Wie erkennt man Qualitätsunterschiede bei Schuhen? Ich weiß, ich weiß...

  • Hallo Forum,

    ich verstehe leider noch immer eine Sache nicht: Wie erkenne ich Qualitätsunterschiede bei Schuhen?
    Ich habe das schon hier und dort mal gefragt, aber ich habe nie eine für mich befriedigende Antwort bekommen.

    Neulich war ich in einem Schuhgeschäft. Es gab eine Menge rahmengenähter Schuhe ab 200 Euro. In den hinteren Räumlichkeiten gab es zudem noblere Marken wie Santoni und C&J. Ich kann beim besten Willen keinen Unterschied erkennen, was mache ich falsch?

    Innen geklebt oder genäht? -- Sehe ich nicht.
    Riechen? -- Hab ich, riechen irgendwie nach Leder.
    Klebereste? -- Keine gefunden
    Stand? -- Irgendwie gerade, kein Kippeln.
    Lederqualität? -- Keine Ahnung, wie ich die erkenne. Ist eben glattes, schwarzes Leder, frisch poliert.

    Abgesehen von offensichtlichen Mängeln, nach denen ich suche, die bei den ausgestellten Stücken aber selten sind, wäre ich nicht in der Lage, die Schuhe zu unterscheiden.

    Ich habe Urbans Ausführungen alle gewissenhaft gelesen. Aber wenn ich dann so einen Schuh ohne größere Fehler in der Hand habe...

    Neulich war ich bei Carmina, da betrat ein wirklich schick gekleideter, junger Spanier den Laden. Er sagte mir: "Hey, these are great shoes, I only war Crocket and Jones, there is almost no difference." Was für ein netter Typ. Aber wo wäre denn diese difference? Und wo ist die zum Goertz-Schuhe? GYW sind die ja alle.

    Ich habe inzwischen auch das Gefühl, korrigiert mich, wenn ich falsch liege, dass die meisten Leute in diversen Forum (Stil, Style, Steilforum) gar nicht schlauer sind als ich und sich sehr häufig vor allem am Markennamen oder am Preis orientieren. "C&J muss Spitzenklasse sein, was für ein tolles Leder!" "Shoepassion muss Mist sein, hab ich auch gleich am minderwertigen Leder gemerkt." usw.

    Kann mir da jemand helfen?

    Ich habe mal den Vorschlag gesehen, Schuhe mit unkenntlichem Markennamen einzustellen und zu sehen, wer die Marke/Qualität erkennt, ich glaube vor langer Zeit von Urban. (Lange Zeit, also... Monate? Ich war eben stiller Mitleser). Würdet ihr sowas wirklich hinbekommen (abgesehen von fehlerhaften Schuhen natürlich)?

    Vielen Dank für jeden Input.

  • Da einen Anfang zu finden ist echt schwer wenn Du nur nach den Goodyear Welted oder rahmengenähten Schuhen schaust.
    Die gleichen sich auf den ersten Blick wie ein Ei dem anderen - da hast Du vollkommen recht.
    Den Preis sieht man übrigens Schuhen nicht an, es sei denn sie hätten eine auffällige Machart wie z.B. Norvegese oder ein besonderes, unverkennbares Design
    wie zum Beispiel die Schuhe aus Barcelona, mir will jetzt partout der Name des Schuhmachers nicht einfallen - der, der vor ein paar Tagen ion Brüssel eine Trankshow veranstaltet hat.
    Oder man erkennt sie an der gegen den Himmel ragenden Schuhspitze - die billigen Schrottschuhe über deren Bannerwerbung man tagtäglich stolpert.
    Das Oberleder - feinporig oder ziemlich glatt - seine Farbe...
    Die Sohlenstärke, sehr dünn...

    Irgendwo sagt in den unteren Regionen bis 300 € UVP natürlich auch der Preis etwas über die Schuhe aus - das können nur einfachst produzierte Schuhe sein:
    Die Frage der Kalkulation.
    Ab 400 € aufwärts wird es schwierig - denn alles was über 500 €, für höchstens 600 €, im Laden steht ist bei Goodys an und für sich überteuert - da zahlt man dann den Namen und das Design mit, oder das Shell Cordovan....
    Es ist geradezu grotesk - siehe der Schmetterlingsloafer in Kuriosiäten - der rubbish soll annähernd 1500 € kosten?
    Da sind wohl ein Paar größenwahnsnnig geworden und deren Kunden total verblödet wegen ausgeprägter Markengeilheit.

