Der wohl häufigste Fehler beim Schuherwerb ist wohl der Kauf zu langer Schuhe, weil die fehlende Weite über die Wahl einer größeren Schuhnummer, also eines längeren Schuhs ausgeglichen wird
statt einen breiteren Schuh, der u.U. weniger elegant aussieht, auszuwählen.
Womit wir schon wieder bei dem Thema Versandhandel und Einkäufe bei Ebay wären, ganz zu schweigen von den Größenberatungen in den einschlägigen Foren und Blogs,
und dass die Schuhkäufer in den allermeisten Fällen ihre korrekte Schuhgrößen, denn man kauft ja 2 davon, nicht kennen.
Schuhgröße meint jetzt hier: alle Schuhmaße und nicht nur die Länge, wie allgemein üblich.
Sind die Schuhe zu lang, so liegt die breiteste Stelle des Schuhes vor der Ballenlinie des Fußes und die Spitzenzugabe, also das Maß, um das der Schuh über den längsten Zeh hinauskragt, ist zu groß.
Dies führt zu stark ausgeprägten Gefalten, eigentlich schon Gehwellen, die recht schmerzhaft auf die Zehen drücken können, und das Gehen darin enstpricht nicht dem natürlichen Gang;
eine recht starke Abnutzung der Schuhspitze ist die Folge gepaart mit einer erhöhten Belastung der Fuß- und Zehengelenke, Sehnen und Muskel.
In der Regel ist der große Zeh der längste - dies kann aber auch der erste kleine Zeh sein.
Bei der Bemessung der Spitzenzugabe spielen aber auch die Strümpfe eine nicht unerhebliche Rolle, da z.B. ein dicker Wollstrumpf weit mehr aufträgt, der Fuß und die Zehen brauchen daher mehr Raum,
sowohl in der Breite als auch in der Länge, als ein recht dünner Strumpf aus Seide oder Filoscozia.
Die Spitzenzugabe wird aber insbesondere von der Form der Schuhspitze und der Schuhbreite bestimmt: eine runde Spitze erfordert weniger Spitzenzugabe als eine ovale als eine Nadelspitze.
Das heißt:
In Abhängigkeit von der Form der Schuhspitze wird der Schuh insgesamt länger, und damit auch die Schuhsohle.
Man kann also die Spitzenzugabe, also das Maß um das der Schuhinnenraum länger ist als der Fuß nicht pauschal, wie leider oft in Foren üblich, mit 10 - 15 mm angeben, denn das führt zu Fehlkäufen im Versandhandel.
Vielmehr ist ein Maß von mind. 12-15 mm der absolute Mindestabstand des längsten Zehes zur Schuhspitze (im Innenraum des Schuhs) bei runden bis ovalen Schuhspitzen.
Ein anderer Punkt, den es bei der Schuhauswahl in diesem Zusammenhang zu betrachten gilt:
Manche Menschen heben die Füße beim Gehen stark an, andere wiederum weniger.
Leute, die die Füße, und damit die Schuhe, weniger hoch beim gehen anheben, können entsprechend ihrer Gangart und Motorik keine spitzen Schuhe tragen, da diese insgesamt zu lang sind,
sondern nur welche mit einer runden oder ovalen Spitze, da sie sonst in einen schlurfenden Gang verfallen würden bei dem der Schuh nicht vom Boden abhebt sondern darüber schleift.
Neben einer stark erhöhten Belastung der Schuhspitze und der damit verbunden Abnutzung (Abschliff) werden aber auch die Fuß- und Zehengelenke übermäßig belastet.
Ergo muss bei der Schuhanprobe zuerst einmal der Gang des Kunden und wie stark er dabei die Füße anhebt betrachtet werden.
Danach richtet sich dann u.a. die Wahl der Schuhform bzw. der maximalen Schuhlänge.
Da die Füße unter Belastung tagsüber anschwellen, sollte man niemals frühmorgens Schuhe anprobieren und bei der Anprobe in jedem Fall die Strümpfe tragen, die man bevorzugt;
kommen mehrere in Betracht wie z:b: Merino im Herbst/Winter und Filoscozia im Sommer, dann sind natürlich die etwas dickeren Merinos bei der Anprobe zu tragen.
Merke:
Die Spitzenzugabe richtet sich nach der Schuhform, also ob spitz, oval oder rund, in Abhängigkeit der jeweiligen Gangart bzw. Motorik des Trägers bestimmt,
wird von der Dicke der getragenen Strümpfe, der Fußbreite und dem längsten Zeh, und unter Beachtung des kleinen Zehes, denn auch dieser bracuht ausreichend Platz und darf
nicht in Richtung großer Zeh gedrückt werden, bestimmt.
Diese Beurteilung sollte durch einen versierten Schuhkenner erfolgen und keinesfalls in Eigenregie durchgeführt werden, da es Fachwissen und Beochbachtungsgabe erfordert und insbesondere deshalb,
weil man seine eigenen Füße im Belastungszustand (Verlagerung des Körpergewichtes auf den zu vermessenden Fuß) selbst nicht korrekt vermessen kann.
