Macharten III - Bentivegna - Norvegese Stagno - Mocassino

  • Bentivegna

    Der Rahmen wird nach innen auf die Brandsohle geschlagen und die Zwischensohle verdeckt (zw. Rahmen und Schaft hindurch) gedoppelt.

    Norvegese - in Montegranaro Stagno genannt,
    da mit einem zusätzlichen Riemen (Rahmen) vernäht - der Rahmen wird nach außen geschlagen.

    Ein Modell in Stagno von Vittorio
    bestofbest-mode.com/index.php?attachment/8945/

    Ein "echter" Norvegese ohne zusätzlichen Rahmen von Damiano
    bestofbest-mode.com/index.php?attachment/8949/

    Mocassino

  • Endlich habe ich das Foto eines aufgeschnittenen Schuhs in der Machart Norvegese gefunden - ich freue mich darüber sehr! :smile:

    Guiseppe Bettanin - grazie Mille!

    Man sieht sehr deutlich, dass der Fuß nur auf Leder ruht:

    • halbe Branddecksohle
    • helle Brandsohle
    • 2 Zwischensohlen
    • Laufsohle

    Diese Konstruktion, die ich gelegentlich auch als Sandwich-Konstruktion bezeichnet habe, da alle Sohlen in ihrer Stärke
    aufeinander abgestimmt sind, bietet dem Fuß den optimalen Komfort und beugt Fußschäden vor, da eine Ausballung
    nicht vorhanden ist.
    Die Bettung (nicht Fußbett) nimmt der Schuhmacher vor, indem er den Schuh möglichst passgenau auf die Füße abstimmt
    und den Schaft über dem Gelenk (STEG) einzieht, so dass der Schaft dort unter dem Fußgewölbe anliegt und es abstützt.
    Darin läuft es sich viel leichter als in einem rahmengenähten Schuh, da die Aussteifung durch den Rahmen
    schlicht und einfach entfällt.

    Dies ist der Grund warum ich die Machart Norvegese und ihre engen Verwandten für die besten halte,
    die man für Geld bei einem sehr guten Schuhmacher ordern kann.

  • Ich kann deine Ausführungen bestätigen. Ich habe Andrea Ripani kontaktiert aufgrund einer neuen Schuhbeatellung. Dabei habe ich ihn nach der Konstruktion in der Machart "Norvegese" gefragt. Es wird kein Kork verwendet, man läuft tatsächlich nur auf Leder. Bontoni verwendet bei ihren Schuhen, die in "Norvegese" gemacht wurden hingegen eine Füllung, was mich sehr wundert bei den aufgerufenen Preisen.

  • Lieber Urban, könntest du einmal den Unterschied zwischen Stagno (also mit Rahmen), Bentivegna und Tirolese, bzw. Cadenon erklären. Vom Prinzip her dürfte das ja (fast) die gleiche Machart sein. Gibt es regionale Unterschiede außer der Bezeichnung?

    Und wo liegt hier wieder der Unterschied zu Goyser in AT/HU?

  • https://www.alcesteshoes.com/lavorazioni

    http://www.bettaninshoes.com/prodotto/358nf/

    http://www.dergoiserer.at/ueber-den-originalen-goiserer/

    Die Unterschiede sind marginal, abweichen tut nur Bentivegna, da dort eine Naht an der obersten des Rahmens hängt bzw. diese umschlingt und der Rahmen ist nach innen unter die Brandsohle geschlagen.
    Einmal werden 2 und ein anderes Mal 3 Nähte rundum gestochen und gedoppelt und erfassen dabei die divesen Sohlen
    von der Brandsohle bis hin zur zweiten Laufsohle.
    Und ganz ehrlich ist es mir zu viel Arbeit auf die jeweiligen Details einzugehen und ggf. auch noch die Zeichnungen dazu anzufertigen;
    ich bitte um Verständnis, aber diese Zeit habe ich jetzt nicht, da auf mich noch jede Menge anderer Arbeit an diesem Wochenende wartet.

  • Ich bin wohl etwas müde, aber ich versuche mal etwas Ordnung in diese Macharten zu bringen.

    Man sollte als erstes Unterscheiden zwischenMacharten unter Verwendung eines Lederstreifens/Ledergurtes:
    Zwiegenäht
    Stagno
    Bentivegna
    und den übrigen ohne diesen Streifen.


    Zwiegenähte Schuhe weisen zwei Nähte auf:
    Die obere erfasst Ober- und Futterleder, die nach außen geschlagen werden, und verbindet die beiden mit der Brandsohle;
    die untere, die zweite Naht verbindet den Ledergurt und die Zwischen-/Mittelsohle, auf die die Laufsohle aufgeklebt wird.
    Diese Schuhe weisen i.d.R. keine Ausballung unterhalb der Brandsohle auf.

    Stagno hat 3 Nähte:
    Die obere verbindet den Ledergurt mit Ober-,Futterleder und mit der Brandsohle, die mittlere verbindet Ledergurt,
    Ober- und Futterleder mit der Laufsohle und ist ca. 2,50 bis max. 3 mm stark.
    Die untere, die äußere Naht verbindet die Zwischen-/Mittelsohle mit der Laufsohle - dadurch sind diese Schuhe sehr flexibel.
    Ebenfalls keine Ausballung unter der Brandsohle - alle 3 Sohlen liegen direkt aufeinander auf.

    Bentivegna, die ältere Machart - 3 Nähte:
    Der Ledergurt wird an Ober- und Futterleder angenäht und nach innen auf die Brandsohle geschlagen;
    danach sticht der Schuhmacher zwischen dem hoch-, dem senkrecht stehenden Ledergurt und Schaft mit der Ahle seine Löcher durch
    den umgeschlagenen Riemen und doppelt die Zwischen/Mittelsohle an.
    Zwischen Brand- und Mittelsohle bringt er eine Ausballung ein in der Stärke (Höhe) des Ledergurtes;
    Ober- und Futterleder wurden nach dem Abschneiden ebenfalls nach innen auf die Brandsohle geschlagen.
    Die Schlaufe dieses Drahtes legt sich also um die Doppelschlaufe mit der der Gurt an den Schaft angedoppelt wurde.
    Anschließend doppelt er die Laufsohle an die Mittelsohle an.

    Bei der Ledergurtlosen Machart Norvegese werden Ober- und Futterleder nach außen auf die Mittel-/Zwischensohle geschlagen,
    aber kurz abgeschnitten, so dass sie nicht bis zu Sohlenschnitt/Sohlenrand reichen.
    Die 3 Nähte sind von der Funktion her wie die bei der Machart Stagno.
    Keine Ausballung vorhanden/erforderlich.

    Cadenon:
    Dasselbe unter Mitführung von 2 sich kreuzenden Zierdrähten (= gepechtes Garn).

    Goiserer - 2 Nähte und das Ober+ Futterleder werden nach außen auf die Mittel/Zwischensohle geschlagen und
    ist im Prinzig die Machart Zwiegenäht ohne Ledergurt - oder - die Sparversion von Norvegese.
    Die Laufsohle wird aufgeklebt - ansonsten wäre die 3 Naht erforderlich.


    Welche Schuhe in welcher Machar am flexibelsten, biegsamsten, sind hängt vom Schuhmacher,
    den Sohlen, ob chrom- oder vegetabil gegerbt sowie deren Stärke, und dem Oberleder ab.

    Die Preise sind entsprechend dem Arbeitsaufwand und der erforderlichen Präzision, da Sichtdopelung, entsprechend verschieden,
    am teuersten sind Stagno und Cadenon.

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