Cashmere/Kaschmir
Das Cashmerehaar stammt von der Cashmere Ziege (Capra hircus laniger), deren Name sich von der Indischen Provinz Kaschmir ableitet.
Es gibt ungefähr 20 Unterarten der Capra hircus – es gibt jedoch keine Pashminaziegen als eigenständische, zoologische Unterart.
Andere Namen für die Cashmereziege sind Chyangra-Bergziege, Capra- oder Pashimaziege – letzterer erklärt sich dadurch, dass Kaschmir bzw. Cashmere in Europa allgemein als „Pashmina“ bezeichnet wurde und sich der heute international gebräuchliche Name Cashmere erst später durchsetzte, es ist jedoch eine Capra Hircus, also eine Cashmereziege. (-> Pashmina)
In Ladakh wird eine Unterart der Cashmereziege gehalten, die schneckenförmige Hörner im Gegensatz zu den nach hinten-seitlich gebogenen Hörnern der gemeinen Cashmereziege hat; diese wird auch als Ladakh-Ziege bezeichnet.
Das Duvet ist bei allen Cashmereziegen grundsätzlich gleich, da seine Eigenschaften von den niedrigen Temperaturen abhängt, in denen die Tiere leben.
Cashmere bezeichnet dabei das Unterhaar, auch Duvet genannt, der Cashmereziege; die ausgekämmten Haare, vermischt mit dem Deckhaar (Grannen), nennt man Vlies.
Das Vlies, die Rohwolle, weist einen starken Anteil an Grannenhaaren auf, die vor dem Spinnen maschinell aussortiert werden müssen.
Die Haarstärke des Kaschmirhaares beträgt ungefähr 14 bis 19 Micron, bei Baby-Cashmere 11 – 13 micron, und weist keinen hohlen Haarkanal wie Alpacawolle auf; die Haar-/Faserlänge beträgt bis ca. 75 mm (Grannenhaar bis 130 mm).
Cashmerefasern enthalten Wollfett = Lanolin – beachten Sie dies bitte bei der Pflege.
Die beste Kaschmirwolle kommt aus der Inneren Mongolei, einer Provinz im Nordwesten von China und aus der angrenzenden Mongolei, ohne das die Wolle aus dem Land Kaschmir,
dem Namensgeber der Kaschmirziegen und der Wolle, merklich schlechter wäre.
Insbesondere die Region Ashan ist bekannt für ihre guten Cashmere- und Kamel-haarqualitäten.
Es ist jedoch bei der Kaschmirwolle aus bestimmten Ländern sehr viel Vorsicht geboten, speziell bei besonders günstigen Angeboten, da die Cashmerewolle mit anderen, preiswerteren Fasern gestreckt werden kann.
Daneben lassen die Gütesiegel verschiedener Herkunftsländer trotz der Angabe „100 % reines Cashmere“ Beimischungen anderer Fasern bis zu einem bestimmten Prozentsatz zu.
Da eine Ziege nur im Mittel 150 gr. Haar beim Auskämmen liefert, kann man sich leicht vorstellen wie teuer allein der Rohstoff Cashmerehaar ist und wie groß die Versuchung dies beim Spinnen mit minderwertigem Material zu strecken.
Durch den Wollfettgehalt der Cashmerewolle sollte sie nur von Hand in max. 30 Grad warmen Wasser und mit einer Flüssigseifeauf Ölbasis (übersättigte Seife) ge-waschen werden; diese sind unter der Bezeichnung „Duvet“ im Handel.
Das Waschen in der Waschmaschine kann nur als Notlösung angesehen werden und wird von kaum einem Strickanbieter empfohlen.
Baby-Cashmere
Die Haarstärke beträgt 11 bis 13 micron und der Ertrag bei einer Jungziege (max. 1 Jahr jung) beträgt, gerade einmal 30 Gramm .
Baby-Cashmere, auch manchmal als Cashmerevlies bezeichnet, dürfte eines der feinsten Haare sein, die man kaufen kann und wird nur zu edelstem Strick verwandt, speziell zu Schals und Stolen aus dem Luxussegment.
Cashgora®:
Stammt von der gekreuzten Cashmere-Angoraziege (=> Mohair); Faserlänge und -durchmesser sind ähnlich dem Mohair, ca. 13 micron Faserstärke. Pro Ziege werden zw. 150 und 1500 gr. Fasern pro Jahr/Ziege.