    Aber wie willst Du sehen wie die rahmengenähten Schuhe tatsächlich verarbeitet sind: mit Gemband und dünnstem Brandsöhlchen wie 98 % oder
    mit einer Rißlippe in der dickeren Brandsohle? Kosten so ab 350 €, da eine unbekanntere Marke.
    Das geht nicht - da muss man sich die Beschreibung des Herstellers anschauen oder das Verkaufspersonal fragen:
    Das mag ab und an klappen, so in höchstens 10 % der Fälle - schau Dir nur die Shoe-Babbler an welchen Stuss so ein Vertriebler ablässt, abgelassen hat....

    Von Hand eingestochen?
    Das kann man in der Brandsohle, also im Schuh sehen an den kleineren Beulen entlang des Futterleders, die vom Einstechen mit der Ahle und
    dem Doppeln herrühren.

    Schuhgewicht - in den allermeisten Fällen sagt es etwas über die Qualität aus - sieht man von den klobigen Schuhen mit 3 Sohlen, steif wie ein Brett;
    aus Ungarn und Wien mal ganz ab.

    Die Proportionen der Schuhe - das dauert eine Weile seine Augen zu trainieren.
    Ich mach das immer wieder wenn ich das Last Magazine aus Japan bekomme - da sind zig Schuhfotos drin und ich konzentriere mich ganz dadrauf
    und versuche nicht zuerst auf den Namen zu schauen...

    Der Unterschied zum Beispiel zw. C & J zu Carmina ist der, dass Carminas besser sind:
    Sie haben einen Stand, sind fehlerfrei konstruiert, weisen gutes Leder und Verarbeitung auf - sie tragen die Handschrift von José Albaladejo Punjadas,
    der Meister beherrscht sein Metier seit mehreren Jahrzehnten.
    Die Lederqualitäten an sich zwischen den beiden Marken auseinander zu halten - schwierig bis unmöglich.

    Alle Details mit Worten und Fotos jetzt hier beschreiben zu wollen ist mir zu viel Arbeit - da müsste man zusammen in einem Ladengeschäft
    mit vielen Marken oder auf einer Schuhmesse sein, um genügend Anschauungsmaterial zusammen zu haben.
    Dann ist es sehr leicht.... zu zeigen wo der Hase im Pfeffer liegt, aber so und nur mit Fotos....:sorry:

    NORMAN VILALTA heißt der Schuhmachermeister aus Barcelona - ich schreibe gleich ein kleines Update.

  • Die Machart bei Schuhen um 150 Euro und 500 Euro (jeweils GYW) ist ja gleich. Ist die auch qualitativ gleich? Werden da keine unterschiedlichen Kleber, Bänder oder Garne verwendet?

    Das Design ist erstmal egal.

    Die Konstruktion ist ja prinzipiell auch gleich.

    Die Lederart/- qualität könnte unterschiedlich sein, das erkenne ich aber nicht.

    Sagen wir, Shoepassion o.ä. macht zufällig einen fehlerfreien Schuhe. C&J o.ä. auch. Wo groß sind eurer Meinung dann die Unterschiede? Besonders würde mich die Haltbarkeit interessieren.

  • An den Schuhen von Koji Endo kann man sehr gut die verschiedenen Ledersorten und sehr hohe Qualitäten sehen.
    Man erkennt die feinen Haarauslasskanäle (KEINE Poren!) - je feiner, kleiner und dichter, desto jünger das Kalb.

    Das Leder, das eine feine Körnung aufweist, die Loafer, ist KEIN Scotchgrain, also nicht geprägt, sondern ein leicht schrumpfgegerbtes Leder,
    das sich beim Gerben zusammen zieht und eine feine Körnung (graining) ausbildet.
    Man kann es leicht erkennt, denn vorne auf der Schuhspitze, wo das Leder unter der größten Spannung resp. Zug steht, ist es fast glatt gezogen.

    https://www.bestofbest-mode.com/showthread.php…11484#post11484

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