Schuhreparatur - Was sehen Sie? Was vermuten Sie?

  • Mal im Ernst: Sowas nimmt man nur ab, um es dem "Handwerker" danach in den Schädel zu rammen". Warum bezahlt man dafür?

  • Haha das ist wirklich stark, war der Besitzerin hoffentlich eine Lehre.

    Wie auf dem letzten Bild ersichtlich, scheinen die Schuhe ja aber von fachkundiger Hand – ich vermute aus Stuttgart – gerettet worden zu sein...

  • Wie auf dem letzten Bild ersichtlich, scheinen die Schuhe ja aber von fachkundiger Hand – ich vermute aus Stuttgart – gerettet worden zu sein...

    Stimmt.
    Die Aufnahmen habe zwar ich Urban zur Verfügung gestellt, aber die Korrektur dieses "Kunstwerkes" stammt nicht von mir.

    Die Damenschuhe wieder in den usrpünglichen Zustand zu versetzen habe ich von meiner Auszubildenden ausführen lassen.

    Diese Schuhe gehören einer Society-Lady.
    Im Flugzeug, auf dem Weg nach Südafrika, lösten sie die Sohlen.

    Wohl in der Annahme, dass das Ankleben der Sohlen kein größeres Problem darstellen sollte, gab sie die Schuhe im Hotel ab. Das Hotel "kümmerte" sich um die Ausführung der anfallenden Arbeit.

    Die feinen, dünnen, leichten Sohlen, die ursprünglich auf diesen noch nie reparierten Schuhen waren, wurden nicht angeklebt, sondern durch sehr dicke Ledersohlen ersetzt. Und auf diese viel zu dicken Ledersohlen wurde anschließend noch Gummisohlen aufgeklebt.

    Als die Dame die Schuhe zurückerhielt, war sie vollkommen sprachlos.
    Die Zeit drängte. Sie mußte wieder abfliegen.
    In Stuttgart angekommen, brachte sie die Schuhe zu mir.

    Genau die richtige Arbeit für meinen Lehrling, dachte ich mir.

  • War sie bei der Abholung wieder sprachlos?:smile:

    Deinen Gedankengang kann ich nachvollziehen.

    Man könnte tatsächlich meinen, dass die Dame sprachlos hätte sein können, über das Vorher- Nachher-Ergebnis.

    Aber wirklich überrascht war sie nicht, als sie ihre Schuhe wieder bei uns abholte.
    Seit mehreren Jahrzehnten schenkt sie uns ihr Vertrauen. Sie wußte was sie zu erwarten hat.
    Vielleicht dachte sie ja für sich: "Krivak wird es schon richten".

    :diablo:Nur diesmal hat nicht Krivak die Arbeit ausgeführt.
    Weder der "Alte" noch der "Junior".

    Es war der Stift.

    Und ich glaube, man kann aus meinen Zeilen einen gewissen Stolz, den ich empfinde, herauslesen:
    "Mein" Stift hat bereits im ersten Lehrjahr Arbeiten abgeliefert, die auf so hohem Niveau sind, dass unsere Kunden glauben, der Meister selbst hat´s gemacht.

    Ich habe noch einige weitere Beispiele, die ich demnächst hier einstellen werde.


  • :diablo:Nur diesmal hat nicht Krivak die Arbeit ausgeführt.
    Weder der "Alte" noch der "Junior".

    Es war der Stift.

    Und ich glaube, man kann aus meinen Zeilen einen gewissen Stolz, den ich empfinde, herauslesen:
    "Mein" Stift hat bereits im ersten Lehrjahr Arbeiten abgeliefert, die auf so hohem Niveau sind, dass unsere Kunden glauben, der Meister selbst hat´s gemacht.

    Ich habe noch einige weitere Beispiele, die ich demnächst hier einstellen werde.

    Vom Meister höchstpersönlich?

    Gibt's auch noch Fotos vom Fortschritt des Gesellenstücks der EX-STIFTIN?

