Die grüne Stiefelette - bereits von anderen Fotos her bekannt - habe ich vor den Aufnahmen etwas verbogen:
sie hat im originalen Zustand den Stand - ebenso wie die Damenstiefelette in Canvas!
Schuhe werden auf "Fußformen", den Leisten gemacht; diese können aus Holz, wie die unten gezeigten der Firma Spenlé,
oder aus Kunststoff gemacht sein. Letztere benutzt man zumeist in der Industrie, da sie mehr Produktionsumläufe aushalten als Holzleisten.
Der Leisten wird nach den Vorgaben des Schuhdesigners erstellt, der dem Leistenhersteller die entsprechenden Parameter übermittelt.
Wie Sie den Abbildungen der verschiedenen Herren- und dem Damenleisten ansehen können, richtet sich die Form des Leistens
neben dem Korpus (schmal, breit, hoher Rist oder flacher ...) als solchem an der gewünschten Absatzhöhe (-> Fersensprengung)
und der Spitzensprengung aus.
Exakt gibt der Leisten aber nicht nur die Absatzhöhe wieder sondern die komplette Aufbauhöhe:
Die Fersensprengung ist u.a. bei einem rahmengenähten Schuh das Maß von:
Absatzhöhe
"unterer" Keder
Laufsohle
ggf. Zwischen-/Mittelsohle
eventuell eine (Kork-) Ausballung, obwohl diese fehl am Platz ist
"oberer" Keder [als Fortsetzung des Rahmens oberhalb des Absatzes]
Brandsohle
Deckbrandsohle [Einlage im Schuh]
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Oder stark vereinfacht ausgedrückt ist die Fersensprengung des Leistens:
die Absatzhöhe (wenn Brand- und Laufsohle unter dem gesamten Schuh gleich dick sind)
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Die Fersensprengung des Leistens ist bei Herrenschuhen in der Regel auf eine Absatzhöhe von 20 oder 25 mm ausgelegt;
die genaue Absatzhöhe gibt der Schuhdesigner oder der Schuhhersteller bzw. Schuhmacher vor.
Liegen dann die fertigen Leisten in der Schuhfabrik vor, dann sollte der Hersteller natürlich auch die entsprechend hohen
Absatzblocks verwenden.
Im Idealfall soll der Absatz mit seiner gesamten Unterseite auf dem Boden aufliegen und die Laufsohle im Bereich der
Groß- und Kleinzehenballen aber nicht im Bereich der Sohlennaht, damit diese sich weniger schnell abnützt.
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Nur leider gibt es Hersteller, die dann - warum auch immer - Absätze mit anderen Höhen als sie der verwendete Leisten
vorgibt auf die Schuhe montieren.
Ist der verwendete Absatz zu hoch gemessen an der Leisten-Fersen-Sprengung, dann schwebt der Rest vom Schuh über der Unterlage wenn der Absatz mit seinem untersten Fleck (Absatzschicht) vollständig flach darauf aufliegt
bzw. von der Schuh im Ballenbreich aufliegt, dann steht die Absatzhinterkante hoch.
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Ist der Absatz niederiger (flacher) als es der Leisten vorgibt, dann steht die Vorderkante des Absatzes hoch und hat keinen Bodenkontakt.
Der Schuh steht dann nur mit seiner Absatzhinterkante und die Laufsohle im Ballenbereich auf dem Boden/der Unterlage auf.
[Diesem Fall widme ich mich später ausführlich - Fotos fehlen aktuell noch.]
Zu hoher Absatz und das Abrollen (Gehen):
Beim Gehen setzt der Schuh mit der Absatzhinterkante zuerst auf,
klappt dann nach vorne,
setzt mit der gesamten Absatzfläche auf und dann erst mit der Laufsohle im Ballenbereich.
Man kann bei aufmerksamen Zuhören deutlich die 3 Klacke (das Aufsetzgeräusch) hören.
Wichtiger ist allerdings dass der gesamte Schuh nach vorne kippt!
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Fersenbettung im Schuh
Die 2 Fotos der Herrenleisten zeigen deutlich, dass die Ferse im Schuh waagerecht gebettet wird:
dadurch wird das aufliegende Körpergewicht komplett (senkrecht) nach unten auf den Boden abgeleitet.
Kippt nun aber der Schuh wegen einem zu hohen Absatz (bzw. zu geringer Fersensprengung des Leistens) nach vorne,
so neigt sich das Fersenauflager im Schuh, exakt der Teil der Brandsohle über dem Absatz,
und damit auch die komplette Brandsohle (bis ungefähr zur anatomischen Ballenlinie) nach vorne.
Die Brandsohle ist nun eine schräge Rampe.
Dadurch wirkt ein anfänglich kleiner Teil des Körpergewichts in Richtung Schuhspitze.
[I]Sie erinnern sich noch an das Kräfteparallelogramm aus der Sexta?
Das Körpergewicht als auf den Absatzbereich wirkende Kraft wird zerlegt in eine große Kraft,
die senkrecht nach unten wirkt und eine kleinere Kraft, die den Fuß bei jedem Aufsetzen nach vorne schieben will.
Dadurch wird im Laufe der Zeit der Schuhschaft über dem Rist aufgedehnt:
die sogenannte Schnürreserve verbraucht sich recht schnell und unterhalb der Schnürung (bzw. nach vorne in Richtung)
Schuhspitze wird der Schaft aufgedehnt und der Fuß findet weniger Halt, oder noch schlimmer:
der Schuh beginnt ein Eigenleben um den Fuß herum zu entwickeln.
Dies gilt speziell für Schuhe mit geschlossener Schnürung, dem Oxford, da er so gut wie über keine Schnürreserve verfügt.