Es sei mir hier erneut der Hinweis erlaubt, dass 84 % der Deutschen die falsche Schuhgröße tragen:
nichts täuscht daher so sehr wie das subjektive Tragegefühl!
Eine falsch gewählte Schuhlänge, hier eine zu lange, führt beim Gehen unweigerlich zu Problemen, es bildet sich über den Zehen eine Gehfalte aus, die auf selbige drückt, was Schmerzen verursacht und
das Gehen selbst, der Bewegungsablauf, wird beeinflußt:
Dies führt zu einer stärkeren Belastung des Fußes (Sehnen, Muskulatur, Knochenbau) und das Gehen über längere Entfernungen ist mühsamer, ggf. kommen leichte Schmerzen oder zumindest
ein unwohlsames Gefühl auf. Ist der Mensch dabei durch ein Gespräch abgelenkt, dann merkt er es natürlich im Moment nicht so bewußt, später, wenn er z.B. wieder sitzt, aber schon.
Ebenso dürfen Schuhe nicht zu breit sein, denn auch in diesem Fall bildet sich eine starke Gehfalte aus, die auf die Zehen drückt.
Sind die Schuhe aber zu eng und auch noch die Spitzenzugabe - sprich der Freiraum vor den Zehen - zu gering bemessen, so führt das zu den bekannten Gelenkschäden an großem
und an kleinem Zeh (Hallux Valgus) und früher oder später wird eine Operation fällig.
Die Zehen brauchen diesen Freiraum (Spitzenzugabe) weil der Fuß sich bei Gehen insgesamt leicht nach vorne bewegt, aber die Zehen letztendlich auch Raum benötigen,
da sie sich bewegen müssen, denn sie leisten die Hauptkraft beim Abstossen des Fußes beim Gehen.
Daneben ist es die besondere Aufgabe der Zehen Bewegungen des Fußes um die Längsachse auszutarieren und zu steuern.
Merke:
Das Erste, worauf man beim Schuhkauf achten muss, ist die Auswahl einer ausreichenden, aber auch nicht so großen Schuhbreite für beide Schuhe
und damit einhergehend die Auswahl der geeigneten Form der Schuhspitze aufgrund der individuellen Gehmotorik.
Bei der Aufnahme dieser Fuß- und Gehdaten sind die maximal dicken infrage kommenden Strümpfe zu tragen und
dies hat erst nach einiger Belastungszeit der Füße zu erfolgen und nicht am frühen Morgen.
Der nächste kritische Punkt sind die Breite und die Höhe des Schuhes an der anatomischen Ballenlinie:
Mit Strümpfen darf der Schuh weder zu breit noch zu hoch sein, da sich in beiden Fällen mehr oder weniger starke Gehfalten ausbilden;
nicht etwa dass ein Schuh keine Gehfalten aufweisen darf, diese sind vielmehr unvermeidbar, wenn diese aber eine ausgeprägte Welle zeigen,
dann sind die Schuhe zu breit, zu hoch oder einfach auch zu lang.
Bei der Schuhanprobe ist deshalb auch besonders darauf zu achten, dass die breiteste Stelle des Schuhes in der Flucht bzw. auf gleicher Höhe mit der anatomischen Ballenlinie
des jeweiligen Fußes liegt, denn Schuhfehlkonstruktionen der diversen Marken sind häufiger als man denkt, denn (zumindest) manchmal geben Schuhdesiger der eleganten
Form den Vorzug vor einer technisch-anatomisch korrekten Schuhkonstruktion.
Die korrekte Weite und Höhe wird bei belastetem Fuß (Schuh) durch Abtasten der beiden Schuhseiten, des Spanns, überprüft:
sowohl großer als auch kleiner Zeh dürfen nicht gedrückt werden.
Bei dieser Gelegenheit kann auch zugleich getestet werden ob die Schuhe ein- oder beidseitig eine Überstemme zwischen Futter- und Oberleder eingelassen ist.
Stimmen also Schuhbreite, -höhe, Schuhspitzenform inklusiv der Spitzenzugabe, so ist der vordere Teil des Fußes optimal gebettet.
Lediglich die Zehen, Groß und Kleinzehenballen drücken sich beim Tragen ganz leicht, um den Bruchteil eines Millimeters in eine relativ weiche Brandsohle ein.
Bei relativ harten, eichenlohegegerbten und hochverdichteten Brandsohlen ist das dagegen kaum der Fall.
Bei dünnen und minderwertigen umso mehr - nur bei diesen können sich die Zehen und Ballen stark einprägen und die darunter liegende Ausballung, in der Regel aus Kork, zusammendrücken.
Dies kommt daher zustande, dass der Abstoß beim Gehen über die Zehenballen und vor allen Dingen über die Zehen selbst geschieht:
dabei muß das ganze Körpergewicht nach oben gehievt/beschleunigt werden, so dass der dabei entstehende Druck auf die sehr kleine Auflagefläche der Ballen und der Zehen wirkt,
so dass die Brandsohle darunter eingeprägt wird.
Man kann dabei wohl kaum von einem Fußbett sprechen!
