Mode - wie sich die Zeiten geändert haben

  • Wenn ich vor 35 und weniger Jahren die druckfrische Ausgabe der Männer Vogue endlich in den Händen hielt, habe ich das Heft zuerst sehr schnell geblättert,
    um Teile zu finden, die mir stark in's Augen stachen - ab und zu wurde ich fündig, meistens musste ich dann aber noch einmal langsam alles durchblättern,
    um etwas ansprechendes zu finden.
    So mache ich das übrigens auch heute noch bei MEN's PRECIOUS, gut ich beherrsche auch kein Japanisch, aber es funktioniert.
    Sehr interessant ist dieses Suchsystem bei der Durchschau des LAST MAGAZINS wenn ich versuche die Namen des jeweiligen Herstellers vor meinem geistigen Auge
    auszublenden, um mich voll auf das Design, die Form (den Leisten) und die Verarbeitung konzentrieren zu können - das funktioniert nur leider nicht immer.

    Meine Beiträge hier erscheinen vielleicht auf den ersten Blick, den ersten eindruck hin, sehr umfassend, kompliziert, irritierend ob der Fülle an Details zu sein,
    ergeben aber durchaus einen Sinn, und vor allen Dingen: einen Zweck.
    Bei Krawatten kommt es stark auf die Handnaht mit der Fadenreserve und den Krawattenstoff an - ansonsten schaut die Krawatte eher aus wie ein billiger Schlips
    mit Wellen im sichtbaren Oberstoff, schlechtem Fall und so guit wie keinem Griff - gibt's bei verschiedenen Brands genau so zu kaufen zum ziemlich anständigen Preis sogar!
    Die Zeiten sind wohl für immer passé, dass der Preis etwas über die Qualität aussagt - heute richtet sich der Preis nach dem Bekanntsgrad des Brands
    im I-Net, und ein Brand ist auch noch lange kein Erzeuger, Hersteller, Produzent oder steht gar für eine echte Manufaktur, für echte Handarbeit.

    Insofern macht es - zumindest für mich - einen Sinn bei der Fertigung ein Augenmerk auf die Material- und Stoffqualität zu haben und
    es erfüllt auch seinen Zweck zu unterscheiden zwischen einem reinen Brand, oft nur Private Label, hinter denen x-beliebige Hersteller/Produzenten/Kunsthandwerker stehen können,
    schlussendlich von und an x-beliebigen Firmen dazu oder eingekauft und NUR mit einem einheitlichen LABEL vom Händler versehen.
    Der Zweck einer solchen Betrachtung ist ganz einfach erklärt:
    Man zahlt für eine bessere, oder oft sogar beste, Qualität eines Bekleidungsstücks weit weniger an der Quelle wie bei den smarten I-Net-Brand-Shops.

    Beim Thema Schuhe sind die mitunter sehr weit ausschweifenden Betrachtungen von Macharten, Qualitätsmerkmalen von Schuhen, der Vorstellung zahlreicher Schuhmarken
    und vor allen Dingen Schuhmachern wirklich zeitintensiv durchzuarbeiten.
    Mann, die Damen übrigens auch, sich die Sache mit der Beschaffung auch sehr einfach machen indem man einen Schuhmacher aufsucht und darauf achtet,
    dass die Wellenlänge stimmt - der Rest geht dann wie von allein.

    Zugegeben - das Lesen solcher Beiträge verschlingt viel Zeit, je nachdem wie viel man davon übrig hat - führt oft auch zu überaus simplen Erkenntnissen (letzter Satz des letzes Absatzes) - aber alles, was Mann und Frau sich dabei eingeprägt haben, können sie beide ihr Leben lang nutzen.
    Man nennt das übrigens auch Allgemeinbildung oder Praxiswissen oder nennen Sie es einfach wie Sie wollen! :loud laugher:
    Hauptsache es nützt Ihnen irgendetwas wenn Sie vielleicht durch Zufall irgendwo in der Toskana, der Lombardei oder in den Marken. oder sogar noch weiter südlich,
    auf einmal unverhofft in der Werkstatt eines Webers, Schuhmachers oder Schneiders landen, also sich staunend umschauen...

