Schuhe + Maße - Es kommt drauf an was man draus macht!

  • Vorab stelle ich diese Collage zur Betrachtung, zur Diskussion falls mir der Himmel auf den Kopf fallen sollte und jemand schreibt was er sieht.

    Den Fuß habe ich irgendwann so gemalt, dass er auf einer Ebene steht - im Schuh steht der Fuß leicht nach schräg, bedingt durch den Absatz,
    und die Zehen sind leicht angewinkelt: Dies sollte bitte niemanden stören.
    Bei einer leicht abgeänderten Zeichnung würden die Zehenballen selbstredent auf der Brandsohle aufliegen.
    Mal schauen ob ich morgen Lust habe.

    Zum Titel:
    Richtig müsste es heißen "Die Fußbettung", aber leider können damit die wenigsten Leute etwas anfangen.
    Viele glauben zudem, dass es dabei getan wäre, wenn der Fuß eine feste Unterlage hat, aber weit gefehlt, denn zu einer Bettung gehört auch die seitliche Umfassung.
    Darüber später mehr.
    Ein anderes Wort für Bettung ist das Widerlager.

  • Etwas besser aber noch nicht optimal - sagen wir deutscher Fuß in italienischem Schuh - aber die Punkte, auf die es ankommt,
    sind recht deutlich zu erkennen.
    Man erkennt deutlich, dass die Fersenkurve nicht vollständig am Innenfutter des Fersenfutters und dessen Bogen anliegt - dieser Schuh passt nicht an diesen Fuß
    obwohl die Fußlänge - allgemein als Schuhgröße bezeichnet - stimmt.
    Die Fersenkurve und die Fersenkappe sollten denselben (Krümmungs-) Radius haben, damit die Rückseite der Ferse komplett anliegt.

    Auf der Zeichnung sieht man deutlich, dass dies nicht zutrifft - ist die Fersenkurve noch stärker ausgeprägt als auf der Zeichnung,
    dann liegt sie nur im Scheitelpunkt an der 'Fersenkappe' an und schlappt beim Gehen. Die Fersenkappe des Schuhs ist stärker gewölbt als die Fersenkurve.
    Ist diese dagegen sehr flach, dann liegt die Ferse nur oben und unten (direkt oberhalb der Brandsohle) an der 'Fersenkappe' an,
    auch dann schlappt der Schuh und es kommt zu Entzündungen und Blasen.

    Durch die Fersensprengung und durch die leicht nach oben abgewinkelten Zehen bedingt verkürzt sich die Länge, die der Fuß im Schuh benötigt, um ein paar Millimeter.
    Die Fersensprengung kann man simpel als die Absatzhöhe interpretieren - also gilt: je höher der Absatz desto mehr 'verkürzt' sich der Fuß.
    Das Maß der Fußlänge auf einer Ebene wie einem Blatt Papier, auf dem der Fuß beim Maßnehmen steht, ist größer als
    wenn beim Maßnehmen ein Lederabsatz unter die Ferse gelegt wird, der Fuß schräg steht, und die Zehen nach oben zeigen.

    Der Fuß im Hintergrund liegt flach auf.

    Es ist auch deutlich zu erkennen, dass sich die Krümmung der Ferse (= Fersenkurve /-bogen) durch die geänderte Stellung des Fußes ebenfalls verändert.

    Wichtig ist auch, zeichnerisch nicht so leicht dazustellen, dass die Ferse waagerecht gelagert ist, damit der Fuß beim Gehen nicht wie auf einer schrägen Ebene
    nach vorne rutscht, den Schuh (-schaft) weitet und so der Schuh dem Fuß keinen festen Halt mehr bieten kann.

    Die Zeichnungen und die dazu gehörenden Beschreibungen unterliegen dem Urheberrecht - jegliches Kopieren und Verlinken ist hiermit untersagt.
    Zitate mit eindeutiger Quellenangabe sind erlaubt.

  • Merke:
    Die Fußlänge ist auf einer ebenen Unterlage gemessen größer als schräg gestellt im Schuh.
    Sie wird gemessen ab hinter Auslenkpunkt = Scheitelpunkt der Fersenkurve/-bogen bis zum Ende des längsten Zehs, i.d.R. der große, kann aber auch der erste kleine Zeh sein.
    Die Fußlänge sagt nur aus wie lang der Fuß insgesamt ist - ob ein Schuh passt hängt aber sehr wesentlich davon ab, dass Ferse und hinter Schuhkappe denselben Bogen,
    dieselbe Krümmung haben, damit sie komplett an ihr anliegt.
    Ein Maßschuhmacher muss das auf einer flachen Unterlage abgenommene Längenmaß je nach Fersensprengung für das Einmessen des Leistens konvertieren;
    die Fersenkurve und deren Anstellwinkel ebenfalls.