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Herkunftsländer und Fasereigenschaften
- Land Durchmesser Haarlänge
- Kaschmir
- (Indien und Pakistan) 15
- China 14 - 16 um < 40 mm
- Mongolei 15 - 16,5 um < 50 mm
- Afghanistan 16,5 – 18 um < 45 mm
- Iran 17,5 – 19 um < 50 mm
- Neuseeland 16 - 19 um
- Australien
- Türkei
- USA
Farbe:
Die Qualität des Cashmerevlieses wird neben seiner Feinheit und Länge wesentlich durch seine Farbe bestimmt, wobei Weiß die höchste Qualitätsstufe darstellt, gefolgt von „nicht ganz weiß“, hellgrau, braun und dunkelbraun.
Oft weist das Vlies jedoch verschiedene Farben oder Farbschattierungen, so dass die Haare aufwendig getrennt/aussortiert werden müssen, um beim Spinnen und Färben eine homogene Färbung zu erzielen
wenn eine Melierung (dunklere Stellen) nicht erwünscht ist..
„White bleached Cashmere“ dagegen ist chemisch gebleichtes Cashmere und von minderer Qualität, da es härter ist, seine Struktur durch die chemische Behandlung angegriffen wurde und sich später beim Waschen verformen kann,
was durch die Verwendung falscher Waschmittel, die den Eiweißstrukturen des Haares weiter zusetzen, noch verstärkt werden kann.
Gewinnung:
Die Rohwolle, Vlies genannt, besteht aus den feinen Unterhaaren der Ziegen (Duvet) und ist verunreinigt mit den Grannen-, den Deckhaaren, und anderen Anhaftungen.
Die Haarqualität ist auch nicht an allen Körperteilen der Ziege gleich gut; qualitativ geringwertiger ist das Haar vom Rücken, Hals und dem Hinterteil.
Es wird grundsätzlich durch Auskämmen des Flaumhaares aus dem Fell der Kaschmirziege im Frühjahr gewonnen, weitaus seltener aus dem kompletten Fell einer geschlachteten Ziege.
Eine komplette Schur der Tiere kommt in der Mongolei und der Inneren Mongolei nicht in Betracht, weil es in diesen Gegenden zu kalt ist und die Ziegen erfrieren würden.
Ein Teil der Wolle wird auch von den Büschen und Sträuchern, an denen sich die Ziegen gerieben haben, im Frühjahr eingesammelt.
Eine Schur erfolgt nur im Iran, Afghanistan, Neuseeland und Australien. Diese Vliese haben natürlich einen weit höheren Anteil an Grannenhaaren, was einen wesentlich höheren Verarbeitungsaufwand erfordert.
Andererseits ist die Ausbeute pro Tier in den Ländern mit höheren Temperaturen geringer, so dass die Schur dort rentabler scheint.
Eine Ziege liefert im Mittel ca. 150 gr. Vlies, max. 300 gr. und minimal 100 gr. bei weiblichen Tieren.
Das Baby-Cashmere-Vlies mit einer mittleren Faserstärke von 12 micron wird ausschließlich durch vorsichtiges Auskämmen von den Zicklein gewonnen; die Ausbeute liegt bei gerade 30 gr. pro heranwachsendem Tier.
Ab einem Alter von 1 Jahr nähert sich jedoch der Haardurchmesser dem der ausgewachsenen Tiere.
Aus diesem Flies werden die superfeinen Garne bis zu NM 140.000 oder 7 tex gesponnen.
Verarbeitung:
Das Rohvlies wird bei der Weiterverarbeitung zuerst gereinigt und desinfiziert und danach werden maschinell die Grannenhaare (auch: Stichel- oder Konturhaare genannt) entfernt.
Die früher allgemein gebräuchliche und überaus aufwendige Handsortierung des Rohvlieses ist heute allerhöchstens noch in der Himalayaregion gebräuchlich.
Nach dem Entgrannen nennt man das Produkt, das zu fast 100 % aus den Flaum-/Unterhaaren besteht, Duvet.
Dieses wird dann in Abhängigkeit seiner Qualität, speziell des Faserdurchmessers und der -länge, zu den Garnen der verschiedenen Qualitätsstufen versponnen.
Feinstes Garn, das zum Stricken verwendet wird, hat dabei je nach Fadenstärke nur noch eine Verunreinigung an Grannenhaaren von max. 0,1 bis 0,2 %, Webgarn bis max. 2 % Grannenanteil.
Garne - Zwirn: 2-ply, 4-ply…Man unterscheidet zwischen 1-, 2- und 3-fädrigen Garnen, auch mit 1-ply, 2-ply oder 3-ply bezeichnet. Der korrekte Ausdruck für 2- oder mehrfädrige Garne ist Zwirn, von einem Garn spricht man terminologisch nur bei einem Faden. Um aus einem Faden ein mehrfädriges Garn zu erhalten, werden jeweils 2 (3) Garne miteinander verzwirnt (man kann dazu auch verdrillen oder verzwirbeln sagen).