    Das Auge für Farben, Linien und Kurven - kurz: das Design genannt - sollten Sie für sich selbst trainieren und sich dabei vielleicht auch selbst fragen:
    Warum bloß gefällt mir das - ist es das Design als solches oder die Farben resp. die Farbkombination?
    Nun versteht sich auch jeder warum ich mich selbst nie in INSTA umschaue, denn die Influencer, die Littfaßsäulen von irgendwelchen Brands, bieten nichts,
    was mich interessieren könnte...
    Ein Typ dazu:
    Besorgen Sie sich die MEN'S PRECIOUS, denn beim Betrachten der Outfits werden Sie garantiert nicht von den BrandNAMEN abgelenkt! :loud laugher:

  • Unterhalte ich mich mit jungen Leuten zwischen 20 und 30 dann kommt es mir so vor als würden sie ausschließlich auf bekannte und teure Brands stehen,
    die ihnen ein gewisses Mindestmaß an Respekt der Kumpel und Freundinnen versprechen.
    Wenn selbst Studenten und Handwerksgesellen Sneaker der Preisklasse zwischen 500 € und 1000 € tragen und die entsprechenden Premiumautos fahren:
    RESPEKT, Jeunesse dorée!
    Nach Material und Verarbeitung braucht man niemanden von ihnen zu fragen - das setzen sie bei diesen teuren Brands einfach voraus, es interessiert sie eigentlich auch nicht weiter,
    denn es kommt ihnen neben dem Brand - Namen brauch ich hier wohl keine anzuführen - ausschließlich auf die Optik an, nicht im Sinne von herausragendem Design,
    das irgendwo einen Preis gewinnen könnte, sondern auf die Show. Da muss eine Daunenjacke eine möglichst ausladende Kapuze aufweisen mit einem dicken Coyotenfell darum.
    Auffallen um jeden Preis!
    Das ist die Generation MILLENIUM, die sich ihre Einkaufstipps bei Instagram abholt. Ein Modemagazin nur zu blättern, geschweige denn zu lesen, kommt denen nicht in den Sinn.
    Sie haben ja ihre Smartphones...
    Reicht die Kohle nicht für die Originalware, dann kaufen sie halt ganz bewusst Fakes aus China ohne sich aber über das Risiko, Zollgebühren und Einfuhrumsatzsteuer
    auch nur einen winzigen Gedanken zu verschwenden.
    Die ersten Gedanken machen sich ab und an ein, zwei wenn sie die Strahlkraft ihrer Edelsneaker erhalten möchten und selbst das Personal inkl. Chefin,
    keinen Rat weiß wie man das anstellt.
    Ehrlich - ich wusste nicht welche Luxusware ich da ganz unbekümmert eingesprüht habe, hatte weder auf den Karton noch auf die Sohle geschaut...Leichtsinn!
    Ich erfuhr erst später, dass ich da 800 € in den Händen hielt..

    So driften die Welten auseinander - die alte und die neue Welt.

    Randerscheinung nenne ich die Kunden, die alle paar Wochen, also spätestens alle 4, sich die Brands "für den kleinen Mann" einkaufen.
    Dann kosten die Jeans "nur" 150 € bis 250 €, die Schuhe bis zu 150 € - so schaut der billig zusammengeklebte Krempel aber auch aus - macht aber nichts,
    in 4, spätestens in 8, Wochen gibt es wieder neue Sachen.

    Das Spiegelbild von diesen Beobachtungen nach dem Zufallsprinzip sieht man dann in der Stadt.

  • Solange ich meine Kleidung nicht selber gekauft habe gab es für mich keine Marken. Als ich das irgendwann mitbekommen habe daß es die gibt's ich schon neidisch auf die Kumpels geschielt, könnte sie mir aber selber nicht leisten. Meine ersten Markenschuhe waren Adidas Samba. Da hab ich meine Mutter überzeugen können und war auch furchtbar stolz drauf.
    Dann kam die Zeit der Subkultur. Da mussten es nur Creepers sein, der Rest am besten aus dem Second Hand Shop.
    Was heutzutage für Turnschuhe ausgegebenwerden kann ist schon unglaublich. Vielleicht hat es das zu meiner Zeit auch schon gegeben, aber davon hab ich nichts mitbekommen.
    Aber wenn ich sehe wie meine Neffen schon im Kindergarten mit Marken zugekleistert werden wundert es mich nicht, daß die auch später darauf fixiert sind. Aber da sind wohl eher die Eltern (oder bei meinen Neffen die Mütter) schuld.