    Fersenpolster, Weiten des Fersenbereichs, um den Fersenbogen zu verändern führt häufig zum Reissen oder Bruch der Fersenkappe, die zw. Ober- und Futterleder eingebaut ist.
    Die Breite des Schuhs im Fersenbereich kann nur am oberen Rand, dem sogenannten Einschlupf aufgedehnt werden - würde dies ein (Flick-) Schuster kurz oberhalb der Brandsohle machen,
    dann verliert der Schuh dort seine Stabilität und bietet der Ferse keinen oder nur noch bedingt einen Halt.

    Ich habe das Foto des Schuhs von Bettanin & Venturi, Italien, genau deshalb ausgewählt weil ein nach den Regeln des Schuhmacherhandwerks gefertigter Schuh unterhalb der Ferse
    KEINE Kork- oder sonstiges Ausballung haben darf, in die sie einsinken könnte, um so einen dauerhaften Halt zu gewährleisten.
    Nur billig produzierte Schuhe weisen unterhalb der Ferse eine Korkausballung auf - gut gemachte Schuhe haben dort 2, aber in jedem Fall 1 Keder
    sofern sie nicht von Hand 360 Grad genäht sind.

    Es zeigt sich - mal wieder - dass eine Kork- oder sonstige Ausballung von Nach- statt von Vorteil ist!
    Geschichten über das Fußbett in der Korkausballung sind Märchen von Leuten, die sich bei Schuhen und Orthopädie nicht auskennen und/oder,
    die solch günstig produzierten Schuhe bloß verkaufen wollen und dafür krampfhaft Argumente suchen.

    Schauen Sie sich zu diesem großen Problem des Einsinkens der Ferse in der Korkausballung u.a. das Promotion-/Produktions-Video von Allen Edmonds an.

  • Und hier nun die Collage mit einem Schuh in einfacher Goodyear-Ausführung mit einer Korkausballung unter dem Fersenauflager und einer dicken unter den Fußballen.

    Hier liegt die Ferse nur in einem kleinen Bereich an der Innenseite des Fersenfutters/-kappe an - darüber und darunter nicht....
    Der Fersenbogen passt nicht zu diesem Schuh.

    Abgesehen davon, dass die Ferse schon bei diesem Schuh im Zustand "neu" keinen Sitz hat, so kann sich jeder leicht vorstellen was beim Tragen passiert:
    Die Ferse drückt die Korkausballung zusammen und damit bietet der Schuh ihr noch weniger Halt.

    Die dicke Korkausballung unter den Zehenballen wird ebenfalls komprimiert und zerbröselt dabei irgendwann - zwischen Fuß und Innenfutter bzw. Schaft
    entsteht ein Luftraum - der Schuh bzw. der Schaft ist dann zu weit und es bilden sich stärkere Gehfalten aus.
    Mit dickeren Strümpfen könnte man behelfsmäßig etwas Abhilfe schaffen, so als Provisiorium.... im Bereich der Zehenballen, im Fersenbereich würde die dicke Socke
    aber recht schnell zerrieben werden.
    Es empfiehlt sich daher gleich tatsächlich korrekt sitzende Schuhe zu kaufen statt selbst zu flickschustern oder
    viel Geld für wenig erfolgversprechende oder -reiche Maßnahmen beim Schuhmacher zu bezahlen.

    Wenn man die beiden Schuhfotos miteinander vergleicht, so sieht man den Riesenunterschied bei Konstruktion (Machart)und Ausführung:
    Die Schuhe ohne Ausballung - weder unter der Ferse noch unter dem Fuß selbst - werden jahrelang gut sitzen...

  • Die Fersenform bestimmt neben der Risthöhe und -breite das sogenannte Hackenmaß, das speziell für Schuhe mit geschlossener Schnürung von großer Bedeutung ist.