1-ply – 1-fädrig
2-ply – 2-fädrig
3-ply – 3-fädrig
4-ply = 2 x 2-ply
6-ply = 2 x 3-ply
8-ply = 2 x 2 x 2-ply: es werden im ersten Schritt zwei Garne 2-ply zu einem 4-ply
verzwirnt, dann werden die beiden 4-ply zu einem 8-ply verzwirnt
12-ply = 2x 2 x 3-ply
Einfädriges Garn besteht aus einem Faden, beim zweifädrigen werden 2 sehr dünne Fäden zu einem Wollfaden verzwirnt, um so eine bessere Garnqualität zu erhalten – ein 2-fädriges Garn ist in sich formbeständiger, oder stabiler, als ein einfädriges, und so behalten Stricksachen besser ihre Form.
Man sollte daher beim Kauf darauf achten, im Zweifel das Verkaufspersonal befragen, ob es sich bei dem verstrickten Garn um (mind.) 2-ply handelt man kann dies auch leicht selbst an dem beigefügten Reservefaden erkennen.
Cashmere wird bis zu 12-ply mit entsprechend dicken Nadeln und bei dieser Garnstärke nur noch von Hand gestrickt.
Die Pullover und Jacken sind sehr schön, halten aber aufgrund der relativ großen Maschenweite nicht mehr warm sondern dienen nur noch der Optik und werden dementsprechend gerne von Damen getragen.
Maximal 8-ply Garne erfüllen im Winter noch ihren eigentlichen Zweck und halten sehr warm – gebräuchlich, und wirklich vollkommen ausreichend, sind 4-ply gestrickte Pullover und Westen.
Die Anzahl der Fädrigkeit bzw. „ply“-Angabe sagt grundsätzlich nichts über die Gesamtstärke der Wolle aus, da sie nur die Anzahl der verzwirnten Einzelfäden, nicht aber deren Fadenstärke angibt.
Diese müsste also zusätzlich auf dem Etikett angegeben sein.
Überaus elegante und dünne Pullover, Polos und Schals kann man aus den feineren Garnqualitäten wie NM 2/36000 und dünner stricken. Nur leider sind diese kaum im regulären Einzelhandel zu erhalten.
Die alte, aber immer noch häufig anzutreffende Maßeinheit für die Fadenstärke, den Titer, ist die Number Metric, NM oder NMr.
Die Zahl wie z.B. NM 15.000 oder NM 15 oder NMr 15 gibt an, dass es sich um ein (einfädriges = 1-ply) Garn handelt, das bei einem Gewicht von 1000 gr (= 1 kg) eine Länge von 15.000 m hat.
Steht vor dieser Zahl durch Schrägstrich getrennt eine weitere Zahl wie 2 oder 3, dann gibt die erste Zahl die Anzahl der Einzelfäden des Garnes/Zwirns an, die zweite die Fadenlänge von 1 kg .
NM 2/28000 -> 2-fädrig = 2-ply
28000 -> Fadenlänge 28.000m => 2 Fäden mit je 28.000 m Länge.
Eine andere Maßeineinheit für die Fadenstärke ist Tex, die angibt wie viel Gramm ein Faden von 1.000 m Länge wiegt: 5 tex => 5 gr/1000m
Sehr bekannt ist auch – speziell bei Strümpfen – die Angabe in Den (= Dennier Nummer) in Gramm pro 9.000m.
Merke: je höher die Den (Zahl) desto dicker das Garn bzw. die Strümpfe.
Eine Seite zum Umrechnen der Garnstärken/Titers: http://www.progtex.de/knowhow_conversion.php4
Dicke Cashmerepullover kann man entweder aus mehrfädrigem dünnen Garn stricken oder einfacher aus dickem Garn wie z.B. Nm 3200.
Der Unterschied liegt im Griff: ein dickes Garn, wie z.B. 8-fädig (8-ply), das aus 8 Einzelfäden gezwirnt wurde, ist fester (härter) als das einfädrige, dicke Garn, das sich viel weicher anfühlt.
Dabei ist aber bitte darauf zu achten, dass das Garn auch entgrannt wurde, sprich: alle Grannenhaare entfernt wurden und sich das Garn sehr weich und flauschig, und nicht etwa kratzig, anfühlt.
