten.
    Diese kanten werden in einem ersten Arbeitsschritt entweder rund, schräg oder einfach nur beschliffen (gefast) - danach werden sie mehrfach fein beschliffen und versiegelt.

    Hand- oder maschinengenäht:
    Grundsätzlich werden die Nähte der Gürtel mit der Maschine genäht - speziell in Frankreich, natürlich Paris, lernt man aber noch die klassische Methode
    Nähte mit der Hand zu nähen: dies ist die typische Arbeitsmethode eines Sattlers (frz. le sellier). Die Kunst besteht nun darin alle Stiche auf einer Länge
    von mehr als 1 m schön gleichmäßig zu setzen. Dieser Aufwand bedingt natürlich auch einen weit höheren Preis als bei einem maschinengenähten Gürtel.
    Ein beidseitig genähter Gürtel (2 parallele Nähte entlang der Gürtelkante) startet bei ca. 330.- €.
    Das Nahtbild eines komplett von Hand genähten Gürtels unterscheidet sich allein schon optisch durch die Nahtführung von einem maschinengenähten:
    im Einstichpunkt ist ein kleiner Versatz des Garnes/Zwirns sichtbar - bei maschinengenähten Gürteln liegt die Naht in der Flucht (in einer Linie), also ohne Versatz.

    Nahtbild:
    Das Nahtbild beeinflusst wesentlich die Erscheinung eines Lederartikels. Durch die Fadenstärke, die Stichweite (Abstand von Stich zu Stich), den Randabstand der Naht,
    die Nahtfarbe (Lederfarbe oder Kontrast) und das Stichbild (vgl. Hand-/Maschinennaht) wird der elegante oder sportliche Charakter eines Modells ganz wesentlich festgelegt.
    Sind Garn und Leder Ton in Ton gehalten, dann wirkt der Gürtel eleganter - bei Kontrastnähten grundsätzlich sportlicher.

    Gerader- oder Rundschnitt:
    Damit ist das Profil (der Querschnitt) des Gürtels gemeint - würde man einen Gürtel durchschneiden und den Schnitt betrachten, dann ist dieser gerade - so wir wir einen Gürtel kennen.
    Bei einem Rundschnitt ist das Gürtelprofil gebogen wie eine Banane:
    Diese Machart findet man bei breiteren Damengürteln ab einer Breite (Höhe) von > 20 mm - da Frauen eine ausgeprägtere Taille als Männer haben,
    würde ein die obere Kante eines breiteren Gürtels abstehen. Wird der Gürtel dagegen geboden, so schmiegt er sich an die Taille an.

    Verschluss mit Gürtelende genietet, geschraubt, geklemmt oder genäht
    Damit ist die Befestigung der Gürtelschnalle gemeint.
    Das Gürtelende wird durch die Schnalle geführt und am Hauptkörper bei einem wertigen Gürtel festgenäht; geschaubte Versionen deuten darauf hin,
    dass die Gürtel bei der Produktion alle in einer Länge maschinell genäht werden und erst anschließend auf die verschiedenen (Nenn-) Längen gekürzt werden.
    So kann man sie billiger herstellen.
    Riemen werden manchmal zusätzlich, oft jedoch nur genietet, was schnell geht und bei reinen Arbeitsriemen dem Zweck gerecht wird, weil preiswert herzustellen.
    Wertig ist jedoch nur das genähte Gürtelende - die Naht kann dabei wie gewohnt als Sichtnaht ausgeführt werden oder, wie Claudio Orciani es meisterlich beherrscht,
    als verdeckte Naht: das Leder wird seitlich eingeschlitzt (vergleichbar der verdeckten Sohlennaht bei Schuhen), die Lippe hochgeklappt, in der entstandenen Rinne genäht
    und danach wird die Lippe wieder heruntergeklappt und verklebt.
    So verschwindet die komplette Naht im Leder.
    Klemmverschlüsse findet man nur bei billigen Gürteln oder Wendegürteln: minderwertige, industrielle Machart analog zum Nieten des Gürtels!

    Ausschärfen:
    Besteht das Außenleder des Gürtels aus verschiedenen Lederstreifen oder -teilen, so müssen deren Kanten oder Enden an der Unterseite schräg zugeschnitten werden,
    damit das aufliegende (das obere) Leder keine hohe Kante im Übergang hat.
    Das Abschrägen der Lederunterseite nennt man Ausschärfen und ist ein Indikator für eine höherwertige Arbeit - das Ausschärfen kann maschinell oder von Hand erfolgen.

    verdeckte Naht:
    -> siehe Verschluss(-anbringung)


    Gürtel/Riemen mit aufgesetztem Verschlussende


    Verschluss - Schnalle - Koppelschloss:
    => Messing oder Silber
    Schnalle – mit einfachem Dorn – mit Doppeldorn – Koppel – Hacken – Ringe – selbstarretierender Verschluss – Bolzen – Sonderkonstruktionen

    Wendegürtel:
    Beidseitig verwendbare Gürtel, bei denen die Innenseite (die Futterseite) in einem "Außenleder", meist einer anderen Farbe, ausgeführt ist,
    so dass man beide Seiten, je nach Anlass, Gusto oder Hose tragen kann.
    Diese Gürtel haben meist einen Klemmverschluss, der aber irgendwann seinen Dienst aufgibt, weil die Krampen nicht mehr im Leder halten
    und dann der Gürtel geringfügig abgeschnitten werden muss (< 10 mm), damit die Wendeschnalle wieder einen Halt findet.

    Verwendete Ledersorten:

    Sattelleder – Geschirr-/Bridle-Leder

    DIESER ARTIKEL IST NOCH NICHT FERTIGGESTELLT - ES FEHLT NOCH EINIGES!

  • Ehrlich gesagt gehöre ich zu den Leuten die den Unterschied nicht kannten. Aber es ist schon interessant zu sehen wie das ganze Varieren kann. Danke für diesen tollen Beitrag:morning2:

  • Oh jessses! Noch so ein unvollendeter Artikel!
    Mea maxima culpa! :confusion:

    Es ist schon sehr interessant die Unterschiede zu kennen, um teuren Tand von handwerklich gut gemachten Gürteln unterscheiden zu können,
    denn es soll Leute geben, die dafür einen Blick haben, und das sind sehr viele, speziell die Damen schauen da sehr genau hin.
    Ebenso auf die Socken und geputzten Schuhe sowie die gepflegten Hände...

    So'n Gürtel mit Schraube drin oder mit einem großen Metalllogo verziert oder einer einfachen Schließe oder ovalen Löchern, da komplett verzogen,
    hinterlässt nicht zwingend beim Entrée einen guten Eindruck.

    Riemen zum Anzug - das bringen nur die Engländer fertig!

    Am lustigsten aus meiner Sicht ist die Einfallslosigkeit Schuhe und Gürtel in derselben Farbe zu tragen - aber überaus trendy!
    Es soll ja schließlich auch Leute geben, die unter einem dunkelblauen Sakko hellgrüne Hemden + Schlipse tragen
    und dann über Farben fabulieren - halt farben- und geschmacksblind, keine Augen für das schöne und elegante Aussehen. :drinks:

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