Zur Frage welchen Gegenwert man für sein Geld beim Shoppen erhält

  • Vorgestern war ich in den Supermarkt einkaufen; ich zwängte einen Viererpack Küchenpapier für 2,25 € zwischen dem Bügel meines Einkaufskorbes hindurch

    und ging weiter.
    Als ich um die nächste Ecke der Regalreihe bog stand vor mir eine Palette mit großem Preisschild für ein Sonderangebot desselben Papiers
    nur als Achterpack für nur 4,69 €.
    Schmunzeld ging ich weiter zu den Getränken: "Das ist wohl eine sehr speziell Rabattaktion!" dachte ich mir im Stillen.

    Das Internet beschäftigt sich speziell mit dem Shoppen und dem besten Preis für die gebotene Leistung; das zeigt sich ganz besonders oft
    in Computerforen und Blogs so wie aktuell so langsam die ersten Tests für die neuen AMD CPUs der Generation 7000 anlaufen
    aber die Resultate nicht vor dem NDA-Termin veröffentlicht werden dürfen.
    Nicht nur bei Computern wird gerne über die Preise und die Leistung, die man dafür erhält, debattiert sondern auch bei Bekleidung,
    Fashion, Schuhen und Klamotten.

    Nehmen wir als Beispiel ein ganz profanes Herrenhemd, um das typische Problem bei der Leistungsbewertung von Bekleidung aufzuzeigen:

    Herrenhemden gibt es mit und ohne Schulterpasse, mal einteilig oder bei anderen zweigeteilt, vorne und hinten mit der Maschine vernäht
    oder vorne mit der Maschine und mit einer Handnaht elastisch mit dem Rückenteil verbunden. Das wiederum kann glatt gestaltet sein oder
    Abnäher aufweisen, in etwa genau so lang wie sein Pendant, das Vorderteil, oder verlängert zu einer Art Schürze.
    Der Rücken eines Herrenhemdes kann echte Falten aufweisen wie Mittelfalte oder mit beidseitigen Ärmelfalten in Höhe der Schulterblätter.
    Die Ärmel werden wohl meist mit der Nähmaschine mit dem Korpus vernäht, aber bei einem wirklich gut gemachten Hemd
    natürlich mit einer Handnaht eingesetzt.

    Nun könnte ich noch auf weitere Details - allesamt typische Merkmale für handwerklich perfekte Arbeit - die verwendeten Stoffe,
    die Ausführung und das Einpassen des Hemdenkragens oder profane Dinge wie handgenähte Kopflöcher oder Knöpfe aus echtem Perlmutt
    in verschiedenen Größen und Stärken eingehen.

    Das erspare ich mir aber hier und jetzt und werfe stattdessen die Frage auf: Wer kennt sich mit diesen Details aus, hat alle im Gedächtnis und
    präsent und weiß genau worauf es jeweils ankommt?

    Wer schon kennt die Stoffpreise und kann in etwa abschätzen wie viele Arbeitsstunden bei dem jeweils zur Debatte stehenden Herrenhemd anfallen und
    wie hoch, so grob geschätzt, die Kosten dafür in Italien, Portugal, United Kingdom oder in Kambodscha, Indien oder Pakistan zu veranschlagen sind?

    Und dies alles nur einmal bei einem Serien- und seriennahen Herrenhemd betrachtet - bei Vollmaßhemden und demi-mesure wird es noch viel komplizierter,
    denn ein Ausstatter in Paris muss schon etwas mehr Geld verlangen als ein Hemdenshop im Internet, allein schon aufgrund der höheren Arbeitslöhne,
    der horrenden Mieten und anderer kostentreibender Faktoren wie erstklassig ausgebildete Mitarbeiter statt angelernten oder Möchtegern-Maßschneidern.

    Aber sei's drum!
    Fakt ist, dass - hoch lebe die Meinungsfreiheit - gerade im Internet viele Herren zu Preisen, in diesem Beispiel von Hemden, ihre Meinung sagen und schreiben.

    Sie bewerten die Leistung, den Gegenwert für den aufgerufenen Preis, bezüglich Materialqualität, meist den Stoff, und die Ausführung,
    handwerklich oder aus der Nähfabrik, und setzen dies in Bezug zum Kaufpreis, der zu zahlen ist.

    Zugegeben: Bei Hemden interessieren mich die Rankings des Preis-Leistungs-Verhältnisses nicht besonders stark, da ich grundsätzlich nicht,
    aber doch auch schon gelegentlich in einem Shop einkaufe, und wenn doch, dann in etwa abschätzen kann was ich für mein PayPal-Geldtransfer erwarten darf.

    Bei Schuhen und Pflegeprodukten finde ich dagegen sehr viele Rankings und Ratings sowie die Preise für viele Produkte
    schlicht und einfach lustig bis sehr lustig oder manchmal auch makaber!

    Allein die Produktbeschreibungen von Schuhen, rahmengenähten Schuhen wohlgemerkt, aber meistens doch nur Goodyear Welted mit Klebeband,
    zaubern mir häufig ein Lächeln ins Gesicht wenn ich da etwas lese über "Kalbsleder mit offenen Poren" "Goodyear Welted Konstruktion"
    als hochwertige Machart bei Schuhen oder wenn Brands, Designer oder Schuhmacher, speziell wenn ich sie sogar persönlich kenne,
    über den grünen Klee gelobt werden.

    Da kam mir heute Morgen doch glatt der Gedanke in den Sinn einen kleinen Artikel über Schuhe zu schreiben, bei welcher Machart

    man die bequemsten, weil relativ weich zu laufenden Schuhe, aus welcher Bezugsquelle bei befriedigendem bis sehr gutem Sitz an den Füßen, 

    erhalten kann. Kann sein, dass so etwas noch demnächst kommt.