  • Das Thema kenne ich auch zur Genüge.
    Aber frag mal Leute, 40 Jahre und älter, was Baum- und was Wolle ist und wo die herkommen.
    Dann staunst Du Bauklötze wie die in's Stottern geraten.
    Selbst der Stilmagazinbesitzer wusste bis vor einem halben Jahr nicht was Ziegenwolle ist bzw. unter welchem Handelsnamen sie läuft.
    Das war übrigens eines der ersten Sachen, die ich damals gelernt und auf was ich dann geachtet hatte:
    Mindestens 2-fädig muss der Cashmerepulli gestrickt sein. Dazu kamen dann noch die guten Marken oder Hersteller wie AIDA BARNI und andere - das waren damals natürlich auch die teuersten.
    Kurz:
    Wissen über Bekleidung findest Du noch nicht einmal in Klamottenforen oder -blogs - egal ob in Deutsch oder Englisch geschrieben, ob Fashion oder Gentleman-Gedudel.
    Es ist einfach grotesk, dass die Leute von heute keine Allgemeinbildung zum Thema Bekleidung haben, wo es doch neben dem Essen & Trinken Grundbedürfnisse sind.
    Was man findet sind die gängigen Internetweisheiten - meistens falsch!

    So ein klein wenig Basiswissen würde den meisten Menschen wirklich nicht schaden - auch das Differenzieren zwischen I-Net-Brands, letztes Beispiel und erst ein paar Tage alt ist
    Bavarian Goose mit all den Merinoschafen aus dem Freistaat, und Herstellern und ihren Markennamen kann dem eigenen Geldbeutel nicht schaden.
    Nimmt man Strickwaren so können die noch so schön aussehen, sind sie falsch ver- oder gearbeitet, dann hat man keine große Freude daran, egal wie gut sie aussehen.
    Ergo schadet es nicht auch auf die kleinen Details zu achten.
    Von und über Schuhe brauche ich erst rechts nichts anzumerken - wer wusste schon, wer glaubte daran, schon nur einmal vor zwei, drei Jahren, dass es wirklich noch echte Schuhmacher gibt.

    Das Internet als Informationsmedium?
    Das interessiert doch keinen wirklich, es geht nur noch um Influencer, Supporter, Storys und weiteres Geflunker über diese und jene Brands - was sich dahinter verbirgt
    will auch niemand mehr wissen.
    Dann wird halt eben neu gekauft...

    Ich gebe gerne zu - das Design kommt bei mir absolut zuerst, aber das dürfte bei den allermeisten Menschen nicht anders sein;
    nur schaue ich mir auch das Material und die Verarbeitung an bevor ich kaufe.
    Ich bin auch in den ersten Jahren ein paar Mal hereingefallen, was mich ärgerte, und so kam es dann, dass ich mich immer intensiver mit der Materie befasste.
    Schade, dass es kaum jemanden interessiert.


  • Ich weiß genau was du beschreibst aber das ist in meiner Erfahrung nicht die Norm oder gar die Mehrheit - zumindest in der von dir beschriebenen Form. Kann es sein, dass die 20-30 Jährigen v.a. Teil einer Clique oder eines Freundeskreises waren? Grob geschätzt tragen 80% der 20-30 Jährigen billig gemachte 50€ Sneaker, die sie alle 12-18 Monate wegschmeißen und sich ein neues Paar kaufen.

    Natürlich habe aber in dieser -meiner- Generation (Millenials) auch Solche getroffen, also Menschen die voller Ernst ein Produkt kaufen, dass mit Werbung aber nicht mit Qualität(sversprechen) auf sich aufmerksam macht. Das wollten sie auch, um die richtige Marke zu haben und aufzufallen.
    Viele, aber gerade diese Cliquen sind sehr homogen und haben ähnliche Verhaltensweisen, was auch oft unterereinander angeglichen wird. Klassiker sind da Metakriterien wie Alter, Ethnie, Herkunft, berufliche Position/Studium etc., aber auch im Detail wie Kiffen, illegale Drogen generell oder Tabakrauchen. In Berlin fällt mir Letzteres sehr stark auf - entweder (fast) alle in einer Clique rauchen oder absolut keiner. Andere Muster wären z.B. dass es in meinen Freundeskreisen bis ich ~14/15 war keine Scheidung der Eltern gegeben hat - für viele Andere eher der Normalfall. Aber ich drifte schon zu sehr ab, jedenfalls äußert sich diese Thematik im Detail, wie Dinge gemacht werden, inkl. Konsum.