  • Und wie nah ist sie in den zwei Jahren danach an ihren Meister rangekommen - sieht man da noch einen Unterschied?:pardon:

    Mal abwarten.

    Sie bessert die Arbeit von "Meisterwerkstätten" aus (und ich grinse hämisch).
    Gelegentlich bessere ich ihre Arbeit nach.
    Und wenn sie in 10 Jahren meine Arbeit nachbessert, werde ich mich sehr freuen.

    Aber das Ausbessern von Kollegenarbeit ist leider nicht immer einfach.
    Oft machen, nennen wir es einfach mal "merkwürdig ausgeführte Reparaturen" ein Ausbessern sehr schwer.

    So, wie zum Beispiel, auf dem nachfolgendem Foto zu sehen ist, wurde bei einer Halbsohlenreparatur in einem Frankfurter Meisterbetrieb, neben die ursprünglich vorhandene Doppelnaht, partiell weitere Doppelnähte angebracht.
    Aber eben nicht in die alten Stichlöcher, sondern neben die ursprüngliche Naht (siehe Pfeile).
    Die Stiche beider Nähte wurden gezogen und anschließend versucht einen Kompromiß zu finden, der Haltbarkeit und Ästhetik verbinden.

    Solche Vorlagen machen einem "das Leben" schwer.

    Die Reparatur aus dem Frankfurter Meisterbetrieb weist die typischen Merkmale auf, wenn mit einer Doppelmaschine gearbeitet wurde.

  • Hat mit dem Thema ja nur indirekt zu tun, aber bereits in ganz jungen Jahren lautete meine Devise nach einem Malheur:
    EINSICHT ist der beste Weg zur Besserung!

    Die EINSICHT, dass eine "preiswerte" Reparatur sehr teuer werden kann - in meinem Fall: Repkost + Müto = Totalverlust
    Ein anderes Mal war ich bei der Abholung sehr verwundert über den niedrigen Preis für die 6 oder 7 Paar - Zuhause angekommen
    durfte ich mich dann mit dem Gedanken anfreunden, dass ich über die Bucht entsorgen muss.

    Also lieber einen guten Schuhmacher (auf-) suchen und etwas mehr bezahlen und von vorneherein jedes Risiko + Ärger ausschalten.:wink:

  • Guten Morgen Urban,

    ja, da hast Du mal wieder Recht.

    Es kommt aber leider auch vor, dass wir die Arbeit eines, na, benutzen wir mal den Ausdruck, "Reparateurs", nicht mehr ausbessern können.
    Das Ausbessern ist nicht möglich, oder zu aufwenig.

    Aber nicht immer sind (ungelernte ??) Reparateure die Schuldigen.

    Anbei Bilder eines Schuhs, bei dem die Holzgelenkfeder gebrochen ist:

    Bild 1:
    Man kann den Schuh mit wenig Kraftaufwand durchbiegen. Der Verdacht einer gebrochenen Gelenkfeder oder das
    Nichtvorhandensein einer Gelenkfeder liegt nahe:


    Bild 2:
    Man kann die Bruchstelle der Holzgelenkfeder erkennen:


    Bild 3:


    Weitere Bilder über das Fortschreiten des Austauschens von Gelenkfedern durch meine Auszubildende folgen.

  • Guten Morgen Davor!

    Vielen Dank für Deine Fotos - ich als Nichtschuhmacher benutze lieber den Ausdruck Gelenkstück statt -feder, da es dann nicht
    zu dem Mißverständnis kommen kann, dass dieses Teil federt - es hält, steift aus oder es bricht wie Deine Fotos zeigen,
    und dann wird's teuer.
    Aber es gibt ja auch Hersteller, die erst gar kein Gelenkstück einbauen getreu dem Motto:
    Was nicht da ist, das kann auch nicht kaputtgehen!
    Stattdessen versuchen sie den Schuh durch dickere Sohlen, z.T. sogar 360 Grad rahmengenäht, auszugleichen - dies macht ihn allerdings recht schwer.

