Rahmengenäht & Goodyear Welted - alles nur geklebt!

  • Viele Schuhfans lächeln nur müde über geklebte Schuhe, betrachten Blake Rapid genähte Schuhe als minderwertig und lobpreisen ihre im Goodyear Welted-Verfahren gemachten rahmengenähten Schuhe
    mit feinem, feinsten und allerfeinstem Leder der Preisklasse zwischen 80 € und 200 €.
    Ab Preisen von 500 € oder gar ab 1.000 € sind die Schuhe der Edelbrands gar über jeden Zweifel erhaben!

    Nur warum sind sie so stolz auf ihren Rahmengenähten?
    Sie sind doch eigentlich nur geklebt!

    Auf die Brandsohle wird das Gemband aufgeklebt, an das Gemband wird dann der Schaft (Ober- und Futterleder) und der am fertigen Schuh rundum verlaufen Lederstreifen,
    ein Riemen, der dadurch zum Rahmen wird, angenäht.
    Alles mit Ausnahme des Absatzes hängt somit einzig und allein an der Klebefläche des Gembands auf der Brandsohle!

    Speziell bei 360 Grad, also rundum genähten Schuhen, trifft dies sogar absolut zu, da - falls überhaupt vorhanden - nur die Absatznägel gerade einmal bis in die Brandsohle hineinreichen;
    nur bei 180 Grad genähten Schuhen ist zumindest der Absatz mit Nägeln mehr oder weniger stabil an der Brandsohle befestigt, sollte man zumindest meinen!

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    Aber das Video eines englischen Herstellers der Kaufkraftklasse 1.000 €uro-PLUS zeigt ganz deutlich, dass noch nicht einmal darauf Verlass ist!
    Mit genau 12 Nägeln (wenn ich mich nicht verzählt habe) wird ein hufeisenförmiges Stück Material, ich hoffe, es handelt sich um Leder, auf den Rand des Absatzbereichs aufgenagelt,
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    das hölzerne Gelenkstück eingelegt und der Zwischenraum mit Korkmasse ausgestrichen - wie dort der Fuß später einen stabilen Halt finden soll ist mir ein Rätsel,
    wann das Gelenkstück bricht eine Frage der Zeit und wie tief sich die Ferse in die Brandsohle drückt eine andere.

    Aber auch bei diesen Schuhen der Preisklasse zwischen 1.000 € und 1.500 € hängt die gesamte Unterkonstruktion mit Ausnahme des Absatzes also nur an der Klebefläche des Gembands!
    Einen echten Keder, wie er für eine stabile Absatzkonstruktion erforderlich ist, damit der Schuhträger einen sicheren Stand hat, findet man also auch dort nicht!
    Dies trifft auch bei anderen bekannten Schuh-Brands dieser Preisklasse so zu - da es aber auch handwerklich korrekt aufgebaute Schuhe in dieser Preisklasse gibt,
    muss der Käufer dies vor dem Kauf kontrollieren!

    Die durch die Absatzunterseite getriebenen Nägel durchdringen wohl die Laufsohle und dringen auch in die Brandsohle unterhalb der Ferse ein, aber in jedem Fall nicht sehr tief,
    denn die Korkausballung unterhalb der Brandsohle wird durch das Gewicht des Trägers zusammengedrückt.
    Würden die Absatznägel tief in die Brnadsohle hineinreichen, so würden sich ihre Spitzen wohl irgendwann durch- und in die Ferse des Schuhträgers hineinbohren, oder?

    Der Schaft der Nägel steht frei in der Korkschicht unter der Brandsohle und nur deren Spitze dringt etwas in die Brandsohle darüber ein.
    Nun braucht sich niemand mehr zu verwundern warum sich Absätze - speziell bei 360 Grad-rahmengeklebten Schuhen - so oft von der Laufsohle lösen.
    Der Ausdruck "nähen" bezieht sich eigentlich nur darauf wie Rahmen und Schaft am Gemband befestigt sind - das Gemband selbst ist die Klebeverbindung zwischen
    der Brandsohle und dem Rest darunter - der Ausdruck "360 Grad geklebt" [-es Gemband] ist hier daher sehr wohl korrekt, oder?

    Bei 360 Grad, also rundum rahmengenähten oder zweigenähten Schuhen in Goodyear Welted Verfahren mit Gemband, auch Primestitched genannt,
    hängt also die Unterkonstruktion, sprich: Zwischen-/Mittel- und Laufsohle und mehr oder weniger auch der Absatz an der Klebefalz des Gembands.
    Bei 180 Grad genähten Schuhen in diesem Verfahren ist gerade einmal der Absatz, wenn auch sehr zweifelhaft wie zuvor aufgezeigt (hufeisenförmiges Stück Leder?),
    zumindest halbwegs stabil an der Brandsohle befestigt und nur 3/4 der Laufsohle hängen an der Klebefalz des Gembands.

    Nur bei genuine Goodyear Welted-Schuhen und beim Verfahren mit Riß in der Brandsohle - siehe Zeichnungen bei Macharten - wird die Unterkonstruktion tatsächlich
    mit einer Naht an der Brandsohle befestigt.
    Genau so wie beim Blake Rapid-Verfahren mit dem direkt an die Brandsohle angenähten Rahmen nebst Schaftleder:
    dieses Verfahren ist also qualitativ weit besser als 90 % aller Goodyear Welted-Verfahren inkl. genuine GYW, da dort der aufgeschnittene und umgebogene (hochgestellte) Brandsohlenrand
    im Laufe der Zeit durch Austrocknung brechen kann.
    Daneben ist Blake Rapid beim Gehen konfortabler, da die Aussteifung durch den hochgestellten Brandsohlenrand entfällt.
    Einzig und allein kann bei rahmengenähten, maschinellen Nähverfahren die GYW-Machart überzeugen, bei der der Schaft und der Rahmen durch einen Riß in der Brandsohle hindurch
    mit dieser vernäht werden.
    Nur gibt es diese Machart leider so gut wie nicht auf dem deutschen Markt!


    Mir gibt der Hype um gembandgenähte/primestitched Goodyear Welted rahmengenähte Schuhe und die Schmähung anderer Macharten wie z.B. Blake Rapid kein Rätsel auf:
    irgendjemand hat diese Geschichte über rahmengenähte Schuhe als Königsklasse in Umlauf gebracht, alle übernehmen dieses Statement ohne eigentlich zu wissen warum,
    und jeder schreibt bei jedem ab!
    Dabei macht es beim Gehen einen sehr großen Unterschied ob die rahmengenähte Schuhe in der Machart Primestitched Goodyear Welted oder in einer anderen Goodyear-Machart
    oder gar von Hand eingestochen und gedoppelt sind.

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