    Meine Erfahrung aus der Kindheit und Jugend war die, dass was Klamotten anging, nur in nur sehr wenigen (Mädchen)zirkeln die Marken relevant waren, ansonsten war es eher generelle Optik/Richtung (Skater/Metaller/Hip Hoper - was es halt so in den 2000ern gab). Dann gab es recht schnell einen neuen, überraschend stillen Trend:
    Der Drang, die eigenen Kinder proaktiv mit teureren Markenklamotten auszustatten. Der fiel mir glaube ich so 2013 auf, als die 5-10 Jahre jüngeren Kinder plötzlich v.a. fast durchgehend Canada Goose oder Woolworth Parkas trugen. Ich meine noch Artikel zu einem Fjellräven Rucksack überflogen zu haben, den plötzlich "alle" Hamburger Eltern haben wollten, dadurch ausverkauft war. Gerade gesucht, Kanken mit Kringel über dem a, ist das Modell. Aber ist das wirklich neu, gab es solche Produkttrends nicht auch früher?
    Da die Creepers, woanders die Doc Martens, die M51 Parka der Mod-Kultur etc. Heute ist das sicherlich viel schnelllebiger.
    "Edel-"Sneaker kamen etwas langsamer, ich glaube erst ab +-2013-2015 in Deutschland als Thema auf und ich habe nur eine Person darüber in 2016 reden hören - die sich diese aber nicht leisten konnte.
    Ich denke der Einfluss der Instagram-Influencer wird zumindest in Deutschland überschätzt und gerne als hypnotisierend für die Jugend dargestellt. Ich bin was die Effektivität angeht eher skeptisch, man trifft diese Generation halt besser als mit dem Radio oder dem Fernseher. Aber ob die Influenza der Influencer eindringlicher wirkt und die Medienkonsumenten eher als die Patek Phillipe/Audi Hochglanzseite im Spiegel Magazin die beruflich erfolgreiche Mittelschicht zum kaufen bewegt?
    Ich zweifle mindestens was Kleidung angeht am direkten Einfluss der Influencer auf die Jugend, gerade wenn ich mich an die Leute erinnere, die auf Instagram sehr aktiv waren, und mich an deren getragene Kleidung erinnere passt das zu den Mediengeschichten nicht zusammen. Brauchbare Studien zum Einfluss dazu wären interessant. So halte ich das für eine Übertreibung der Medien die einfach gut zur äußeren Wahrnehmung der Jugend passt.

    Damit will ich meine Generation nicht mal protegieren, da läuft zuviel schief. Sich aber über die missratene Jugend beschweren ist verständlich - nur warum ist sie so wie sie ist? Wer hat sie so aus welchen Gründen geformt? Ein reines unabhängiges Zufallsprodukt ist sie wohl kaum. In den Unternehmen, die bewusst und schamlos Kindern und Jugendlichen als Zielgruppe anvisieren um ihnen irgendeinen Medienmüll anzudrehen und damit anzufixen, sitzen wohl sehr wenig Kinder und Jugendliche, falls überhaupt. Das werden in erster Linie 30-60 Jährige sein.

    Warum gefühlt kaum einer in meiner Generation in Deutschland die verschiedenen Eigenschaften zwischen Wolle, Baumwolle, Leinen kennt und das Wissen beim Kleidungskauf entsprechend anwendet habe ich auch nicht verstanden. Bei den Älteren schaut es ähnlich düster aus.
    Warum wurde in fast keinen Familien Wissen über Kleidung weitergegeben? Wenn die Familie aus einem sozialistischen Land mit Mangelwirtschaft eingewandert ist, in der Lederschuhe rar waren, kann ich das nachvollziehen, gerade angesichts des Mangels an guten Informationsquellen. Aber das Nichtwissen ist der Status quo in den meisten Ländern des Westens.
    Wenn ich ältere Romane und Berichte lese bekomme ich den Eindruck, dass es für die Bevölkerung normal war, sich mit Grundlagen in der Kleidung und in Stoffen auszukennen. Wenn ich mir alte Fotos anschaue festigt sich mein Eindruck.
    Liegt es an dem Verlust der Textilindustrien? An dem Wertewandel der Gesellschaften?