    Die nachfolgenden beiden Zeichnungen beschreiben die Fersenbreite, sowohl im Bereich der Auflage bzw. des Aufstands auf der Brandsohle als auch das Maximum.
    Die Fersenbreite ist auch bei der Auswahl eines Serienschuhs von großer Bedeutung insbesondere dann wenn jemand eine recht schmale Ferse hat,
    da die Hersteller von einer mittelbreiten ausgehen.
    Daneben ist der Einschlupf eines Herrenschuhs recht 'tolerant' - er gibt nach, da er mav der Fersenkappe, also im hinteren Bereich nicht verstärkt ist.
    Zwängt man jedoch einen zu breiten Fuß hinein, dann geben die beiden Seitenteile, die Quartiere wohl entsprechend nach aber der vordere Teil des Schaftes
    verzieht sich dabei.
    An sich eine rein theoretische Angelegenheit, da man davon ausgehen sollte, dass niemand einen zu schmalen Schuh kauft,
    da aber irgendwelche Leute immer wieder vom Eintragen und Einlaufen eines Schuhes reden, verwundert einen an sich nichts mehr.
    Die Schuhe werden oft im Versandhandel gekauft und es ist niemand dabei ist, um die Passform zu kontrollieren - selbst kann der Schuhträger das nicht,
    da jede Gewichtsverlagerung wie z.B. das Herunterbeugen oder sich zur Seite Drehen auch eine Verlagerung des Körperschwerpunktes bedeutet
    und der/die Schuhe entsprechend anders belastet werden und dabei ihre Form verändern.


  • Wenn Sie diesen Thread mitlesen, dann verstehen Sie wahrscheinlich meine Verwunderung darüber wie Männer zu ihren Schuhen kommen.
    Einmal sprach mich sogar einmal eine Frau darauf an, dass sie für ihren Mann ein Paar Schuhe kaufen wollte.
    Und dann auch noch verkünden sie würden passen - nur hier würde es ein bisschen zwicken, dort ein wenig schlappen und so arg gerne würden sie sie auch nicht anziehen,
    was man auf den ersten Blick versteht wenn man sich die Gehfalten anschaut.

    Es gibt halt eben Dinge, die nur sehr schwer zu verstehen sind, wenn überhaupt!

    So zum Beispiel wie ein Paar handgefertigter Maßschuhe nur auf der Basis von ein paar im Eilverfahren abgenommenen Maßen entstehen kann.

  • Neben dem Rist, seiner Höhe und Umfang, taucht sehr oft die Bezeichnung Ballenumfang und "toebox" auf.
    In manchen Ecken wird der Rist umgangssprachlich auch als Spann bezeichnet, ist aber an sich nicht so ganz logisch...

    Die nachfolgende Schnittzeichnung verdeutlicht sehr gut, dass es beim Messen eines Umfangs darauf ankommt wie er sich verteilt,
    ob flacher und breiter Fuß oder schmalerer und dafür höherer Fuß.

    Oft kaufen sich die Herren Schuhe, in die sie bequem einschlüpfen können mit einem entsprechenden Innenvolumen,
    sprich: sehr hohe Schuhe über den Zehenballen mit entsprechend großzügig bemessen Raum für die Zehen.
    Wiener - und Budapester Leisten sind gefragt.

  • Ich müsste mal wieder weiterschreiben....
    aber es dürfte doch eigentlich jedem klar sein, dass je schmaler ein Schuh an der Spitze zuläuft desto länger er wird, oder braucht es dazu extra eine Zeichnung?

    Die Konsequenz daraus ist, dass die Leistenlänge, die die Schuhform bekanntlich bestimmt, zunächst einmal absolut nichts über die Schuhgröße aussagt;
    daneben dürften die allerwenigsten Schuhträger jemals das Leistenpaar in die Hand bekommen auf denen ihre Schuhe gemacht wurden.
    Warum so oft von den Leisten die Rede ist, ist daher ein Rätsel.

    Ein Schuh mit runder Spitze ist kürzer als einer mit einer ovalen als einer der ganz spitz ausläuft - dies gilt auch für den Leisten.

    Das Maß, um das der Schuhinnenraum länger ist als der Fuß, der hinein passen soll, nennt man Spitzenzugabe.
    Diese bestimmt sich aber nicht nur über das Fußlängenmaß sondern sie hängt auch wesentlich davon ab, ob die breiteste Stelle des Fußes sich exakt
    auch an der breitesten Stelle des Schuhes anliegt oder ob eventuell die Schuhfabrik die Toleranzen voll in Anspruch genommen hat;
    dabei spielt es auch ein nicht zu unterschätzende Rolle ob überhaupt eine oder zwei Überstemmen eingebaut wurden,
    um dem Fuß den benötigten Halt zu geben.

    Ganz abgesehen einmal davon, dass gar so mancher Schuhfabrikant fehlerhaft konstruierte oder gefertigte Schuhe verkauft!

