Nun ja - ein Thema, zu dem man sehr viel schreiben kann, sowohl über Schuhe für die Freizeit aber auch über eher klassische Modelle,
sofern man diese überhaupt ernsthaft unterscheiden kann.
Nun werden Sie wahrscheinlich auf den Mokassin, aber bitte Vorsicht bei der Schreibweise, denn un mocassin meint in Frankreich einen Loafer,
und a moccasin ist in den USA der Originalschuh so wie ihn die Indianer anfertigen.
In Italian kann sowohl eine spezielle Machart bzw. Konstruktion gemeint sein als auch ein Loafer in dieser oder jener Machart.
Die Schuhe mit der Noppensohle bezeichnet man gemeinhin allerdings als Car Driver Shoe und nicht als Mokassin;
erfunden wurden sie übrigens vom Schuhmacher Giulio Miserocchi: http://www.miserocchisnc.it/media/admin/Articolo_x_web.pdf
http://www.miserocchisnc.it/index.php/
Nun wird niemand mit solchen Noppenschuhen zu einem wichtigen Termin erscheinen wollen, und so stellt sich die Frage
nach Schuhen, die dafür geeignet sind, einseits wertig auszusehen und andererseits im Sommer angenehm zu tragen sind.
Also nach Schuhen, die die Fußwärme gut an die Umgebung abgeben.
Die Sohle sollte also einfach und nicht zu dick sein - der Schaft inklusive Futter, wenn denn überhaupt, ebenfalls gut die Wärme abgeben.
Dafür empfiehlt sich also entweder Flechtleder, am besten ungefüttert, oder ein gelochtes Leder für Schuhe in den klassischen Formen
wie Oxford oder Derby, da es nicht jedermanns Sache ist mit einem Loafer an den Füßen zu erscheinen.
Beide sind aber sehr schwer zu finden, denn gutes Flechtleder ist sehr selten und ohne Futter auch recht schwer zu verarbeiten,
sprich: zuzuschneiden, zu einem Schaft zu vernähen und anschließend einzuleisten.
Daher wird oft nur das Blatt in Flechtleder ausgeführt oder das Flechtleder unterfüttert.
Mir fällt hier und jetzt aber kein einziger Hersteller ein, der echte Flechtlederschuhe oder Schuhe mit einem Lochmuster führt.
Alternativ bieten sich jedoch Schuhe in "typisch italienischen" Macharten an - obwohl sie ja so gerne von den wahren
Schuhkennern belächelt werden.
Die Rede ist, wie sollte es auch anders sein, von ungefütterten Schuhen mit einer dünnen, durchgenähten Sohle
in der Machart Blake.
Nur zur Erinnerung, und weil es später noch eine Rolle spielt, haben diese Schuhe grundsätzlich eine durchgehende Brandsohle.
Modelle mit einer sehr dünnen Laufsohle von ca. 2,50 bis 3,00 mm findet man leicht bei den italienischen Herstellern.
Rahmengenähte Schuhe mit einem relativ dünnen Boden, also Brandsohle, Ausballung und Laufsohle können in der Machart
Blake Rapid(o) gefertigt werden - dabei ist der Boden bedingt durch den Rahmen und die dadurch erforderliche Ausballung
etwas dicker als bei rahmenlosen, blakestitched Modellen.
Sehr eng mit der Blake-Konstruktion verwandt ist die Machart Sacchetto, die im Original von Hand genäht wird und nicht mehr
zwingend eine durchgehende Brandsohle verlangt. Im in etwa vorderen Drittel der (Lauf-) Sohle kann dabei der Schaft
direkt an die Laufsohle genäht werden.
Die Machart Bologna, die oft mit Sacchetto gleichgesetzt wird, unterscheidet sich nur minimal davon.
Auf diesem Foto erkennt man sehr leicht die Länge der Brandsohle (eine Gelenkfeder ist eingebaut).
Die leichtesten Konstruktionen oder Macharten - ganz wie man will - sind jedoch Tubolare und Mocassino, die eng
miteinander verwandt sind (ok, sie gehören alle irgendwie zu der Familie).
Paolo Scafora zeigt seine handgearbeitete Modelle u.a. in der Macharten Tubolare und Mocassino http://www.paoloscaforanapoli.it/
Beide benötigen keinen Rahmen, haben keine durchgehende Brandsohle und werden von Hand genäht;
dadurch, dass sie mit einer dünnen Laufsohle versehen sind und der Schaft ungefüttert ist,
sehen sie einerseits - natürlich abhängig vom jeweiligen Modell, sehr elegant aus sind voll "geschäftstauglich"
und bei hohen Temperaturen sehr angenehm zu tragen - selbstverständlich mit Strümpfen oder Socken und niemals ohne.
Probieren Sie Ihre neuen Schuhe bereits mit dünnen Socken/Strümpfen an, die Sie später auch darin tragen.
Speziell bei allen Loafern und Sommerschuhen sollte Sie darauf achten, denn Sie können ein späteres Weiten
der Schuhe so mit etwas dickeren Strümpfen wieder ausgleichen - umgekehrt funktioniert es nicht!
Verlangen Sie im Schuhgeschäft auch bitte ausdrücklich exakt nach dem Leisten/der Schuhform gemachte
Schuhspanner und keine 08/15-Spanner, denn gerade im Sommer nimmt das Oberleder des Schuhes viel
Fußschweiss auf und weitet sich beim Gehen.
Es muss anschließend abtrocknen und sich dabei der Form des Leistens anpassen.
Die Machart Reverso, bei der Schuh "von links" genäht und anschließend umgestülpt wird,
um seine endgültige Form als Schuh einzunehmen, ist ebenfalls Mitglied in der Familie.
Absolut sommeruntauglich sind dagegen Schuhe mit dickem Schaftleder wie z.B. Shell Cordovan, das üblicherweise
1,60 mm dick ist, was zusammen mit dem Lederfutter eine ziemlich gute Wärmeisolierung ergibt.
Dasselbe gilt für Schuhe mit Zwei- oder Dreifachsohlen - dieser Bodenaufbau ist nur geeignet für kältere Zeiten.
Ein Schlußwort zu den Socken und Strümpfen für den Sommer:
Wichtig ist bei deren Auswahl, dass diese aus dünnem Baumwollgarn, mindestens entsprechend der Filoscozia-Norm,
oder aus Seide bzw. einem Baum-Seide-Mischgarn gestrickt sind und keinerlei Kunststoffbeimischungen enthalten.
http://www.filoscozia.it/en
Baumwolle kann, gemessen an seinem Eigengewicht, sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen.
Strümpfe mit Frottee-Füßling oder -Polster sind dagegen erstklassig für eine Fuß-Sauna geeignet.
Bei derart dünnen Socken/Strümpfen ist die Handkettelung der Spitze sehr wichtig, da eine Maschinenkettelung
zu Druckstellen auf den Füßen führen kann.