    Es ist total absurd: Ist das hier eine frühere äußere römische Provinz zur Zeit des Untergangs des römischen Reiches in der die Menschen aufgehört haben Latein zu sprechen weil es nur noch sporadisch Berichte und kaum Kontakt mit Rom gibt? In Klöstern versuchen nun Mönche verlorenes Wissen zusammenzutragen um den gegenwärtigen Zivilasitionsverlust aufzuhalten.

  • In meiner Kindheit kannte niemand von uns Marken oder legte Wert darauf - Klamotten waren in den sechziger und siebziger Jahren ohne Bedeutung.
    Das kam erst später...
    Meine ersten praktischen Erfahrungen damit sammelte ich dann in den Neunzigern mit meinem Patenkind - die lieben Eltern: Mein Haus, Mein Auto, Meine Frau, Meine Kinder, Meine Marken!

    Bei dieser Clique, ich glaub' ich hab's auch geschrieben, bin ich immer wieder sehr verwundert über die absolut erforderlichen Brands wie Mercedes Benz, Louboutin, ...
    Schreibe später mehr dazu... :wink:

  • Instagram-Marketing wirkt, ich bin zwar auch nicht vollkommen darüber im Bilde, aber man kann den Effekt wohl via Traffic und Verkaufszahlen messen. Wenn man zudem nur ein Drittel erreicht, ist das eine sehr große Zahl, das sollte man nicht unterschätzen, da wäre man voll in der Zielgruppe drin. Was eher noch eine Rolle spielt ist wohl auch, dass die meisten Kinder und Jugendlichen durchaus einen realistischen Blick auf Preise und Nutzen von Produkten haben, gerade auch vor dem finanziellen Hintergrund ihrer Eltern und den damit verbundenen Möglichkeiten. Da heute vieles was irgendwie populär ist viel Geld kostet, egal ob Technologie wie Smartphone oder Analoges wie Kleidung, werden viele sich eher für etwas entscheiden, von dem sie sich mehr Nutzen erhoffen. Das mangelnde Verständnis für und von Jugendlichen dagegen ist ja auch nichts neues. Trends kommen und gehen sehr schnell, viele Altersgruppen sind mittlerweile extrem heterogen und einen echten Einblick haben Erwachsene bis heute nicht.

    Wenn ich mir heute die jungen Mächen und Jungs anschaue, fällt doch sehr schnell auf, dass es im Vergleich zu vor 15 Jahren wesentlich homogener geworden ist, was den Stil allgemein angeht. Weiße/schwarze Sneakers, enge Jeans und eine Bomberjacke oder Blouson drüber, egal ob männlich oder weiblich. Als Ergänzung dann einen großen Schal, irgendeine Tasche oder eine Cap, das wars. Egal ob morgens, mittags oder abends, davon sehe ich jeden Tag ganze Horden. Trotzdem merkt man auch, dass die Jugendlichen sich stärker in Gruppen gleichen Hintergrunds aufteilen. Ein Blick auf die Kinder der Nachbarschaft macht schnell deutlich, dass sie vermeintlich privilegierter sind als andere die ich sonst so sehe. Markenkleidung mit Logos, teure Smartphones, kostenintensive Hobbies und hochpreisige Fahrräder, die Freunde ähnlich. Gleiches gilt für die vermeintlich weniger Privilegierten, die mich eher an meine unbedarfte Kindheit erinnern, in der solche Dinge lediglich am Rand oder mit Blick auf den Nutzen eine Rolle spielten, z.B. Basketballschuhe oder Winterjacken. Ich stimme dir da voll zu, dass dies auch stark von den Eltern ausgeht, auch wenn man als Erwachsener natürlich schnell bemerkt, bei wem echte Substanz vorhanden ist und wer halt mitspielen möchte. Diese Polarisierung findet aber auch bei Erwachsenen statt, nicht zuletzt im Freundeskreis oder in der unmittelbaren Nachbarschaft, meine Arbeit ist das zum Glück immun. Hier haben einige vom Aufschwung der letzten Jahre profitiert und dementsprechend investiert, sei es in teure Fahrräder, neue Autos, „teure“ Kleidung (meistens Marken für Outdoor oder was man so von Breuninger, P&C kennt), Elektronika, das Haus oder sonstiges offensichtliches. Der gefühlte Neid nahm damit wohl auch zu oder zumindest der Wunsch für Konsum anerkannt zu werden.