Die Auswahl ist Geschmackssache – wesentlich haltbarer dürfte der 8-fädige Pullover sein, der auch seine Form besser behält und auf den man beim Tragen weniger achtgeben muss. Speziell beim Waschen ist Strick aus dickem Garn mit viel mehr Sorgfalt zu behandeln und gehört niemals in die Waschmaschine!
CASHMERE-Garne von CARIAGGI, IT
Nm 3.200 100% Cashmere dickes Garn zum Weben von Tweedstoffen
Nm 2/28.000 100% Cashmere
Nm 2/36.000 100% Baby-Cashmere oder Cashmere
Nm 2/46.000 100% Baby-Cashmere
Nm 2/58.000 100% Baby-Cashmere
Nm 2/60.000 - 100% Baby-Cashmere
3/60.000
Nm 2/80.000 -
3/80.000 100% Baby-Cashmere
Nm 2/140 100 % Baby-Cashmere
Anmerkung: Ich habe die „000“ weggelassen
Feine Garne sind nur mit dem Duvet von jungen Zicklein (Stichwort: Baby-Cashmere) und einer Faser-/Haarstärke von ~12 um oder durch die Beimischung von extra feiner Merinowolle (11 – 13 um) oder von Seide möglich wie das nachfolgende Beispiel zeigt.
Nm 2/56.000 – 3/56.000
Nm 2/120.000 70% Cashmere, 30% Seide
Es wird bei den Garnqualitäten zwischen „woollen“ = wollen [Adjektiv v. Wolle] und „worsted“ = Kammgarn unterschieden. Der Hauptunterschied (neben den verschiedenen Spinnverfahren) liegt im Kämmen des Garnes, um kurze Faserteilchen daraus zu entfernen und einen glatteren Faden/Garn/Zwirn zu erhalten – die wollene Qualität ist dagegen flauschiger wegen den kürzer herausragenden Fasern.
Zum Vergleich die Garne von Z.Hinchliffe, Dalry, UK:
(Die Firma Hinchliffe lässt die 1000er Bezeichnung weg)
2/28 Nm Cashmere
2/17 Nm Cashmere
1/15 Nm Cashmere
2/36 Nm Cashmere alle in 100 % Cashmere
Es fällt bei diesem Vergleich auf, dass die italienischen Spinnereien wesentlich feinere Cashmeregarne spinnen als die Schotten; dies ist ihnen möglich, weil sie besonders viel Wert auf die Vliesqualität legen und die Grannenhaare daraus sehr intensiv bis auf eine max. Beimengung von <0,1 % entfernen, um so nur das feinste Duvet/Unterhaar zu extrafeinem Garn verspinnen zu können.
Natürlich spielen auch das Wissen, die Erfahrung und die verwendeten Maschinen beim Spinnen eine wesentliche Rolle.
Färbung:
Das beste Garn erzielt der Spinner indem er ausschließlich natürliche Farbstoffe für das Garn verwendet.
Alternativ kann er auch künstliche Farbstoffe verwenden, die auf die spezielle Faserstruktur und chemische Zusammensetzung von Cashmere abgestimmt sind.
Weißes Garn der höchsten Qualitätsstufe White wird oft ungefärbt verarbeitet oder für hell zu färbende Garne verwendet, da sich dunklere Garne oder melierte Garne dafür nur bedingt eignen.
Es kann vorkommen, dass die Spinnerei Wert darauf legt, das Garn mit einer melierten Farbe anzubieten bzw. dass der Stricker oder der Designer dieses Garn genau so wünscht.
Charakteristisch für die anderen Vliesfarbqualitäten sind speziell bei dickeren Garnen und hellen Farben die erkennbaren dunkleren Stellen. Diese zeigen auf, dass das Duvet nicht chemisch gebleicht wurde.
Regelmäßig werden aber die Fasern soweit farblich sortiert, dass die Garne nach der Färbung eine homogene Farbe aufweisen.
Insbesondere für Allergiker empfiehlt es sich Cashmerestrick aus ungefärbtem Garn, also meist in hellen bis dunklen Brauntönen mit ggf. leichter Melierung zu kaufen.
Veredelung:
In Italien wird das fertige Garn von einigen, wenigen Spezialisten wie z.B. Piacenza Cashmere mit getrockneten Disteln gekämmt, um dem Garn einen Glanz zu verleihen, kurze Haare auszukämmen, damit das Pilling (Knötchenbildung) reduziert wird, und um die Haltbarkeit zu verbessern.
Diese Methode ist sehr viel aufwendiger aber auch schonender als ein Bürsten mit Metallbürsten und führt entsprechend zu einem höheren Preis des Garnes und letzten Endes der Stricksachen.