    Die Spitzensprengung spielt bei der Bemessung der anatomisch korrekt bemessenen Spitzenzugabe nur eine kleine, untergeordnete Rolle,
    aber sie spielt eine!
    Das Maß der Spitzensprengung bestimmt sich natürlich in erster Linie aus der Absatzhöhe (exakt: Fersensprengung) und der Art wie der Träger geht (abrollt u. Fußstellung).

    Die gesamte Spitzenzugabe bzw. das Maß von der Ballenlinie bis zum Abschluss der Schuhspitze wird bestimmt ab der anatomischen Ballenlinie
    und nicht ab dem Ende der längsten Zehe.

    Immer noch alles klar oder doch lieber eine Zeichnung, oder gar mehrere? :diablo:

  • Die Bettung des Fußes gegen das Verrutschen zur Seite oder nach vorne und hinten ist ein ganz spezielles Thema, denn dabei spielt auch der Schuhaufbau eine Rolle.
    Betrachten wir die Fuß-Widerlager von hinten nach vorne, von der Ferse zur Schuhspitze hin.

    Das obere Bild zeigt die Machart "Rahmengenäht" in der Billigausführung Goodyear Welted geklebt-genäht [primestitched] so wie sie sehr oft anzutreffen ist:
    Unter der Ferse befindet sich eine Korkschicht, die im Laufe der Tragezeit komprimiert wird.

    Dieses Foto zeigt unter der Ferse nur Lederschichten - zugegeben ein sehr einfacher Aufbau, da der untere Keder (unterhalb der Brandsohle) fehlt;
    der obere kann aufgrund der Machart Norvegese entfallen.

    Wenn man diese beiden Macharten/Ausführungen miteinander vergleicht, dann müsste auffallen, dass selbst wenn der Schuh im Neuzustand im oberen GYW-Schuh
    einen guten Halt findet, da die Fersenkappe sowohl von ihrer Beugung her (Fersenborgenradius) und von oben betrachtet in der Breite sehr gut an der Ferse anliegt,
    dass dieser optimale Halt beim Tragen irgendwann verloren geht, da die Ferse durch den komprimierten Kork darunter absinkt.
    Dies ist bei einem "festen" Fersenunterbau aus Leder nicht der Fall, da das dazu verwendete Sohlenleder nicht nachgibt.

    In der Regel wären dies bei der Machart rahmengenäht in Schuhmacherausführung:

    • oberer Keder (die Fortsetzung des Rahmens oberhalb des Absatzes)
    • gewölbte Brandsohle - deren Form wird durch den Leisten vorgegeben, man kann sie sich in etwa wie eine Obstschale vorstellen
    • unterer Keder - um unterhalb der gewölbten Brandsohle ein flaches Auflager für den Absatzaufbau zu schaffen)
    • Absatz aus Lederschichten

    Betrachtet man den Fuß bzw. Schuh weiter in Richtung Spitze, den Einschlupf, dann wird dort der seitliche Halt durch die beiden Seitenteile, die Quartiere gewährleistet.
    Dies setzt natürlich voraus, dass die Schuhbreite in diesem Bereich stimmt und die Form der Quartiere, d.h. dass diese nicht geometrisch streng senkrecht wie ein Lot
    ausgeführt sind sondern eine der Fußanatomie entsprechende Wölbung haben.

    Im Bereich von Innen- und Außenspann werden zwischen Futter- und Schaftleder die Überstemmen eingeklebt, damit der Fuß dort einen festen seitlichen Halt findet.

    Man sieht auf dem oberen Bild auch deutlich, dass die Zehenballen im Laufe der Zeit beim Gehen, exakt beim Abstoßen, die Korkschicht unterhalb der Brandsohle
    irgendwann so stark zusammengedrückt haben werden, dass der Kork zerbröselt unter der Fuß absinken wird.
    Dadurch hat der Fuß im vorderen Bereich dann Luft über dem Rist (Fußrücken) und der Schaft liegt dort nicht mehr an, kann also dem Fuß nur noch wenig Halt bieten.
    Der Schuh "wackelt" um den vorderen Teil des Fußes herum und dabei bilden sich die Gehfalten stärker aus.

    Ich formuliere diesen Artikel später aus, da ich jetzt mehrfach gestört wurde - ich bitte um Ihr Verständnis.
    Wichtig ist jedoch, dass der Fuß durch den Schuhschaft und die Brandsohle eine Bettung, sein Widerlager bekommt,
    aber nicht durch eine Korkschicht, die sogenannte Ausballung, unterhalb der Brandsohle, mit der der Fuß nie in Kontakt kommt geschweige denn sie ein Fußbett sein könnte.

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