    Bei mir war das alles noch durchmischter, weniger Klassen- und mehr Gruppenbewusstsein. Trends waren entweder gruppenspezifisch wie Hip Hop-Kleidung oder allgemeiner wie Eastpack-Rucksäcke, aber es war auch viel was es nicht bis in die ländlicheren Gemeinden geschafft hat. Die Freundesgruppen waren immer relativ stark durch die Nachbarschaft bestimmt, da war es gut durchmischtr. In meinem Umfeld wurde man für teure Markenkleidung entweder belächelt oder man gehörte einer Gruppe mit spezifischen Auftreten an, dann wurden Marken anerkannt. Wie du schreibst, ging es immer eher um die Stile von Subkulturen, als um Marken.

    Das mangelnde Wissen ist doch relativ leicht erklärbar, das liegt an der Überhitzung der Räume, der Bevorzugung von komfortabler Kleidung und dem Umstand das Komfort wenig mit unelastischen Stoffen zu tun hat, die früher sehr verbreitet waren. Meine Großeltern haben meinen Eltern durchaus noch Loden und Kord für den Winter gekauft, weil es kalt war auf dem Weg zur Schule oder draußen. Mein Großvater trug immer Mantel und schwere Anzüge auf dem Weg zu Arbeit, denn es wurde nicht immer überall so stark geheizt. Heute ist es doch überall warm, außer man muss kurz draußen warten, egal ob im Bus, Zuhause, in der Schule oder in der Uni, da muss doch kaum noch jemand frieren und man kleidet sich dementsprechend.

  • Meine 20jährige Mitbewohnerin mit jüngeren Geschwistern meinte zu dem Thema Instagram, dass v.a. die jungen Kinder, gerade die Mädchen geködert werden. 20-30 Jährige seien gar nicht die wichtigste Zielgruppe, vielmehr die 9-12 Jährigen. Gerade bei den unter 25 jährigen wurde so um ca. 2012-2014 Facebook von Instagram als Social-Media Netzwerkplattform verdrängt.
    Ich hab mal kurz gesucht und hier eine Studie gefunden, die z.T. öffentlich einsehbar ist: https://link.springer.com/chapter/10.100…-21188-2_6#Sec5.
    Kurzfassung: eingeschränktes Wirkungspotenzial, versteckte Werbung funktioniert besser als offensichtliche Werbung, wobei letztere sogar kontraproduktiv sein kann.
    Falls jemand das braucht (Urban?) kann ich mal über mein Uninetzwerk suchen, mit dem ich Zugriff auf fast alle (größeren) Publikationsseiten wie Springer, Taylor&Francis, etc. habe.

    Auch ganz amüsant:

    [video=youtube_share;ucPXslMcnoc]

    [/media]


    Die Überhitzung der Räume ist eine sehr gute Antwort.
    Besonders konsequent sind vielen dann in Bezug auf Komfort nicht: Sportshirts aus Polymer (Polamyd, Polyester, Acryl) anstatt aus Baumwolle, raue Jeans anstatt feine Baumwolle oder Wolle als Hose und kratzige, schnell stinkende and sehr schnell überhitzende Strickwaren aus Polymer.

  • Das wäre sehr interessant solche Studien mal etwas näher zu betrachten, da ich dazu noch so einiges schreiben muss....
    Die verdeckte Werbung ist die effektivste, vor allen Dingen von sie psychologische Aspekte berücksichtigt, durch die sich gerade junge Menschen beeinflussen lassen.
    Da fehlt mir komplett der Zugang, da schlicht und einfach zu alt! Und ehrlich gesagt habe ich mir um diese Altersgruppe noch keinerlei Gedanken gemacht...

    How much is your outfit? :loud laugher:
    Deine familiären Sponsoren können für dich jede Menge Kohle raushauen - bist'n ganz Großer!

    Ich bin ab und zu am Nachdenken mit welchem Punkt (Argument - Aufhänger - Slogan) man überhaupt noch jemanden beeindrucken kann.

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