Leder mit Creme übersättigt

  • „Weniger ist mehr“ ist ja das Prinzip in der Schuhpflege. Was passiert aber eigentlich, wenn zu viel nährende Creme für das Leder benutzt wurde. Man könnte ja annehmen, dass es dadurch maximal dehnbar wird und dadurch perfekt. Aber dies scheint nicht so zu sein. Selbst wenn man dann am Ende die Reste mit einem Tuch entfernt, scheint das auch unvorteilhaft zu sein. Ich würde an dieser Stelle gerne besser verstehen, warum dies wohl so ist. Vielleicht gibt es schon vorhandene Forum-Posts zum Thema.

  • Das Oberleder kann nur eine bestimmte Menge an Schuhcreme aufnehmen - das, was jemand mehr = zu viel aufträgt, verbleibt als Schmiere auf dem Leder.
    Bei Shell Cordovan drückt sich die CC beim Gehen wieder aus dem Leder heraus, was zu Ablagerungen in den Gehwellen führt.
    Bei Lederöl, das eine höhere Fluidität hat, kann das zu viel zu einem verölten Leder führen. Was zu viel ist, das kann man mit dem Puder wieder herausziehen.
    Das ist mir auch mal im Eifer des Gefechts passiert - siehe Schuhe unter der Maske.
    Feuchtigkeitslotion, die Moisturizer, sind von ihrer Fluidität so abgestimmt, dass das Leder nicht zu viel davon aufnehmen kann, um eine Übersättigung zu vermeiden.

    Leder soll nicht maximal dehnbar werden sondern muss eine bestimmte Festigkeit bewahren - daher ist als Oberleder chromgegerbtes Leder besser.
    FETT ist dagegen der Todfeind von Leder sofern es nicht wieder entfernt wird - auf normalem Kalbsleder - denn es lockert die Festigkeit des Leders und
    bringt es zum Aufquellen wodurch es seine Festigkeit verliert. Bei Ledersohlen kann man sich dies zum Vorteil machen und den Nähkanal mit Fett
    in dem Bereich schließen, der durch das Körpergewicht wieder belastet und verdichtet wird (allerdings nicht mit 5 Tonnen wie in der Gerberei).

  • Danke dir für die wertvollen Infos! Was ich mich noch frage: Was ist der Zielzustand fürs Leder bei der Pflege? Soll es so viel Pflegemittel aufgenommen haben, dass es nicht mehr passt? Wenn Festigkeit des Leders das Ziel ist, dann ist eine maximale „Tränkung“ des Leders wahrscheinlich unvorteilhaft.


    Ich habe mal in einem Video gesehen, wie jemand großzügig Creme auf Schuhe aufgetragen hat und nach einer Pause diese weggewischt hat. Damit hat er eventuell maximale Sättigung des Leders erreicht, aber wahrscheinlich nicht die maximale Festigkeit, oder?


    Das wäre dann also meine eigentliche Frage: Welcher Sättigungsgrad des Leders ist für den Alltag der optimale?

  • Ganz gleich welches Pflegemittel man aufträgt, so nimmt Leder nur eine bestimmte Menge davon auf. ÖL mag vielleicht eine Ausnahme sein - ich hatte einen Schuh, wie bereits erwähnt, überölt, konnte aber nicht kontrollieren ob es auch die Unterseite erreicht hatte, wahrscheinlich aber nicht.

    Zu deiner eigentlichen Frage:

    Wie sollte man den Sättigungsgrad bezeichnen?

    Wenn das Leder kaum noch saugt/aufnimmt, dann ist der Sollzustand erreicht, zumal die Schuhcremes beispielsweise nur ca. 0,3 mm tief in das Leder einziehen.

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