    Ich bin auf jeden Fall ganz gespannt auf die Fotos vom weiteren Arbeitsfortschritt.:smile:

  • Guten Morgen Davor!

    Vielen Dank für Deine Fotos - ich als Nichtschuhmacher benutze lieber den Ausdruck Gelenkstück statt -feder, da es dann nicht
    zu dem Mißverständnis kommen kann, dass dieses Teil federt -

    Also das Gelenkleder oder Gelenkstück, welches aus sehr festem Leder bestehen und in welchem die Gelenkfeder eingebettet sein sollte, ist bei dem gezeigten Schuh nicht vorhanden.
    Stattdessen ist um die Holzgelenkfeder herum diese KorkschrotpasteDingsBums.

    Wie es besser gemacht werden kann, wird auf weiteren Fotos noch gezeigt werden.


    es hält, steift aus oder es bricht wie Deine Fotos zeigen,
    und dann wird's teuer.
    Aber es gibt ja auch Hersteller, die erst gar kein Gelenkstück einbauen getreu dem Motto:
    Was nicht da ist, das kann auch nicht kaputtgehen!
    Stattdessen versuchen sie den Schuh durch dickere Sohlen, z.T. sogar 360 Grad rahmengenäht, auszugleichen - dies macht ihn allerdings recht schwer.



    Ja, das sind dann die Schuhe, an denen der Absatz (-körper) nicht richtig hält.
    Scheint wohl Kult zu sein.


    Ich bin auf jeden Fall ganz gespannt auf die Fotos vom weiteren Arbeitsfortschritt.:smile:

    Ich sollte mich exakter ausdrücken.
    Es handelt sich bei meiner "Auszubildenden" natürlich um meine Ex.
    Ex-Auszubildende.
    Die Aufnahmen sind schon älter.
    Den "Arbeitsfortschritt" gibt es nicht, da die Arbeit ja bereits seit längerer Zeit abgeschlossen ist.
    Aber die Bilder werde ich natürlich trotzdem einstellen, damit man sehen kann, wie´s weiterging.

  • Sehr interessante Bilder, ich bin auf die restlichen gespannt...

    Hallo M. Power,

    bei dieser Arbeit ging es darum, die Funktionalität der Schuhe wieder herzustellen.
    Die Kosten sollten so gering wie möglich gehalten werden;
    - Absätze entfernen,
    - Sohlen entfernen,
    - Ausballung entfernen,
    - Holzgelenkfeder gegen Stahlgelenkfeder austauschen,
    - Ausballung einsetzen,
    - Langsohlen aufbringen,
    - Absätze Lederschicht für Lederschicht aufbauen
    sind bereits arbeitsaufwendig.

    Auf Schnickschanck, wie bunte Bildchen auf den Sohlen wurde verzichtet.

  • Na, dann lass mal bitte sehen wie die Arbeiten vonstatten gingen - vielleicht könntest Du auch kurz darauf eingehen,
    wie der Laie erkennt wann er wieder eine neue Laufsohle aufbringen lassen sollte....:wink:

  • Na, dann lass mal bitte sehen wie die Arbeiten vonstatten gingen -



    Bevor die Holzgelenkfedern gegen Stahlgelenkfedern austauscht wurden, mußte (logischerweise) erst einmal der Absatz (-körper) und die Laufsohle entfernt werden:

    Das Entfernen der Korkausballung war nicht schwierig. Bereits teilzerbröselt fiel sie beim Ablösen der Laufsohle heraus.



    Wie man erkennen kann, gab es um die Holzgelenkfeder herum "nichts".
    Auf einem Bild, das noch später eingestellt werden wird, ist statt einem "Nichts" festes Kernleder zu erkennen. Dieses Leder umschließt die Stahlgelenkfeder.
    Doch dazu später mehr.

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