Im Bereich des Fußgewölbes erfährt der Fuß bei den allermeisten Schuhen keinerlei Unterstützung - dies ist sehr leicht daran zu erkennen, dass das jeweilige Innenquartier (Seitenteil)
senkrecht nach unten abfällt.
Lediglich Blake, Blake Rapid und natürlich handeingestochene Schuhe weisen im Bereich des Fußgewölbes einen eingezogenen Schaft (Oberleder) auf - oder besser: können dieses Merkmal aufweisen.
Achten Sie bitte beim nächsten Schuhkauf auf dieses Merkmal, denn es zeigt einen wirklich gut gemachten Schuh!
Das Einkleben von Pelotten, um den Fuß zu stützen, kann nur ein Behelfsmittel sein und sollte nur von fachlich versierten Schuhmachern vorgenommen werden.
In keinem Fall ist diese Methode mit einem entsprechend den Füßen des Trägers angepassten Schaft vergleichbar, da dieser unter dem allergrößten Teil des Fußgewölbes anliegt
und dieses weich stützt, was mit einer eingeklebten Einlage so nicht erreicht werden kann.
Auf der gegenüberliegenden Seite, dem Außenspann des Fußes, sollte die zuvor erwähnte Überstemme, eine Verstärkung, zwischen Ober-und Futterleder eingeklebt sein,
damit der Außenspann das Leder nicht im Laufe der Tragezeit (auf-) dehnen kann und so einen festen Halt geboten bekommt.
Man kann die Überstemme vorsichtig mit den Fingerkuppen ertasten - sofern man kein Grobmotoriker ist.
Den wohl wichtigsten Halt erfährt der Fuß durch die Einbettung der Ferse, die im Stand und beim Auftreten während des Gehens das gesamte Körpergewicht (beim Gehen sogar die kinetische Energie des Körpers,
also sogar ein paar KPM/KJoule mehr) aufnehmen/auffangen muss.
Hierbei kommt es auf die anatomisch korrekte Ausformung der Fersenkappe (insgesamt) an:
sowohl die Fersenbreite als auch die Fersenkurve des Schuhes müssen dem jeweiligen Fuß entsprechen - ist die Fersenkurve gemessen anm Fuß zu stark gewölbt,
dann scheuert sie und es kommt zur Blasenbildung - ist sie zu flach, dann schlappt der Fuß aus dem Schuh heraus.
Optimal angepasst ist eine Brandsohle wenn deren Rand im Fersenbereich leicht noch oben zeigt, so dass der Fersenrand des Fußes optimal anliegt.
Eine Korkausballung hat unter dem Fersenboden der Brandsohle nichts zu suchen, da diese Korkschicht relativ schnell (nach Monaten) komprimiert wird, irgendwann zerbröselt,
und dem Fuß beim Auftritt kein festes Widerlager bietet.
Die Bettung des Fußes geschieht also bei einem handwerklich korrekten Aufbau des Schuhes allein durch seine Form, die möglichst dem entprechenden Fuß entsprechen soll
mit der Einschränkung, dass beim einem erstklassigen Maßschuh - nein, nicht bei einem der 800.- oder 1.200 €uro-Klasse - der Leisten, und damit auch der fertige Schuh
bereits einige Korrekturfaktoren für den Fuß berücksichtigt.
In die Schuhe eingeklebte oder eingenähte Pölsterchen und Lederfleckchen - womöglich noch orthopädisch betrachtet falsch angebracht - schaden mehr als sonst etwas.
Sie zeugen nur davon, dass der Schuh nicht passt.
Eventuelle Fußschäden durch solche Provisorien zu nicht auszuschließen, sondern im Gegenteil sehr wahrscheinlich.
Eine anatomisch korrekte, oder auch nur annähernd als solche zu bezeichnende, Bettung des Fußes findet daher nicht statt.
Über eingeklebte Schaumstoffpolster möchte ich hier nichts weiter schreiben.
Der einzige Weg wirklich passende Schuhe zu kaufen führt ausschließlich zum versierten Fachberater, sei es ein Schuhverkäufer oder ein Schuhmacher.
Die Zurichtung von Schuhen, die eigentlich nicht zu Ihren Füßen passen, ist ein törichtes Internetgeschwätz von absoluten Laien,
die entweder um jeden Preis Schuhe einer bestimmten Marke tragen oder einfach nur ihre Schuhe irgendwo billig kaufen wollen und die dann irgendwie überhaupt tragbar gemacht werden müssen.
Natürlich kenne auch ich die REALITÄT - Schuhe müssen billig sein und die Fachberatung inkl. Fußvermessung hat gefälligst GRATIS zu erfolgen!
Ob Sie ein billiges Jacket oder ein preiswertes Hemd tragen, OK - optisch stechen Sie dann vielleicht weniger hervor, aber Kleidung verursacht zumindest keinen bleibenden Schaden,
schlechte Schuhe dagegen schon!
UND bedenken Sie bitte: Ihre Füße können Sie nur einmal ruinieren!
UND gerade deshalb sollten Sie für Schuhe viel mehr Geld ausgeben als für Anzüge, Hosen und Hemden!