    Mich fasziniert es immer wieder wie die Schuh-/Machart-/Designer-/Manufaktur-, besser: Schuhfabrik, Rankings und Zufriedenheitsbekundungen ausfallen.

    Bei Schuhpflegeprodukten ist es so, dass teilweise astronomische Preise bezahlt werden wie 30 € und mehr für 60 Gramm Schuhwachs,
    bei 50 Gramm eines anderen Brands für so in etwa den halben Preis dagegen die Nase gerümpft wird.

    Ob das am Markenglauben hängt oder einfach nur das Schulwissen über das Umrechnen von Maßeinheiten verloren ging - das weiß ich einfach nicht.
    Schmunzeln? Ja!
    Mich stören? Nein!

    Verwundern? In jedem Fall!

    Ganz egal um was es geht, Küchenpapier im Supermarkt, Hemdenkäufe in Shops, Goodyear Welted und andere Schuhe aus dem Internet oder Schuhpflegeartikel von Handelsmarken oder Herstellern:
    Das Internet bietet sehr viel Unterhaltung und Kurzweil zum Thema PLV, Preis- und Leistungsverhältnisse, zumindest schreiben sehr viele Leute darüber,

    nur leider recht selten nachvollziehbare und, vor allen Dingen, tatsächlich fachlich + sachlich haltbare Behauptungen.

    Fakt ist:
    Viele Dinge, Sachen und Eigenschaften werden einfach nur schöngeredet und -geschrieben, sind es aber nicht - erst recht nicht die Qualität
    von "preiswerten" Artikeln, denn Qualität und Design haben nun mal ihren Preis, es steckt halt viele Können, Produktentwicklung und
    Herstellungsaufwand drin!

    5 Mal editiert, zuletzt von urban (8. September 2022 um 17:43)

  • Legt man bei der gewünschten Leistung einen gewissen Wert auf ein ganz bestimmtes Design oder auf ein Brand,
    dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.


    Wer Sneaker von Christian Louboutin, ein Paar Electra von Pierre Corthay, das typischen Edward Green Design bei Schuhen möchte,
    der muss wohl oder übel auch die angesagten Preise bezahlen.

    Dito bei Bekleidung, sagen wir Canada Goose Parkas, dieses Design und die hochwertige Verarbeitung mit lebenslanger Garantie
    gibt es nun einmal nur exklusiv von CG.

    Leistung = Gegenwert = Design = Brand oder Marke

    Bei bestimmten Marken sollte man aber dennoch auf die Materialqualität und die Verarbeitung achten zumal wenn der Designer gewechselt hat,
    die Artikel des Hauses dann leicht altbacken wirken und nur noch der bekannte Name zieht oder besser: die Kollektion ziehen soll,
    oder andere Umstände hinzukommen wie Eigentümer- oder Strategiewechsel...

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    Lässt sich jemand nicht von bekannten Modehäusern und Designern oder dem Renommée im Netz beindrucken
    und möchte sich auch bei weniger bis unbekannten Anbietern umschauen oder gar im Ausland kaufen,
    Beispiele: KUNA, ESCUDO aus Perú oder Survin-Feinstrickpullover in Japan, oder gar Schuhe oder Krawatten, um nur einige wenige Beispiele zu nennen,

    dann führt kein Weg an Sachkenntnis vorbei und an einem guten Blick auf die Produktfotos.

  • Wie für viele andere auch ist das Aussehen von Bekleidung für mich wichtig, ob das Design mir gefällt, erst danach ob mir die Farbe steht.

    Bei der Qualität, Material und Ausführung, vertraue ich grundsätzlich auf den MARKT, da gute Sachen nun einmal teurer sind als weniger gute.

    Luxusbrands kann & will ich mir nicht leisten - die scheiden schon von vorne herein aus.
    Meine Marotte, dass ich zwischen Marken/Brands/Serien von Herstellern und Private Label unterscheide, dürfte jedem Leser dieser Seite hinreichend bekannt sein.

    Der Grund dafür ist ganz einfach:
    Private Label schlagen auf den Einkaufspreis beim Hersteller in der Regel 100 % drauf und auf diesem "Einkaufspreis" fußt deren Kalkulation des UVP.

    Start-Up-Shops als eigenständige Brands sind ein ganz eigenes Kapitel wenn ein Team mit hohem Werbebudget versucht den Markt aufzumischen.

    Also brauche ich mit um das Preis-Leistungs-Verhältnis, kurz PLV genannt, gar nicht erst groß Gedanken zu machen; den kleinen Rest erledigt die Lebenserfahrung.

    Auf Hypes falle ich deshalb garantiert nicht herein, sowieso meistens bezahlt, Stichwort: Influencer, und in jedem Fall Unsinn,
    da es grundsätzlich mehr als genug Anbieter gibt.

    Bin ich dagegen von einem Stück begeistert und euphorisch, die verdammten Muss-ich-unbedingt-haben-Stücke, dann heißt es kaufen + bezahlen.
    Das ist nun halt mal so, das kann man halt nicht ändern, da kommt man nicht drum herum.

    Das ist dasselbe wie bei den ausgefallenen und kaum zu bekommenden Designerstücken...zur Not muss man dann halt herumtelefonieren.

    FREAKS schauen bei Stricksachen halt in moda nach und analysieren zusätzlich die Garnqualität, die Spinnerei, die Fädigkeit usw.,
    um auch ja bloß sicher zu gehen, dass der aufgerufene Preis OK ist.

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    Wie hältst Du das mit dem PLV?

    3 Mal editiert, zuletzt von urban (10. September 2022 um 16:58)

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