Man kann das Garn auch chemisch behandeln, um es weicher und/oder glänzender zu machen; diese Methoden dienen jedoch lediglich dazu ein minderwertigeres Garn „aufzuwerten“ und sie verkürzen die Lebensdauer der Stricksachen, da die Faserstrukturen angegriffen werden. Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass die Stricksachen ihre Form schlechter behalten, sie können „lappig“ werden bzw. leiern aus.
Ebenso ist die mechanische Bearbeitung der Cashmeregarne zum Aufrauen der Oberfläche mit Metallbürsten, die einen für Cashmere recht hohen Flor entstehen lässt, ein sicheres Zeichen zumindest für eine unsachgemäße Verarbeitung der Wolle – dem unkundigen Käufer soll damit ein superweicher Cashmerepullover vorgetäuscht werden obwohl hochwertiges Cashmere ein ganz speziellen Griff hat.
Wenn dieser billige Hochflorcashmere dann auch noch mit lockeren Maschen beim Stricken kombiniert ist, dann ist das Unheil perfekt:
Zwei oder drei Mal waschen und man hat eher einen Umhang als einen Pullover oder eine Weste – das Teil ist „lappig“..
Die Tragedauer eines hochwertigen Cashmerestricks kann bei sorgfältiger Pflege ohne weiteres 10 und mehr Jahre betragen.
Ein kurzes Zwischenresumée:
Selbst wenn auf dem Etikett im Pullover „100 % Cashmere“ steht, so sagt dies nicht viel über die tatsächliche Qualität des Garnes aus; erst die Angabe der Feinheit und die „ply-zahl“ des verstrickten Garnes würde dem Kunden einen ersten Hinweis auf die tatsächliche Garnqualität liefern, da feinem Garn so gut wie kein Grannenhaar mehr beigemischt ist.
Darüber hinaus wäre es auch wünschenswert die Faserlänge und deren Streuung anzugeben, da unterschiedlich lange zu einem Garn versponnene Haare/Fasern einen wesentlichen Einfluss auf das Auftreten von Pilling, also der Bildung von Wollknötchen, beim Tragen haben.
Die Standartqualität bei sehr guten Strickern wie z.B. Annapurna, AIDA BARNI, oder Piacenza liegt bei mindestens NM 2/28000.
Man kann natürlich bei einem deutschen Ladenpreis von weniger als z.B. 200 € für einen Pullover oder ein Cashmere-Polo nicht unbedingt in jedem Fall diese Spitzenqualität erwarten. Oft wird das Garn für diese eher als „preisgünstig“ zu bezeichnenden Strickwaren mit Metallbürsten maschinell leicht aufgeraut, um es so in den Händen von Kunden flauschiger und weicher erscheinen zu lassen – ob und wie lange dieser Strick allerdings seine Form behält steht auf einem anderen Blatt. Durch dieses Aufrauhen des Garnes kann auch die Strickmaschine grobmaschiger stricken, so dass der Hersteller weit weniger Garn verbraucht.
Irgendwie ist der Preis von teurem Strick begründet – wäre er unbegründet, dann könnte sich der Stricker wohl kaum am Markt halten, so man von reinen Luxuspro-dukten absieht, bei denen die werte Kundschaft nur noch den Markennamen, nicht aber die Qualität des Produktes bezahlt.
Es ist ein Irrtum zu glauben, dass ein nicht entgranntes Garn hochwertiger sei als ein sehr feines Garn mit einem Grannanteil von weniger als 0,1 %; solche Behauptungen kann man nur als törichtes Forumsgeschwätz abtun zumal ein solch hochgradiges Entgrannen viel Know-How, jahrelange Erfahrung und einen erheblichen technischen Aufwand voraussetzt. Aber irgendetwas müssen sich ja die Hersteller des weniger wertigen Cashmeregarnes bzw. Stricks als Verkaufsargument einfallen lassen!
Insbesondere die Grannenhaare, die bei Spinnen in kurze Teilfasern zerbrechen sind der Hauptgrund für das Fusseln des fertigen Stricks: dabei lösen sich die kurzen Bruchstücke aus dem Garn und bleiben z.B. auf dem darunter getragenen Hemd haften. Die Fussel können natürlich auch die unzulässig beigemengten Fremdfasern sein.
Ein wichtiger Aspekt beim Garn ist auch die versponnene Faser-/Haarlänge, denn um ein übermäßiges Pilling zu vermeiden ist es sehr wichtig, dass die Fasern möglichst die gleiche Länge haben bzw. in ihrer Länge nicht stark differieren.