Loafer, in Deutschland auch Slipper genannt, werden dadurch praltisch unbrauchbar, weil sie nicht mehr am Fuß sitzen;
dies kann in geringem Maße durch dickere Strümpfe eine Zeit lang ausgeglichen werden - ist aber keine Lösung.
Da der Fuß bestrebt ist sich nach vorne zu bewegen, sprich: die Teilkraft des Körpergewichtes ihn in Richtung Schuhspitze drückt,
liegt die Ferse nicht mehr dicht an der Fersenkappe an bzw. wird nicht mehr, oder zumindest nicht mehr so stark,
dagegen gedrückt. (Eigentlich das Lederfutter an der Rückseite der Ferse, oft in Rauleder gemacht, gemeint).
Durch den fehlenden Anpressdruck kann der Fuß im schlimmsten Fall aus dem Schuh herausschlappen,
zumindest sitzt der Schuh nicht mehr so fest am Fuß bzw. der Ferse - ein unangenehmes Gefühl beim Gehen.
Dies macht sich umso stärker bemerkbar je weniger die eigene Fersekurve zur Hinterkappe des Schuhes, passt.
Beispiel:
Von der Seite betrachtet ist die Hinterkappe des Schuhes nur wenig gebogen, der Fersenbogen also relativ flach;
der Schuhträger hat aber eine Ferse mit ausgeprägter Rundung.
Dadurch liegt seine Ferse nur im Bereich der äußersten Auslenkung, also mit einer recht kleinen Auflagefläche
an der Fersenkappe an.
Verschiebt sich der Fuß nur ganz im Schuh wenig in Richtung Schuhspitze, dann liegt seine Ferse nicht mehr an
der Kappe an und der Schuh beginnt zu schlappen.
Zu flacher Absatz:
Nach dem Aufsetzen der Absatzhinterkante setzt der Schuh im Ballenbereich auf und erst anschließend wird die
hochstehende Absatzvorderkante durch das aufliegende Körpergewicht auf den Boden gedrückt.
In beiden Fällen wird das Gelenkstück, dass unter der Brandsohle im Bereich des Absatzes und Steges zur Aussteifung
des Schuhes eingebaut ist, mehr als vermeidbar belastet.
Wohl wird das Gelenkstück aus Metall auch als Gelenkfeder bezeichnet, es federt jedoch nicht, sondern ist erhaben geprägt,
um es (sie) möglichst gut auszusteifen.
Lediglich die beiden Enden des Gelenkstücks sind aus Flachstahl und oft mit jeweils einer kleinen Bohrung versehen.
Über diese flachen Enden des Gelenkstücks nagelt der Schuhmacher eine Lederlasche, um die Feder zu fixieren und
nagelt ggf. einen kurzen Nagel durch die Bohrung hindurch.
Ein Gelenkstück aus Stahl wird wohl auch als Gelenkfeder bezeichnet, federt aber niemals!
Einige Schuhhersteller lassen das Gelenkstück aus Metall komplett weg oder sie benutzen einen Spatel aus Buchenholz
als Gelenkstück.
Beide Lösungen sind suboptimal:
Bei einem fehlenden Gelenkstück muss der Hersteller eine sehr dicke Laufsohle, oft sogar zwei, verwenden, um den Schuh
im Gelenk (Steg) zu stabilisieren.
Gelenkstücke aus flachem Holz brechen eher als die aus verzinktem Metall.
Korrekturen durch einen Schuhmacher (hier & heute nur in Kurzform):
zu flacher Absatz (Katzenbuckel) -> durch zusätzl. Absatzschichten wird der Absatz erhöht bis die Fersenbettung waagerecht ist
zu hoher Absatz -> entweder bringt man eine zusätzliche 3/4 Sohle aus Gummi, dünnem Leder oder einem anderen Material
auf den Auflagerbereich der Laufsohle auf
oder
man baut den Absatz zurück auf eine niedrigere Höhe (Entfernen der unteren beiden Schichten mit dem integrierten Gummistopper
und anschließendes Abschleifen des verbleibenden Absatzblocks)
oder
eine kombinerte Maßnahme aus den beiden zuvor genannten.
Bei dem Aufbringen einer zusätzlichen Sohle (Gummi usw) kann das Abrollen des Schuhs härter werden,
da der Gesamtaufbau bestehend aus Brand-, Zwischen und Laufsohle dicker und somit etwas steifer wird.
Für Damenschuhe mit "flachem Absatz" gilt genau dasselbe wie zuvor für die Herrenschuhe beschrieben.
Haben die Damenschuhe aber eine größere Fersensprengung, also einen hohen Absatz > 50 mm,
so kann der Leistenmacher den Leisten nicht mehr für eine waagerechte Bettung der Ferse einrichten,
sondern er muss die Fersenbettung aufgrund er Fußanatomie leicht in Richtung Schuhspitze neigen.
Das Foto des Damenschuhleistens zeigt dies recht deutlich auf.
Dadurch muß in jedem Fall der Rist einen Teil des Körpergewichts abfangen und drückt dadurch gegen den Schaft;
oft jedoch sind die Damenschuhe zudem so elegant konstruiert, dass sie zusätzlich eine (zu) schmal zulaufende
Spitze haben und die Zehen dagegen gedrückt werden, um einen Teil des Körpergewichts bzw. der durch dies auf die
Füße einwirkenden Kräfte abtragen.
Dies führt früher oder später zu massiven Gelenkschäden an großem und an kleinem Zeh:
Hallux Valgus.
Und die Operationen sind schmerzhaft...
Fortsetzung und Feinarbeit sowie die richtige Fotoabfolge folgt in Kürze...